Jean-Laurant Bonnafé leitet BNP Paribas seit 2011

Der am längsten amtierende Bankenchef Frankreichs

Jean-Laurent Bonnafé steht bereits seit 2011 an der Spitze von BNP Paribas, obwohl er nicht die typischen Pariser Machtzirkel frequentiert.

Der am längsten amtierende Bankenchef Frankreichs

Der am längsten amtierende Bankenchef Frankreichs

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Von Gesche Wüpper, Paris

Er habe den Posten, von dem die französische Elite träume, schrieb „Les Echos“ einmal. Trotz der vielen Neider steht Jean-Laurant Bonnafé nun schon seit Ende 2011 an der Spitze von BNP Paribas. Mit bald 14 Jahren als Generaldirektor ist er der am längsten amtierende Chef der sechs größten Banken Frankreichs. Und es sieht nicht danach aus, dass sich daran bald etwas ändern wird. Denn die Aktionäre des größten französischen Finanzinstituts haben im Mai einer Anhebung der Altersgrenze des Generaldirektors von 65 auf 68 Jahre zugestimmt, sodass Bonnafé theoretisch bis zur Hauptversammlung 2031 im Amt bleiben kann.

Neben guten Ergebnissen hat der BNP-Chef seine lange Amtszeit vielleicht auch der Tatsache zu verdanken, dass er nicht die typischen Pariser Machtzirkel frequentiert und damit unabhängiger als andere ist. Der Manager, der am 14. Juli 64 Jahre alt geworden ist, verabscheut Mondänität. Stattdessen bevorzugt er Gespräche in kleinen Runden, am liebsten mit Kunden, die er persönlich betreut. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Baudouin Prot, dem Vater von Qonto-Chef Alexandre Prot, und dem früheren BNP-Verwaltungsratsvorsitzenden Michel Pébéreau mischt er sich auch nicht in öffentliche Debatten ein.

Jahrgang der Bankenchefs

Und doch hat Bonnafé einen für die französische Elite typischen Lebenslauf. Der von Mathematik und Physik begeisterte BNP-Chef absolvierte die Ingenieurshochschule Ecole Polytéchnique, eine der Kaderschmieden der Wirtschaft. So gehörten seinem Jahrgang Ex-Société-Générale-Chef Frédéric Oudéa, Ex-Unicredit-Chef Jean-Pierre Mustier, Ex-Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam, der frühere Air-France-KLM-Chef Alexandre de Juniac und Safran-Chef Olivier Andriès an.

Nach dem Studium arbeitete Bonnafé zunächst kurz für das Industrieministerium, dann als Berater des damaligen Außenhandelsministers, bevor er 1993 zu BNP wechselte und dort mit nur 36 Jahren zum Strategiechef aufstieg. Nach der Fusion mit Paribas war der Rugby-Fan, dessen Familie aus Albi im Südwesten Frankreichs stammt, für die Integration der beiden Einheiten verantwortlich.

Ruf als Kostenkiller

Bereits damals hat er sich den Ruf eingehandelt, nicht nur ein Spezialist für Fusionen, sondern auch ein Kostenkiller zu sein. 4.500 Stellen hat er seinerzeit eingespart. Nach der Übernahme der Banco Nazionale de Lavoro (BNL) aus Italien fielen 2.200 Stellen weg, nach der Akquisition von Fortis aus Belgien 2009 laut Medien ebenfalls mehr als 2.000. Bonnafé habe ihnen aber von Anfang an reinen Wein eingeschenkt und anhand von Schaubildern seine Pläne erklärt, berichtete ein Gewerkschaftsvertreter dem französischen Wirtschaftsmagazin „Capital“.

Nach beiden Übernahmen hat der mit einer rumänischen Ärztin verheiratete Manager viel Zeit im jeweiligen Land verbracht und die Sprachen gelernt. Er gehöre der neuen Generation französischer Manager an, die weltoffener als ihre Vorgänger seien, lobten heimische Medien, als er an die Spitze von BNP aufstieg. So habe er bereits während seines Studiums zusammen mit Safran-Chef Olivier Andriès einen Monat in Brasilien verbracht, um die Entwicklung alternativer Kraftstoffe zu analysieren, später dann ein Jahr in New York bei einem Fonds von Elf.

Prägende Krisen

Nach New York musste Bonnafé auch reisen, um 2014 mit der US-Justiz zu verhandeln. Damals durchlebte BNP Paribas 2014 eine ihrer größten Krisen, als sie zu einer Rekordstrafe von 9 Mrd. Dollar verurteilt wurde, weil sie bei Transaktionen in Dollar gegen US-Sanktionsvorschriften verstoßen hatte. Das Urteil und zuvor die Euro-Krise haben den zurückhaltenden Ingenieur, der einst von einer Karriere als Forscher träumte, stark geprägt.

Wen Bonnafé als möglichen Nachfolger im Auge hat, darauf gibt es bisher kaum Hinweise. Aber bis 2031 bleibt ja noch Zeit. Erstmal muss Bonnafé am Donnerstag die Halbjahresbilanz präsentieren und dann den Strategieplan erarbeiten.

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