OECD kappt Wachstumsprognosen
OECD kappt Wachstumsprognosen
USA und China von Tempoverlust besonders betroffen – Deutschland unter den Schlusslichtern
ba Frankfurt
Die Industrieländerorganisation OECD weist Deutschland zwar weiter die Rolle eines der Wachstumsschlusslichter zu. Von der erwarteten Wachstumsverlangsamung dürften aber die Vereinigten Staaten, Kanada, Mexiko und China am stärksten betroffen sein. In den vergangenen Monaten hätten Handelsbarrieren sowie wirtschaftliche und handelspolitische Unsicherheit deutlich zugenommen. „Diese stark gestiegene Unsicherheit hat sich negativ auf das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern ausgewirkt und dürfte Handel und Investitionen bremsen“, schreibt die in Paris ansässige Organisation in ihrem Wirtschaftsausblick. Geringeres Wachstum und weniger Handel werden die Einkommen belasten und das Beschäftigungswachstum bremsen.
Eher optimistisch
Die Prognosen für die Weltwirtschaft wurden für dieses und das kommende Jahr auf 2,9% gesenkt, nach dem Wachstum von 3,3% im Jahr 2024. Im März hatte die OECD noch Raten von 3,1% und 3,0% erwartet. Die Voraussage für die USA wurde für dieses Jahr kräftig auf 1,6% von zuvor 2,2% gekappt. Das chinesische BIP dürfte 2025 um 4,7% zulegen, bevor sich das Tempo 2026 auf 4,3% reduziert. Die bisherigen Prognosen lagen bei 4,8% und 4,4%. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft dürfte die Folgen der US-Zollerhöhungen teils durch staatliche Subventionen und höhere Sozialleistungen ausgleichen können.
Die Wachstumserwartung von 0,4% im laufenden Jahr für Deutschland allerdings wurde beibehalten. Damit belegt die größte Euro-Volkswirtschaft neben Mexiko den drittletzten Platz. Nur Österreich (–0,3%) und Norwegen (0,3%) wird noch weniger zugetraut. Zudem zeigt sich die OECD damit deutlich auf der optimistischen Seite: Die Wirtschaftsweisen etwa erwarten nur eine Stagnation in diesem Jahr und ein Plus von 1,1% im kommenden. Die OECD hingegen hat die Prognose für 2026 auf 1,2% erhöht. Zuvor hatte sie 1,1% vorausgesagt.
Strukturreformen empfohlen
Während die US-Zölle das deutsche Wachstum bremsen werden, dürfte der Privatkonsum angesichts niedriger Inflation, steigender Nominallöhne und abnehmender innenpolitischer Unsicherheit nach der Regierungsbildung wieder zulegen. Anschieben dürften auch die öffentlichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur. Der Bundesregierung empfiehlt die Organisation, die Reform der Haushaltsregeln mit Strukturreformen zu ergänzen. Unter anderem wird eine Verlagerung der Steuerlast vom Faktor Arbeit hin zu Kapitaleinkommen und Vermögen angeraten, beispielsweise durch die Reduzierung der Erbschaftsteuerbefreiungen für Unternehmensvermögen. So würden Anreize für mehr Arbeit gesetzt und der Fachkräftemangel gelindert.