Investorenlegende

Ray Dalio gibt Kontrolle über Bridgewater ab

Nach einer jahrelangen Nachfolgesaga hat Ray Dalio seinen Posten als Co-Investmentchef der Hedgefonds-Firma Bridgewater aufgegeben. Die Börsenlegende schlug den breiten Markt über lange Jahre.

Ray Dalio gibt Kontrolle über Bridgewater ab

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Die größte Hedgefonds-Firma der USA muss im operativen Geschäft künftig ohne ihren Gründer auskommen: Investorenlegende Ray Dalio gibt seinen Posten als Co-Investmentchef bei Bridgewater Associates ab. Die Verantwortung geht damit auf die Co-CEOs Mark Bertolini und Nir Bar Dea sowie die obersten Anlagestrategen Bob Prince und Greg Jensen über. Dem am Freitag finalisierten und am Dienstag verkündeten Schritt ging eine jahrelange Nachfolgesaga voraus.

Bereits 2010 hatte Dalio verkündet, innerhalb von zehn Jahren die Transition zu einer neuen Führung schaffen zu wollen. Seither probierte Bridgewater, die 150 Mrd. Dollar an Kundengeldern verwaltet, eine Vielzahl an CEOs aus – laut Insidern mischte sich der heute 73-jährige Dalio aber beständig in deren Zu­ständigkeiten ein. Die ehemalige Co-Chefin Eileen Murray, die den Hedgefonds-Riesen 2020 verließ und wegen angeblicher Zurückhaltung von Pensionszusagen verklagte, soll er wiederholt in Bezug auf Entlassungen, Einstellungen und Beförderungen überstimmt haben.

Mit dem als Nachfolger aufgebauten Jensen zerstritt sich Dalio 2016. Die beiden Führungskräfte riefen Mitarbeiter und Teilhaber von Bridgewater­ damals sogar zu einer Abstimmung über das Verhalten des jeweils anderen auf. Wenngleich die Hedgefonds-Firma ihre Beschäftigten dazu anhält, Konflikte offen auszutragen, erreichten die Spannungen zwischen Dalio und seinem vermeintlichen Erben laut Beobachtern extreme Niveaus. Jensen gab seinen CEO-Posten in der Folge ab, blieb aber Co-Investmentchef.

Dalio, der Bridgewater 1975 in seiner New Yorker Wohnung gründete, ist für sein Temperament bekannt. Zugleich gilt er als treffsicherer Makro-Analyst, der seine Erkenntnisse mit dem Instinkt eines geborenen Traders kombiniert. Sein Flaggschifffonds Pure Alpha verzeichnete über Jahre eine Outperformance gegenüber dem S&P 500. Auch die starken Verluste aus dem Corona-Crash im März 2020 hat das Vehikel längst mehr als aufgeholt. Zwischen Beginn des laufenden Jahres und Ende September legte der Pure Alpha in der Anteilsklasse mit höherer Volatilität nach Gebühren um fast 35% zu.

Sein Hedgefonds-Erfolg hat Dalio, der im Alter von zwölf Jahren seine ersten Investments tätigte und dabei Tipps von Golfern nutzte, für die er den Caddy gab, zu einem beträchtlichen Privatvermögen verholfen. Das Magazin „Forbes“ schätzt es auf 19,1 Mrd. Dollar, mehr als 1 Mrd. Dollar hat die Investorenlegende an ge­meinnützige Zwecke gespendet. Dass Dalio sich künftig rein auf philanthropische Aktivitäten konzentriert, darf aber bezweifelt werden – schließlich ist er bei Bridgewater weiter Verwaltungsratsmitglied.

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