Finanzmarktkalender5. Juni

EZB steuert auf womöglich letzte Zinssenkung zu

Die EZB dürfte Anfang Juni erneut die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken. Im Rat der Notenbank gehen die Einschätzungen auseinander, ob es anschließend noch weiteren Bedarf an einer Lockerung der Geldpolitik gibt.

EZB steuert auf womöglich letzte Zinssenkung zu

mpi Frankfurt

5. Juni

EZB steuert auf weitere Zinssenkung zu

Die EZB dürfte in der kommenden Woche die Leitzinsen zum achten Mal seit Juni 2024 senken. Der für die Geldpolitik wichtige Einlagensatz läge dann bei 2%. Für eine Reihe von Notenbankern ist damit ein Niveau erreicht, das neutral auf die Konjunktur in der Eurozone wirkt, diese also weder ausbremst noch anschiebt.

Die Einschätzungen der EZB-Ratsmitglieder gehen auseinander, ob die Leitzinsen anschließend noch weiter sinken sollten oder der Tiefpunkt zumindest fürs Erste damit erreicht ist. Dabei gehen die unterschiedlichen Standpunkte quer durch die beiden Lager im EZB-Rat. So kann sich der griechische Notenbankpräsident Giannis Stournaras, eigentlich ein Vertreter eines eher lockeren geldpolitischen Kurses, eine Zinspause im Juli vorstellen.

Neue Projektionen der EZB

Sein belgischer Amtskollege Pierre Wunsch, der grundsätzlich für einen restriktiveren Kurs steht, bringt hingegen eine expansive Geldpolitik ins Spiel. Die Wirtschaft der Eurozone benötige möglicherweise Zinsen auf einem „leicht unterstützenden“ Niveau. Andernfalls könnte die Inflation mittelfristig zu niedrig ausfallen. Marktprognosen eines Einlagensatzes von unter 2% zum Jahresende seien „vernünftig“.

Wie die Ökonomen der EZB und der nationalen Notenbanken im Euroraum den mittelfristigen Inflationsausblick einschätzen, werden die neuen Projektionen zu Inflation und Wirtschaftswachstum zeigen, die im Rahmen des Zinsentscheids am 5. Juni veröffentlicht werden.

Entscheidender Faktor Zölle

Immer wieder betonen EZB-Ratsmitglieder – wie zuletzt der niederländische Notenbankpräsident Klaas Knot – die Bedeutung der Projektionen für ihren Kurs. Entscheidend für die Geldpolitik in diesem Jahr wird auch die Entwicklung des Zollkonflikts der USA mit dem Rest der Welt sein. Die reziproken Zölle der USA sind bis zum 9. Juli ausgesetzt. Bis spätestens dahin braucht es eine Verhandlungslösung zwischen der EU und den Vereinigten Staaten, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Die übernächste Zinssitzung der EZB ist am 24. Juli, sodass die Notenbanker bis dahin den Ausgang der Verhandlungen kennen. Gegenzölle der EU bei einem Scheitern der Gespräche dürften den Inflationsdruck in der Eurozone erhöhen. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum durch die US-Zölle und die Unsicherheit im Handelskonflikt dürften wiederum den Spielraum von Unternehmen für Preiserhöhungen reduzieren.

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