„Ich bin keine Aktivistin – aber ich habe verstanden, wie viel wir über Kapital bewegen können“
„Ich habe verstanden, wie viel wir über Kapital bewegen können“
wbr Frabkfurt
Gabriele Recke, Head of Sustainable Investing bei Allianz Investment Management, braucht keine großen Gesten, um Klarheit zu schaffen. Ihre Sprache ist ruhig, ihr Ziel präzise: Wandel durch Kapital. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit oft als moralisches Feigenblatt dient, setzt sie auf Wirkung statt Symbolik. Recke studierte Von 2000 bis 2004 Volkswirtschaft in Tübingen mit Fokus auf Lateinamerika und stieg 2005 bei der Dresdner Bank in die Länderrisikoanalyse ein, später wechselte sie zur Allianz. Das Thema Nachhaltigkeit kam nicht über Nacht: „Es hat sich stetig in meinen Berufsalltag geschlichen.“ Heute verantwortet sie bei der Allianz Leben die nachhaltige Ausrichtung milliardenschwerer Kapitalanlagen.
Recke ist eine Realistin. Sie weiß, dass der größte Hebel für Veränderung nicht im Supermarktregal liegt, sondern im Portfolio. „Ich will heute nicht mehr in Unternehmen investieren, von denen ich weiß, dass sie in fünf Jahren keine Zukunft haben.“ Nachhaltigkeit ist für Recke kein ethisches Add-on, sondern eine geschäftskritische Notwendigkeit: „Nachhaltigkeit ist kein Zusatz mehr – es ist essenziell für unser Geschäftsmodell.“
ESG ist kein ethisches Add-on
Strategisch agiert Recke auf mehreren Ebenen: Die Allianz prüft ihre Investments entlang definierter ESG-Kriterien, treibt Projekte zur Dekarbonisierung voran und tritt mit Unternehmen in Dialog, um Verbesserungen zu bewirken. Dabei setzt sie auf Kooperation – im Team, im Unternehmen, in der Branche. „Man kann nicht alles alleine machen – und das ist auch gut so.“
Recke wirkt, wo andere verwalten. Sie hat mitgetaltet, dass die Allianz sich international bindenden Standards wie den „Principles for Responsible Investment“ und der „Net-Zero Asset Owner Alliance“ angeschlossen hat. Und sie scheut sich nicht, regulatorische Prozesse kritisch zu hinterfragen: „Die größte Hürde ist nicht die Regulierung, sondern der Frust, den sie manchmal erzeugt.“ Was sie fordert, ist Klarheit – nicht weniger Regulierung, sondern bessere.
Bessere Regulierung ist nötig
Dabei denkt sie das Thema immer aus der Perspektive der Verantwortung: Die Kunden legen Geld für ihre eigene Rente in 30 Jahren an und für die ihrer Kinder in 60 Jahren. Diese langfristige Perspektive zwingt zur Verantwortung und zum Handeln. Die Allianz investiert deshalb nicht nur in nachhaltige Projekte, sondern engagiert sich auch in sensiblen Branchen mit eigenen ESG-Leitlinien.
Ziel ist es, das oft negative Narrativ rund um das Thema Nachhaltigkeit zu drehen: „Es gibt so viele Chancen. Es geht darum zu zeigen, dass wir schon viel erreicht haben.“ Dafür spricht Recke offen über vermeintlich unpopuläre Themen wie Investitionen in die grüne Stahlproduktion. Ihr geht es nicht um perfekte Bilder, sondern um realwirtschaftliche Transformation. Nach mehr als zwölf Jahren in verantwortlicher Position bei Allianz Investment Management bleibt sie dabei auf dem Boden: eine Expertin mit Haltung, keine Aktivistin.
Hier finden Sie die bislang erschienenen Portraits der Serie Nachhaltigkeit in Person.