Niederlage für den Ex-Barclays-Chef

Jes Staley verliert Streit um Berufsverbot

Jes Staley hat das von der britischen Finanzaufsicht gegen ihn verhängte Berufsverbot nicht zu Fall bringen können. Das Londoner Upper Tribunal ließ den ehemaligen Barclays-Chef abblitzen.

Jes Staley verliert Streit um Berufsverbot

Staley verliert Streit um Berufsverbot

hip London

James „Jes“ Staley (68) hat das von der Finanzaufsicht gegen ihn verhängte Berufsverbot nicht zu Fall bringen können. Es geht dabei um sein Verhältnis zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und ob er Board und Aufsicht darüber in die Irre führte. Sein Amt als Barclays-CEO legte er im November 2021 nieder.

Die Financial Conduct Authority (FCA) hatte im Oktober 2023 entschieden, dass Staley „keine wichtige Führungsposition oder andere Position mit wesentlichem Einfluss in Bezug auf jedwede regulierte Aktivität“ in der Finanzbranche mehr ausüben darf. Denn er habe „mit einem Mangel an Integrität gehandelt“.

„Unermüdlich gearbeitet“

„Ich habe während meiner gesamten beruflichen Laufbahn unermüdlich für meine früheren Arbeitgeber gearbeitet“, sagte Staley. Er sei stolz auf die Unterstützung, die er im Verlauf seiner Karriere für andere geleistet habe, und auf die Strategie, die er für Barclays entwickelt habe. Er habe nie versucht, seine Beziehung zu Epstein zu vertuschen. Sie sei rein professioneller Natur gewesen. Staley habe sowohl den Board der Bank als auch die Aufsicht über sein Verhältnis zu Epstein in die Irre geführt, argumentierte dagegen der Regulierer.

Als Beleg wurde unter anderem ein von ihm genehmigtes Schreiben der Bank an die Aufsicht aus dem Jahr 2019 angeführt, das zwei irreführende Angaben zur Art seiner Beziehung zu Epstein und zum Ort ihres letzten Treffens enthielt.

„Nicht glaubwürdig“

Das Londoner Upper Tribunal ließ den Investmentbanker nun abblitzen. Allerdings reduzierte es die von der FCA verhängte Geldstrafe von 1,8 Mill. Pfund auf 1,1 Mill. Staley zeigte zwar sich enttäuscht, begrüßte jedoch die Feststellung des Gerichts, dass er nicht unehrlich gewesen sei. Das Verfahren wird in der City of London mit großen Interesse verfolgt. Teilnehmer der Jahreskonferenz der Finanzlobby TheCityUK diskutierten die Entscheidung in den Pausen.

„Es ist nicht glaubwürdig, dass Mr. Staley nicht gedacht hat, der Brief würde die Behörde in die Irre führen“, heißt es in der Entscheidung des Upper Tribunal. Er habe zudem keine Reue für sein Verhalten gezeigt. Was in dem Verfahren an die Öffentlichkeit kam, dürfte es Staley schwer machen, seinen Ruf zu reparieren. So hatte er etwa zugegeben, mit einer Mitarbeiterin Epsteins Sex in einem New Yorker Apartment gehabt zu haben, das dessen Bruder gehörte. In einer Email an seine Tochter Alexa nannte Staley Epstein „Onkel Jeffey“.

„Ein zweckdienlicher Tod“

Epsteins Tod im Metropolitan Correctional Center in Manhattan wurde von den Journalisten Alana Goodman und Daniel Halper unter dem Titel „A Convenient Death (Ein zweckdienlicher Tod)“ beschrieben. Der Millionär bekannte sich 2008 der erzwungenen Prostitution einer Minderjährigen schuldig. Später wurde ihm sexueller Missbrauch in etlichen weiteren Fällen vorgeworfen. Auf seiner Privatinsel waren zahllose Prominente zu Gast.

Staley hatte seine Geschäftsbeziehungen mit Epstein unter Verweis auf dessen Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten wie dem ehemaligen US-Präsidenten William „Bill“ Clinton und dem ehemaligen Finanzminister Lawrence Summers verteidigt. Epstein sei wertvoll gewesen. Auch Peter Mandelson, der Architekt von New Labour und ehemalige Spindoktor von Tony Blair, wurde während der Verhandlung namentlich erwähnt. Er fungiert derzeit als britischer Botschafter in den USA.

Transatlantikbank bewährt sich

Epstein war Kunde von J.P. Morgan. Dort wurde Staley einst als Nachfolger für Jamie Dimon gehandelt. Er war drei Jahrzehnte für die US-Großbank tätig. Von 2009 bis 2012 führte er ihr Investment Banking und hatte in dieser Funktion reichlich Kundenkontakt.

Der ehemalige Barclays-Chairman John McFarlane holte Staley als CEO, nachdem er Antony Jenkins 2015 abgesetzt hatte. Der Hedgefondsmanager setzte auf die Achse London–New York und stellte die Bank als Transatlantikbank neu auf. Ihm kam dabei zugute, dass Barclays das Investment Banking und Kapitalmarktgeschäft von Lehman Brothers nach dem Zusammenbruch des Instituts günstig erworben hatte. Die Mischung aus britischem Retail- und Firmenkundengeschäft, einer Kreditkartensparte und Wall Street bewährte sich in den Jahren der Pandemie.

Whistleblower im Visier

Staley ge­riet immer wieder mit den Aufsichtsbehörden aneinander, etwa als er die Sicherheitsabteilung der Bank auf die Suche nach einem Whistleblower schickte. Nach seinem Abgang übernahm C.S. Venkatakrishnan die Führung der Bank.

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