Überflieger mit Fragezeichen
Rüstungsaktien
Überflieger mit Fragezeichen
Von Dieter Kuckelkorn
Die Aktie von Rheinmetall erweist sich wieder mal als Überflieger mit einem Kursanstieg als Reaktion auf die jetzt vorgestellten Quartalszahlen von zeitweise fast 7%. Mit einem Niveau von mehr als 1.400 Euro hat sich der Kurs in den vergangenen vier Jahren mehr als verdreizehnfacht. Eine Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 89 auf Basis der Gewinne der vergangenen zwölf Monate lässt zudem so manchen großen amerikanischen Technologiewert vor Neid erblassen.
Unendlich viel Geld vorhanden
Die Investment Story, die derzeit auch viel „Hot Money“ aus den USA anzieht, ist simpel: Mit dem jüngsten Bundestagsbeschluss sei nun praktisch unendlich viel Geld für die Aufrüstung vorhanden, was den Rüstungskonzernen noch für viele Jahre einen warmen Regen beschert. Und in der Tat berichtet Rheinmetall auch von einem stark gestiegenen Auftragsbestand.
Zu teuer und zu wenig
Allerdings dürften diese Perspektiven bereits hinreichend in den extrem stark gestiegenen Aktienkursen des Sektors abgebildet sein, zumal sich hinsichtlich des Geschäftsmodells westlicher Rüstungskonzerne, wenige, dafür aber technologisch sehr weit entwickelte und damit margenstarke Produkte zu verkaufen, zunehmend Fragezeichen ergeben. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass sich Szenarien einer steigenden Kriegsgefahr in Europa als realistisch erweisen sollten. Die Erfahrungen im Ukraine-Krieg haben nämlich nach Einschätzung der deutschen Botschaft in der Ukraine gezeigt, dass die teuren deutschen Waffensysteme in der Realität bestenfalls bedingt kriegstauglich sind. Erforderlich sind einfachere und robustere Systeme, vor allem aber wesentlich größere Stückzahlen, was mit den aktuellen Preisen − beispielsweise zuletzt 29 Mill. Euro für einen einzelnen Leopard 2A8 − unrealistisch wäre. Dies würde jedoch eine grundsätzliche Neuausrichtung der Rüstungsindustrie inklusive einer sehr viel stärkeren staatlichen Einflussnahme mit sich bringen. In einem solchen Bedrohungsumfeld, das Politiker für möglich halten, müssten die Margen der Rüstungskonzerne sowie die Interessen der Aktionäre und damit letztlich die Aktienkurse weit hintanstehen.