Vor allem Jüngere beweisen wieder mehr Gründergeist
Vor allem Jüngere beweisen
wieder mehr Gründergeist
Zahl der Existenzgründungen in Deutschland steigt
ba Frankfurt
Der Gründergeist ist in Deutschland nur schwach ausgeprägt, 2024 haben aber wieder mehr Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Laut dem KfW-Gründungsmonitor waren sie dabei im Durchschnitt so jung wie noch nie seit Beginn der Erhebung. Zudem waren die Existenzgründungen so digital wie nie und der Anteil von 75% der Gründer, die den Kapitalbedarf für die Existenzgründung ausschließlich mit Eigenmitteln deckten, ist der höchste bisher gemessene Wert. Allerdings wurden Gründungen – wohl auch wegen der allgemeinen Preissteigerungen – kapitalintensiver.
Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Existenzgründungen um 3% auf 585.000. Dabei gab es 5% mehr Nebenerwerbsgründungen als im Vorjahr, wohingegen die Vollerwerbsgründungen leicht rückläufig waren. Den Anstieg erklärt KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher auch mit dem sich abkühlenden Arbeitsmarkt. Für 2025 rechnet er mit erneut leicht steigenden Gründungszahlen. Denn die Planungsquote bei Gründungen hat sich nach einem Tiefststand im Jahr 2023 erholt. Nach 3,6% im Vorjahr verfolgten nun 4,9% der Bevölkerung Gründungspläne. Als Lichtblick bezeichnet der Chefökonom, dass die Gründungspräferenz jüngerer Menschen vergleichsweise hoch ist. 36% der 18- bis 29-Jährigen hatten in der Befragung angegeben, lieber selbstständig als angestellt sein zu wollen.
So wenig „Silver Entrepreneurs“ wie nie
2024 lag das Gründungsalter im Durchschnitt bei 34,4 Jahren. Zum Vergleich: Anfang des Jahrtausends lag das Durchschnittsalter meist noch bei 37 bis 38 Jahren. Die Verjüngung im langfristigen Trend führt die KfW vor allem auf einen überdurchschnittlichen Rückgang der 40 bis 49-jährigen Gründer zurück. Deren Anteil sank auf 16% von 19% im Vorjahr. Bei den „Silver Entrepreneurs“, den 50- bis 65-Jährigen ging es von 15% auf 12% nach unten – das ist der bisher geringste Wert. 39% der Gründer waren dagegen 18 bis 29 Jahre alt, ein Höchststand für diese Alterskohorte.
Dass sich die Gründungstätigkeit seit Anfang des Jahrtausends stark abgeschwächt hat und seit 2018 im Seitwärtstrend verharrt, führt Schumacher auch auf die in den vergangenen Jahren gut laufende Wirtschaft zurück – die Menschen hätten sich für die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses entschieden. „Das ist eine Mentalitätsfrage.“ Es ginge aber auch um Bildung. „Mehr Zutrauen bei finanziellen Themen erhöht die Wahrscheinlichkeit zu gründen. Von daher ist es positiv, dass die neue Regierung in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten hat, Entrepreneurship Education als Ziel für Schulqualität und Lehrerbildung zu ergänzen.“
Wünschenswert, so Schumacher, wäre auch, dass sich mehr Menschen dazu entschließen, bestehende Unternehmen zu übernehmen. Denn die Nachfolgelücke bei Unternehmen sei enorm. Denn 2024 lag der Anteil von Neugründungen an den Existenzgründungen bei 83% und nur 10% waren Übernahmen bereits bestehender Unternehmen, 7% Beteiligungen. Seit Mitte der 2000er-Jahre beobachtet die KfW einen trendmäßigen Rückgang des Anteils von Übernahmen und Beteiligungen.