LeitartikelBitcoin

Genügend Schub für den Höhenflug

Anleger verabscheuen Unsicherheiten. Bitcoin-Investoren profitieren aber zunehmend davon, wenn das Vertrauen in die etablierten Asset-Klassen schwächelt.

Genügend Schub für den Höhenflug

Bitcoin

Genügend Schub für den Höhenflug

Von Tobias Möllers

In den vergangenen zwölf Jahren war Bitcoin meist die renditestärkste Cyber-Devise und es spricht einiges dafür, dass das Ende der
Fahnenstange noch nicht erreicht ist.

Nicht nur Gold und der Dax, auch Bitcoin hat zuletzt Rekordhochs markiert. Nach dem Amtsantritt des selbsternannten Kryptopräsidenten Donald Trump hatte Bitcoin in den ersten Monaten des Jahres geschwächelt. Zuletzt witterte die älteste Kryptowährung aber wieder Morgenluft, übersprang die im Januar aufgestellten Bestmarken und kletterte im Mai bis auf ein Allzeithoch bei 112.004 Dollar. Nach Ansicht von Analysten muss damit noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Manche sehen Bitcoin am Jahresende bei 150.000 Dollar, ganz Wagemutige sogar bei 200.000 oder 250.000 Dollar. Dabei bleibt die Entwicklung der noch jungen Assetklasse Krypto weiter höchst volatil. Gleichzeitig gilt aber: Schon lange vor Trump konnte Bitcoin beneidenswerte Renditen erzielen. In den zwölf Jahren von Anfang 2012 bis Ende 2023 war die nach Marktkapitalisierung führende Kryptowährung satte neun Mal der Top-Performer über alle Anlageklassen hinweg. Entsprechend kann es kaum verwundern, dass die Zuflüsse in Kryptodevisen anhalten. Allein in diesem Jahr flossen über 10 Mrd. Dollar in die Assetklasse.

Schwacher Dollar hilft Bitcoin

Auch für den Höhenflug des Kryptopioniers gibt es handfeste Gründe. Die sich abzeichnende Entspannung im weltweiten Zollstreit kommt Bitcoin ebenso zugute wie der schwache Dollar. Der digitale Wertspeicher gilt als Profiteur von Währungsunsicherheiten. Auch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Moody’s spielt Bitcoin in die Karten. Dazu kommt neben einer kryptofreundlicheren US-Regulierung auch eine hohe Angebots- und Nachfragedynamik. Pro Jahr kommen nur 165.000 neue Bitcoin in Umlauf, insgesamt ist die Menge der Bitcoin auf knapp 21 Millionen beschränkt. Dieses begrenzte Angebot trifft nun auf eine hohe Nachfrage. Nicht zuletzt die seit Anfang 2024 zugelassenen ETFs sorgen für Kaufdruck. Obendrein wollen die USA eine strategische Bitcoin-Reserve einführen. Daneben setzen aber auch Firmen wie Strategy auf die Kryptowährung. Für immer mehr Sparer wird Bitcoin zu einer Alternative zum Bankkonto, für immer mehr Anleger zum gangbaren Investment neben etablierten Assets wie Treasuries.

Trump ist Chance und Risiko zugleich

Gleichwohl bleibt das „digitale Gold“ deutlich volatiler als das reale. Geopolitische Spannungen, der Zollkonflikt, aber auch eine hohe Inflation und in der Folge häufig hohe Leitzinsen sind Makrofaktoren, die die zuletzt starke Entwicklung des Bitcoin jederzeit wieder ausbremsen könnten. Unsichere Rahmenbedingungen sind nicht nur Gift für Aktionäre, auch Krypto-Anhänger meiden dann Risikoanlagen wie Bitcoin. Die junge Assetklasse wird zudem noch immer zu häufig von Hacks und anderen Systemrisiken bedroht. Diese treffen zwar meist kleinere Kryptowährungen, Bitcoin wird aber regelmäßig in Mithaftung genommen. Und dann ist da noch Donald Trump. Der US-Präsident zeigt sich seit dem Wahlkampf als Krypto-Anhänger – dies stellt allerdings nicht nur eine Chance, sondern gleichzeitig ein Systemrisiko dar. So wie Trump die weltweiten Aktienmärkte mit seinen oft erratischen Entscheidungen auf Berg-und-Tal-Fahrt schickt, gilt dies erst recht für die volatileren und weniger liquiden Krypto-Assets. Zuletzt sorgte Trump allerdings für einen Kursschub, als bekannt wurde, dass eines seiner Unternehmen angeblich bis zu 3 Mrd. Dollar in Kryptowährungen investieren will.

Bitcoin dürfte weiter klettern

Unsicherheiten werden auch in Zukunft den Bitcoin-Kurs beeinflussen, ihn treiben oder drücken. Positiv reagiert die Kryptowährung auf Unsicherheiten, die andere Assetklassen betreffen, wie auf Währungsschwankungen. Auf Zweifel an der Stabilität des Bankensystems wie nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank im Frühjahr 2023. Auf Zweifel an der Schuldentragfähigkeit der Vereinigten Staaten. Dann erstrahlt Bitcoin als Alternative am Anlagehimmel heller. Negativ hingegen reagieren Kryptodevisen auf die Zollstreitigkeiten, auf Handelshemmnisse, auf hohe Inflation. Dann scheinen die typischen Eigenschaften eines Risiko-Assets durch und Anleger ziehen Gelder ab und wenden sich lieber sichereren Häfen zu. Mittelfristig dürfte Bitcoin aber auch in diesen unsicheren Zeiten weiter zulegen. Die Kombination aus einem begrenzten Angebot und einer steigenden Nachfrage wird den Kurs der führenden Cyberdevise auf neue Höhen treiben.