Vertragsverlängerung

Telekom geht mit Höttges in die dritte Runde

Tim Höttges führt die Telekom nun bis 2026. Die vorzeitige Vertragsverlängerung für den 59-Jährigen ist ein Vertrauenssignal, auch vom Großaktionär Bund, wo das politische Personal gewechselt hat.

Telekom geht mit Höttges in die dritte Runde

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Eigentlich habe er schon „anders (oder soll ich sagen entspannter?) geplant“, ließ Tim Höttges die Mitarbeiter der Deutschen Telekom wissen, nachdem der Aufsichtsrat ihn vorzeitig erneut für fünf Jahre zum Vorstandsvorsitzenden bestellt hat. Damit führt Höttges den Konzern nun bis Ende 2026. Die „Initiative“ sei nicht von ihm ausgegangen, als „Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat“ vor einigen Wochen „mit der Bitte auf mich zukamen, meinen Vertrag noch einmal zu verlängern“. Aber klar ist auch: Die Aufgabe macht ihm Spaß. Davon hat der Spitzenmanager, der seit Jahresbeginn 2014 auf dem Chefsessel der Telekom sitzt, seit Jahren und zuletzt noch so viel erkennen lassen, dass zu bezweifeln ist, ob er sich hat lange bitten lassen.

Zwar klang der 59-Jährige auch schon mal anders, etwa bei der letzten Vertragsverlängerung 2018, als er unverblümt erklärte, er komme „gerade richtig in Form, um meinen Wettbewerbern das Licht auszublasen“. Aber gerade um seiner Aufgabe mit dem gewohnten Temperament nachzugehen, dürfte es Höttges zupasskommen, dass der Aufsichtsrat zeitgleich mit dem Antritt einer neuen Bundesregierung ein Vertrauenssignal in den Konzernchef setzt. Damit wird klar, dass der Großaktionär auch mit neuem politischen Personal hinter dem Frontmann bei einer der wichtigsten Bundesbeteiligungen steht.

Wenn der Diplom-Kaufmann, der im Jahr 2000 zur damals von Ron Sommer geführten Telekom stieß und damals die Verantwortung für die Finanzen der jungen deutschen Mobilfunktochter T-Mobile übernahm, seinen neuen Vertrag erfüllt, wird er 15 Jahre an der Spitze des Bonner Riesen stehen. Eine solche „Amtszeit“ hat im Dax Seltenheitswert. Höttges würde mit dem bisher dienstältesten Konzernchef in Deutschlands erster Unternehmensliga, Dr. Bernd Scheifele, gleichziehen, der Heidelcement Ende 2020 nach 15 Jahren verließ.

Durchhaltevermögen kann man dem Telekom-Chef, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Magenta-Konzern zur „Leading Digital Telco“, der führenden digitalen Kommunikationsgesellschaft in Europa, zu machen, schwerlich absprechen. Unter Höttges’ Führung begann die Telekom mit einem gigantischen Portfolioumbau. Verlustbringer wie der Mobilfunkbetreiber EE in Großbritannien wurden konsequent abgestoßen. Auch die niederländische Tochter T-MobileNL wurde die Telekom los. Die Krönung zäher M&A-Arbeit war allerdings der Zusammenschluss von T-Mobile US mit dem Wettbewerber Sprint, so dass die Telekom nun die Mehrheit am drittgrößten Mobilfunkunternehmen in den USA ansteuert. Zugleich erwarb sich der Manager eine hohe Reputation in der Kapitalmarktkommunikation, indem er mit dreijährigen Dividendenversprechen für Verlässlichkeit sorgte.

Seit Höttges auf dem Chefsessel sitzt, hat die T-Aktie insgesamt knapp 30% zugelegt – eine Bilanz, mit der der Konzernlenker indes nicht zufrieden sein kann, denn das Papier hat damit deutlich schlechter abgeschnitten als der Dax im gleichen Zeitraum. Ein Belastungsfaktor für den Kurs dürfte die insgesamt weniger befriedigende Entwicklung der Telekom im Heimatmarkt sein, wo das Ergebnis nur durch Einsparungen vorankommt und vor allem der Glasfaserausbau über Jahre nur schwer zu stemmen war. Höttges, dessen Führungsstil nicht bei allen Mitarbeitern den Wunsch nach Verlängerung ausgelöst hat, zeigte in diesem Zusammenhang wenig Geduld mit seinem Weggefährten Dirk Wössner, dessen Bestellung zum Deutschlandchef Ende 2018 er selbst betrieben hatte. Gut zwei Jahre später war der gemeinsame Weg dann zu Ende.

Man kann Höttges zugute halten, dass er Probleme als Ansporn begreift. Der „Bewertungsabschlag“, der aus seiner Sicht die in Europa (zu) stark fragmentierte Telekombranche als Ganzes trifft, ist ihm ein Dorn im Auge. Bisher wird er nicht müde, Ursachen wie eine fehlgeleitete Regulierung und überhitzten Wettbewerb anzuprangern. Aufsichtsratschef Prof. Ulrich Lehner bescheinigt ihm „Geschick, Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen“, die wird Höttges auch während seiner dritten Vertragslaufzeit brauchen.

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