US-Notenbank

Wachsender Druck auf die Fed

Die Aktiengeschäfte einiger Fed-Gouverneure setzen die US-Notenbank unter massiven Druck. Das könnte Folgen für den obersten Währungshüter Jerome Powell haben, der weitere vier Jahre im Amt bleiben will.

Wachsender Druck auf die Fed

Von Peter De Thier, Washington

Mit einem geschätzten Privatvermögen von 50 Mill. Dollar könnte man glauben, dass US-Notenbankchef Jerome Powell (68) sich angesichts der Debatte darüber, ob er weitere vier Jahre im Amt bleiben wird, keine allzu großen Sorgen macht. Gleichwohl hat der langjährige Investmentbanker, der mehrere Karrierestationen im öffentlichen Dienst absolvierte und seit 2018 an der Spitze der Fed sitzt, keine Zweifel aufkommen lassen: Auf jeden Fall will er die Position des weltmächtigsten Notenbankers behalten. Prominente Unterstützung erhielt er nun von keinem Geringeren als US-Präsident Joe Biden. Er habe ungeachtet der zunehmenden, teilweise ausgesprochen scharfen Angriffe gegen den Fed-Vorsitzenden „weiterhin Vertrauen“ in den obersten Währungshüter, so der Präsident.

Zwielichtige Aktiengeschäfte

Mit Blick auf die in den kommenden Wochen anstehende Nominierung für den Job des Chairman dürfte das Powell im Prinzip zuversichtlich stimmen. Dabei hat er es derzeit keineswegs leicht. Schließlich stand die Fed selten unter einem so immensen Druck wie heute. Grund dafür sind die zwielichtigen Aktiengeschäfte von zwei regionalen Notenbankpräsidenten, die sich während der Coronavirus-Pandemie bereichert haben sollen, womöglich durch Insiderwissen. Eric Rosengren, seinerzeit an der Spitze der Federal Reserve Bank von Boston, hat bereits den Hut genommen. Robert Kaplan, der den Fed-Ableger in Dallas leitet , wird am Freitag seinen letzten Tag im Amt haben. Für einen Eklat hat nun die Tatsache gesorgt, dass sogar der stellvertretende Notenbankchef Richard Clarida selbst am Tag vor der Zinssenkung im März vergangenen Jahres mit Aktien handelte.

Dass es hierzu überhaupt kommen konnte, ist für Elizabeth Warren, die im Bankenausschuss des Senats sitzt und über die Bestätigung des Notenbankchefs mitbestimmen wird, unverzeihlich. Der Fed-Vorsitzende habe „als Führungskraft versagt“, wettert die Demokratin. Andere Senatoren urteilen vorsichtiger, würden sich aber ebenfalls wünschen, dass Powell deutlicher als bisher zu dem Aktienhandel seines Stellvertreters Stellung nimmt und diese zumindest verurteilt.

Zwar hat er eine Verschärfung der Ethikregeln innerhalb der Notenbank versprochen, hüllt sich aber zu konkreten Fällen, insbesondere zu der Zukunft von Vizechef Clarida oder allfälligen Sanktionen gegen ihn, in Schweigen. Derzeit stärkt der Präsident, der allein über die Nominierung entscheiden kann, Powell noch den Rücken. Aber auch Biden sagt, dass er, ehe er eine Entscheidung trifft, „zunächst noch weitere Informationen zu diesen Vorwürfen benötigt“.