Nabiullina

Putin setzt weiter auf Zentralbankchefin

In der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise setzt Russlands Präsident auf Kontinuität an einer der wichtigsten Schaltstellen außerhalb von Militär und Geheimdiensten. Sanktionen haben Elwira Nabiullinas Job als Chefin der russischen Zentralbank erschwert.

Putin setzt weiter auf Zentralbankchefin

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– Russlands Präsident Wladimir Putin hält an Zentralbankchefin Elwira Nabiullina fest. Putin werde die 58-Jährige für eine weitere Amtszeit nominieren, geht aus einem vom Parlament veröffentlichten Dokument hervor. Die Abgeordneten der Duma wollen den Vorschlag demnach an diesem Montag prüfen. Nabiullinas Amtszeit läuft Mitte des Jahres aus. Sie steht seit 2013 an der Spitze der Zentralbank.

In der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise, die das Ergebnis weitreichender Sanktionen aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist, setzt Putin somit auf Kontinuität an einer der wichtigsten Schaltstellen außerhalb von Militär und Geheimdiensten. Unter Nabiullinas Führung hat die Zentralbank große Devisenreserven aufgebaut. Auf einen wesentlichen Teil dieser Reserven hat sie allerdings keinen Zugriff mehr, seit die USA und die EU in einem überraschenden Schritt die im Ausland liegenden Währungsreserven der Zentralbank eingefroren haben. Nabiullinas Handlungsfähigkeit ist dadurch stark eingeschränkt, wie sie selbst einräumte (vgl. BZ vom 2. März).

Zwischenzeitlich hatte es Spekulationen gegeben, Nabiullina wolle von ihrem Posten zurücktreten. Sie hatte auf die unerwartete Blockade der Währungsreserven und den darauffolgenden Einbruch des Rubel mit der drastischen Maßnahme reagiert, den Leitzins unmittelbar von 9,5’% auf 20% mehr als zu verdoppeln. Diese Entscheidung bekräftigte die Notenbank am Freitag im Rahmen ihres ersten regulären Zinsentscheids seit Kriegsbeginn.

Im Anschluss an die Notfallzinserhöhung Anfang März wendete Nabiullina sich in einer Videobotschaft an die Beschäftigten der Notenbank. Darin sprach sie nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg von einer „Extremsituation“ und sagte, natürlich habe dies niemand gewollt, aber die Zentralbank habe alles getan, damit das russische Finanzsystem jedweden Schock, ob wirtschaftlich oder politisch, verkraften könne. Den Beschäftigten der Notenbank gab sie den Rat, sie sollten sich auf ihre Arbeit konzentrieren und politische Debatten vermeiden.

Die 58 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftlerin und ehemalige Beraterin Putins wurde 2013 überraschend zur Chefin der Zentralbank ernannt. Sie ist die erste Frau auf dem Spitzenposten dieser in Russland sehr angesehenen Institution. Ihre aktuelle Amtszeit endet im Juni. Die Regeln besagen, dass Putin sie oder einen anderen Kandidaten bis zum 24. März nominieren muss.