Harvey Schwartz

Ex-Goldman-Banker führt Carlyle

Der US-Private-Equity-Riese wird künftig vom Ex-Goldman-Sachs-Manager und Wall-Street-Veteranen Harvey Schwartz geführt.

Ex-Goldman-Banker führt Carlyle

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Carlyle bringt eine langwierige Nachfolgersuche zum vorerst guten Ende. Der US-Private-Equity-Riese wird künftig vom Ex-Goldman-Sachs-Manager und Wall-Street-Veteranen Harvey Schwartz geführt. Der 58-Jährige soll zum 15. Februar den Chefposten nach dem Rücktritt von Kewsong Lee im vergangenen August übernehmen, wie Carlyle am Montag mitteilte. Schwartz löst Mitgründer Bill Conway ab. Der 73-Jährige hatte seit Lees Abgang als Interimschef amtiert und bleibt nun als Co-Vorsitzender des Verwaltungsrats an Bord.

Schwartz hatte Goldman Sachs 2018 nach mehr als 20 Jahren verlassen, nachdem der damalige Finanzvorstand und Co-President bei der Suche nach einem Nachfolger für Vorstandschef Lloyd Blankfein übergangen worden war. Lee war bei Carlyle im Streit um einen neuen Vertrag überraschend gegangen.

Conway und seine Mitgründer David Rubenstein (73) und Daniel A. D’Aniello (76) besitzen zusammen mehr als 25 % der Aktien und üben erheblichen Einfluss in der Vorstandsetage aus. Schwartz übernimmt die Zügel eines Unternehmens, das mit einer hohen Fluktuation im Management kämpft. Die Analysten von Jefferies bewerteten die Berufung von Schwartz als positiv. Er brauche aber wohl Zeit, bis seine strategische Handschrift sichtbar werde.

In den vergangenen Jahren hat Carlyle im Kreditgeschäft expandiert und ist über die Wurzeln im Buy-out-Geschäft hinausgewachsen, um Boden gegenüber größeren Konkurrenten zurückzugewinnen. Carlyle steht unter Druck zahlreicher Investoren, die der Beteiligungsgesellschaft vorwerfen, sie hinke der Konkurrenz in jüngster Zeit hinterher. Der Kurs hat sich 2022 schlechter entwickelt als die Aktien der Konkurrenten Apollo und KKR.

Finanzinvestoren sitzen derzeit laut Analysehaus Preqin auf 2 Bill. Dollar an Kapitalzusagen – „Dry Powder“, das sie gewinnbringend in Unternehmen investieren müssen. Zugleich schmälern gesunkene Börsenbewertungen die Ertragschancen beim Ausstieg aus Beteiligungen. In Deutschland hat Carlyle zuletzt den Windradgetriebehersteller Flender von Siemens gekauft und den Münchner Bahntechnikkonzern Schaltbau von der Börse genommen.

Die Carlyle-Verwaltungsräte, die darüber debattiert hatten, ob sie einen externen Kandidaten anheuern oder aus den eigenen Reihen rekrutieren, prüften kürzlich eine Auswahlliste, die laut Nachrichtenagentur Bloomberg den Leiter des Kreditgeschäfts, Mark Jenkins, und den Chef für Private-Equity-Investitionen, Pete Clare, umfasste. In den vergangenen Monaten hatten demnach einige Verwaltungsräte gegenüber Mitarbeitern geäußert, dass Carlyle von der Einstellung eines Außenstehenden mit neuer Perspektive profitieren würde. Der Verwaltungsrat stimmte einstimmig dafür, Schwartz den Chefposten zu geben.

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