Bundesbank

Buch übernimmt Aufsicht von Wuermeling

Claudia Buch übernimmt die Verantwortung für die Bankenaufsicht in der Bundesbank. Das facht Spekulationen an, ob sie demnächst auch nach dem Vorsitz im EZB-Aufsichtsgremium greift. Prof. Joachim Wuermeling verabschiedet sich derweil Ende des Jahres aus der Bundesbank und geht in Lehre und Forschung.

Buch übernimmt Aufsicht von Wuermeling

Von Detlef Fechtner, Frankfurt

Für Claudia Buch ist es sowohl eine Rückkehr zu alten Themen als auch möglicherweise ein Aufbruch zu neuen Aufgaben. Die Bundesbank-Vizepräsidentin, die in diesem Monat 57 Jahre alt wird, hatte in ihrer akademischen Karriere bereits intensiv mit Bankaufsichtsthemen zu tun – sei es mit Eigenkapitalquoten oder mit der Bail-in-Fähigkeit von Instituten.

Die Volkswirtin war, bevor sie in den Bundesbankvorstand einrückte, in zahlreichen Positionen mit Fragen rund um die Stabilität von Kreditinstituten und des Finanzmarkts befasst: Institut für Weltwirtschaft in Kiel, Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen, Wissenschaftlicher Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung Halle – und last but not least der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Ab April übernimmt sie nun von Prof. Joachim Wuermeling die Zuständigkeit für die Bankenaufsicht im Vorstand der Bundesbank. Die Zuständigkeit für Statistik reicht sie wiederum an Wuermeling weiter – quasi im Gegenzug. Das Revirement löst geradezu automatisch Spekulationen darüber aus, ob Buch nun Anlauf nimmt, um den Italiener Andrea Enria in dessen Amt als Vorsitzenden des EZB-Bankenaufsichtsgremiums zu beerben. Denn die Stelle wird im Januar 2024 frei – und bereits vor der Mitteilung der Bundesbank vom Freitag über die Zuständigkeitsverteilung im Vorstand galt Buch als aussichtsreiche Anwärterin für die Position als oberste Bankenaufseherin im Euroraum.

Mit der Ankündigung seines Wechsels zur European School of Management and Technology in Berlin kommt unterdessen Wuermeling allen Spekulationen über seine Zukunft zuvor. Die Amtszeit des 62 Jahre alten Juristen wäre im Herbst 2024 ausgelaufen. Nun verabschiedet er sich bereits Ende dieses Jahres zur renommierten Wirtschaftshochschule. Fast schon typisch für ihn sucht er abermals die Beschäftigung mit einem ganz neuen, spannenden Thema – in diesem Fall dem Potenzial des digitalen Euro für Unternehmen und Finanzbranche. Wuermeling hat wiederholt im Laufe der vergangenen Jahrzehnte seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, sich neuen Aufgaben zu stellen – und sie mit Ideenreichtum und viel Engagement erfolgreich voranzutreiben.

Ob im Bundeswirtschaftsministerium oder in EU-Kommission und EU-Parlament, ob als Interessenvertreter der Sparda-Banken oder der Versicherer – auch und gerade wegen dieser offenen und aktiven Art, an die Dinge heranzugehen, zählt er zu den gesuchtesten Ansprechpartnern am Finanzplatz – und auch im politischen Brüssel.