Ryanair

Michael O‘Leary bleibt noch ein wenig

Wer gehofft hatte, Michael O’Leary würde sich künftig seinem Hobby, der Rinderzucht, widmen, wird enttäuscht. Der lautstarke Ire hat seinen Vertrag als CEO des Billigfliegers Ryanair bis 2028 verlängert.

Michael O‘Leary bleibt noch ein wenig

Von Andreas Hippin, London

Wer in der Luftfahrtbranche gehofft hatte, Ryanair-Chef Michael O’Leary (62) würde sich in den Ruhestand verabschieden und seinem Hobby, der Rinderzucht, widmen, wurde bitter enttäuscht. Der irische Billigflieger versteckte in einer Pflichtveröffentlichung über die Berufung von Anne Nolan in den Board die Nachricht, dass O’Learys Vertrag bis Juli 2028 verlängert wird. Die Vertragsverlängerung gibt ihm vier Jahre mehr Zeit, die Ziele zu erreichen, um einen 2019 versprochenen Bonus von 100 Mill. Euro einzustreichen. Dazu müsste das Nachsteuerergebnis auf 2,2 Mrd. Euro steigen oder der Aktienkurs auf 21 Euro klettern. Eine entsprechend veränderte Vergütungspolitik soll auf der Hauptversammlung 2023 beschlossen werden.

O’Leary stänkert zwar gerne gegen Wettbewerber und ist immer für ein paar markige Worte gut. Ende Oktober drohte er damit, den Firmensitz in Irland aufzugeben, sollte dort  die linkspopulistische Partei Sinn Féin an die Macht kommen und am für Unternehmen vorteilhaften Steuerregime schrauben. „Wir könnten uns überlegen, die Zentrale aus Irland weg zu verlegen“, wurde O’Leary vom „Telegraph“ zitiert. „Wenn eine Sinn-Féin-Regierung an der Körperschaftsteuer herumbastelt, ja, dann würden wir abziehen. Wir hätten keinerlei Probleme zu gehen.“ Wenn die Partei den Spitzensteuersatz erhöhe, würden die Menschen „in Scharen aus dem Land flüchten“. Bis zu den nächsten Unterhauswahlen auf der Grünen Insel ist es allerdings noch eine Weile hin. Sie müssen bis März 2025 stattfinden. O’Leary kritisierte gegen Ende der Pandemie die fortdauernden Reisebeschränkungen zur Eindämmung des Sars-CoV-2-Virus. Er nahm zudem Flughäfen, Flugsicherungsdienste und Regierungen aufs Korn, die es versäumt hätten, sich rechtzeitig auf die Wiederbelebung des Flugverkehrs einzustellen.

Kein Glück mit Immobilien

Über den Mann selbst ist nicht viel bekannt. Sein Vater Timothy war ein Unternehmer, der eine ganze Reihe von Geschäften an den Start brachte – mit wechselndem Erfolg. Sein Onkel Noel O’Callaghan ist einer der bekanntesten Unternehmer auf der Grünen Insel, der sich unter anderem mit Immobilien, Hotels und der Pferdezucht beschäftigt. Michael war das älteste von sechs Kindern. Er besuchte ein privates Internat. Er studierte Betriebswirtschaftslehre am Trinity College in Dublin und arbeitete danach für Stokes Kennedy Crowley (später KPMG). Er stieg ins Immobiliengeschäft ein, verdiente aber nach eigener Aussage weniger als 100 000 Pfund dabei. Bei einer Prüfertätigkeit für Tony Ryan machte er offenbar so einen guten Eindruck, dass er 1986 einen Job bei seiner Leasinggesellschaft Guinness Peat Aviation angeboten bekam. 1988 wurde ihm ein Posten im Board von Ryanair angetragen, aber damals schrieb die Fluggesellschaft Verluste. O’Leary verbrachte zwei Wochen bei Southwest Airlines in Texas, dem ersten Billigflieger der Welt, wo er sich Ideen für Ryanair holte. 1994 wurde er CEO. Der Fan von Manchester City F.C. heiratete Anita Farrell, eine Bankerin. Sie haben vier Kinder.

Nolan fungierte einst als Chair der irischen Luftfahrtbehörde IAA. Sie diente auch als CEO der Irish Pharmaceutical Healthcare Association und hatte Ämter in diversen anderen Verbänden inne.

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