Grossbanken

Stuhl des Investment­bank-Chefs der Credit Suisse wackelt

Mit dem Umbau der angeschlagenen Schweizer Großbank zeichnet sich ein Stühlerücken im Vorstand ab. Der Chef der Investmentbank Christian Meissner dürfte sich einen neuen Job suchen müssen.

Stuhl des Investment­bank-Chefs der Credit Suisse wackelt

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Die Rückkehr nach Europa könnte für den Investmentbank-Chef der Credit Suisse, Christian Meissner, nur von kurzer Dauer sein. Der Top-Manager, der bei der Großbank auch das Amerikageschäft verantwortet, scheint vor einem erneuten beruflichen Wechsel zu stehen. Erst vor zwei Jahren heuerte er bei den Schweizern an, nachdem er zumeist in den USA gearbeitet hatte.

Mit Jobwechseln kennt der Österreicher sich aus, denn in seiner Laufbahn hat er bei zahlreichen Banken gearbeitet. Nun dürfte der Leiter der Investmentbank die CS wohl in den kommenden Wochen verlassen, heißt es. Die Demission käme im Zuge einer umfassenden Restrukturierung und dem Verkauf von Einheiten. Kolportiert wird, dass der Ab­gang von Meissner im Rahmen des für den 27. Oktober angekündigten Strategie-Updates der angeschlagenen Bank verkündet werden soll, be­richtete Bloomberg.

Meissners Weggang würde zu einem Zeitpunkt erfolgen, an dem der Bank tiefgreifende Umwälzungen bevorstehen, die voraussichtlich zu einem Stellenabbau führen. Es sieht nicht danach aus, dass der profilierte Banker (Jahrgang 1969) seine Erfahrungen in diesen Veränderungsprozess noch einbringen wird. Spekuliert wird dagegen, ob er wieder sein eigenes Beratungsunternehmen aufbaut. Bereits vor dem Wechsel im Oktober 2020 zur Credit Suisse hatte er mit Meissner Partners LLC, um die Ecke vom Rockefeller Center in der Park Avenue, für gut ein Jahr eine eigene Firma.

Meissner startete bei der Schweizer Bank 2020 als Vizepräsident Investment Banking und Co-Leiter IWM Investment Banking Advisory, einer Schnittstelle von Wealth Management und Investment Banking. Der Manager profitierte schließlich neun Monate nach seinem Einstieg vom Archegos-Skandal. Als Nachfolger seines Chefs Brian Chin rückte er im April 2021 zum Leiter der Investmentbank auf, nachdem Chin nach dem 4,4 Mrd. Franken teuren Debakel die Schweizer Großbank verlassen hatte. Für Meissner ein neuer Höhepunkt seiner langen Karriere.

Bis 2008 bei Lehman

Meissner ist ein Investmentbanker angelsächsischer Prägung, der die traditionelle Welt des Investment Bankings repräsentiert, der alle Höhen und Tiefen des Metiers gesehen hat. Die Credit Suisse hatte sich mit ihm einen krisenerprobten Manager geholt. Er studierte 1987 bis 1990 an der US-Eliteuniversität Princeton und hält einen Bachelor in europäischer Geschichte. Nach dem Studium heuerte er bei der Investmentbank Goldman Sachs an und wechselte 2003 zu Lehman Brothers. Doch arbeitete er bis zum Zusammenbruch in der Finanzkrise 2008, zuletzt als Chef für Deutschland und Europa. Meissners Karriere setzte sich zügig fort. Nach einer Station bei Nomura wechselte er zu Merrill Lynch, die gerade mit der Bank of America (BofA) fusionierte. Er trieb die Integration voran und brachte es auch bei der BofA bis zum CEO des Investment Bankings. 2018 musste Meissner jedoch gehen. Nach einer Zwischenstation bei Julius Bär kam er schließlich zu Credit Suisse.

Immer wieder war in den vergangenen Jahren geschrieben worden, dass der Österreicher auch für einen CEO-Job ansteht. Gespräche gab es zur Nachfolge von UBS-Chef Sergio Ermotti. Auch bei der Credit Suisse selbst hielt ihn manch einer für den Kronprinzen. Es kam bekanntlich anders, und nun hat Meissner die Option, wieder in die USA zu gehen.

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