Nachhaltige Investments

Deutschlands Sparer zögern in der grünen Geldanlage

Die nachhaltige Geldanlage stößt in Deutschland zum Teil weiter auf Skepsis. Eine Studie zeigt ein geringes Interesse an ESG-Fonds und einen Bedarf an Transparenz für Investoren.

Deutschlands Sparer zögern in der grünen Geldanlage

Deutschlands Sparer zögern bei der grünen Geldanlage

Axa-IM-Studie zeigt Zurückhaltung bei ESG – Anleger werden preissensibler – Waffen oft kein Problem für Jüngere

wbr Frankfurt

Die Präferenz zur nachhaltigen Geldanlage bei deutschen Privatanlegern verharrt auf der Stelle. Das ist ein Ergebnis einer Studie von Axa Investment Managers (Axa IM) auf Basis von Daten per Ende 2023. Der Anteil derjenigen, die ESG-Produkte in ihrem Portfolio haben, beträgt 26%. Demgegenüber wissen 19% nicht genau, ob sie grüne Fonds besitzen, und 55% erklären, kein Geld in nachhaltigen Fonds angelegt zu haben. Diese Angaben decken sich weitgehend mit den Werten für Europa.

Mehrheitlich kein Interesse

Bei der Investitionsbereitschaft in ESG-Fonds sagen in Deutschland 60%, dass sie kein Interesse haben. 25% haben erklärtermaßen darüber nachgedacht, und 14% machten keine Angaben, ob sie in grüne Fonds investieren wollen.

Als Grund dafür, weshalb sie weder nachhaltige Anlagen besitzen noch künftig darin investieren wollen, nennen 31% der Betroffenen eine mangelnde Transparenz. Diese Anleger sind nicht davon überzeugt, dass als nachhaltig ausgewiesene Produkte auch tatsächlich nachhaltiger sind als Produkte ohne ESG-Label. Gleichzeitig ist Transparenzverbesserung (42%) auch die am häufigsten gewünschte Maßnahme, um nachhaltige Investments attraktiver zu machen.

„Branche in der Pflicht“

„Hier sehen wir die gesamte Assetmanagementbranche, aber auch die Beratung in der Pflicht. Das Vermögen von Privatinvestoren wird dringend benötigt, um ESG-Ziele wie die Energiewende und das Pariser Abkommen zu schaffen“, sagt Jane Wadia, Leiterin Nachhaltigkeit bei Axa IM.

Generell haben Faktoren der Nachhaltigkeit für deutsche Anleger eine hohe Relevanz. Für 40% der Sparer ist Nachhaltigkeit wichtig oder zumindest relativ wichtig. Zwei Jahre zuvor lag der Wert mit 38% auf ähnlichem Niveau. Gegenläufig ist der Trend in Europa. Hier sank die Bedeutung der ESG-Faktoren von 47% (2021) auf 41% (2023). Die Studie zeigt auch, dass die für deutsche Anleger wichtigsten ESG-Faktoren aus dem Governance-Bereich (Datenschutz, Rechnungslegung, Preissetzung) kommen und erst dann Umwelt als Aspekt folgt.

Bei den Ausschlusskriterien stehen Kohle und Gas nur auf Rang 7 bei den deutschen Anlegern. 50% würden die fossilen Energien nicht ausschließen, sofern die betreffenden Unternehmen nachweislich in erneuerbare Energien investieren, um die Emissionen künftig zu reduzieren. 43% der jüngeren Anleger würden auch die Aufnahme von Waffenherstellern in einen ESG-Fonds akzeptieren, während bei Älteren nur 19% zustimmen.

Mehr Gespräche über ESG nötig

Nicht nur die Einstellung der Anleger spielt bei ESG eine Rolle, sondern nach Änderung der Mifid II auch die Beratung. Unter den Bankkunden, die sich beraten ließen, wurde in 77% der Fälle das Thema Nachhaltigkeit in der Geldanlage angesprochen. Auch wurde gefragt, ob Kunde oder Berater den Wunsch äußerten, über das Thema zu sprechen. 10% der Befragten wollten kein Gespräch über ESG, und 13% der Befragten gaben an, dass nicht über ESG gesprochen wurde, obwohl sie sich das gewünscht hätten. „Beratung ist sicherlich eine Stellschraube, um Nachhaltigkeit stärker zu verankern“, sagte Wadia. „Dass rund ein Viertel in der persönlichen Beratung noch nie ein ESG-Gespräch hatte, ist bemerkenswert.“

Gute Beratungsqualität

Insgesamt sind die Kunden in Deutschland mit der Beratung rund um Nachhaltigkeit zufrieden. So haben die Berater wichtige Perspektiven aufgezeigt, wie 77% zu Protokoll geben. Die Erwartungen sind erfüllt worden, wie 71% erklären. Die jeweiligen Berater machen auf die Befragten einen erfahrenen Eindruck (ebenfalls 71%) und verfügen demnach über das nötige Wissen (72%).

Die Bereitschaft, höhere Gebühren bei ESG-Investments zu akzeptieren, ist hierzulande aber rückläufig. Von den Befragten erklärten sich 48% bereit, höhere Gebühren für nachhaltige Fonds zu zahlen. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil bei 54%. Auch in Europa ist der Anteil derjenigen, die mehr Geld für grüne Produkte zahlen würden, zurückgegangen.

Das Interesse an Nachhaltigkeit ist bei Anlegern im Zuge von Pandemie, Inflation und Ukraine-Krieg ins Stocken geraten. Der Assetmanager Axa IM sieht die Branche bei der ESG-Beratung in der Pflicht. Vermögen von Privatinvestoren würden benötigt, um ESG-Ziele wie die Energiewende zu erreichen.

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