Autoindustrie

Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats prägt BMW-Aktionärstreffen

Die diesjährige Hauptversammlung von BMW bildet den Auftakt für eine neue Ära an der Spitze des Aufsichtsrats. Auf Norbert Reithofer folgt dessen designierter Nachfolger Nicolas Peter.

Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats prägt BMW-Aktionärstreffen

Wechsel des Aufsichtsratschefs prägt BMW-Aktionärstreffen

sck München
Von Stefan Kroneck, München

Während BMW wie ihre deutschen Wettbewerber Mercedes-Benz und Volkswagen mit einem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen hat, drehte sich die 105. Hauptversammlung des Münchner Autobauers zum großen Teil um den Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats. Nach zehn Jahren als Vorsitzender des Kontrollgremiums gab Norbert Reithofer (68) am Ende des Aktionärstreffens seinen Posten ab. Sein Mandat lief aus. Seine Nachfolge trat der frühere Konzernfinanzvorstand Nicolas Peter an. Der 63-Jährige stellte sich erstmals zur Wahl in den Aufsichtsrat.

Der Stabwechsel verlief ganz nach Drehbuch. Die Übergabe an Peter entschied der Aufsichtsrat im vergangenen Jahr. In seiner Dankesrede an Reithofer sprach Vorstandschef Oliver Zipse von einem „Lebenswerk“. Reithofer war insgesamt 38 Jahre für BMW tätig, davon neun Jahre als Vorstandsvorsitzender. Der amtierende CEO beschrieb Reithofer als „Mann der klaren Worte und Haltung“.

„Ihre Erfolgsgeschichte“

In seiner Laudatio würdigte Großaktionär Stefan Quandt ebenfalls die Leistung des scheidenden Aufsichtsratschefs. Er sprach von einer „Ära“, die Reithofer geprägt habe. Er habe BMW „frühzeitig als innovativen Pionier der Elektromobilität“ aufgebaut, so Quandt. „Technologieoffenheit“ habe sich mittlerweile zur Strategie der gesamten deutschen Autobranche entwickelt. BMW habe unter diesem Schlagwort die Produktion so aufgestellt, dass sämtliche Konzernwerke E-Autos und Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrenner je nach Nachfrage bauen können. „Das ist ihre Erfolgsgeschichte“.

Der Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt, zufolge tritt Peter „in große Fußstapfen“. In der Generalaussprache kündigte sie an, bei der Wahl zum Aufsichtsrat für Peter zu stimmen. Hendrik Schmidt vom Vermögensverwalter DWS sah Peters Rolle kritischer. Der Manager, so Schmidt, sei nicht voll unabhängig. „Wir haben mit uns gerungen. Wir werden Sie aber nicht ablehnen“, sagte er in Richtung von Peter. Dieser stellte sich den Aktionären auf der Hauptversammlung persönlich vor.

Vorbedingung erfüllt

Peter stieg 2017 in den Vorstand auf. Er übernahm des Verantwortungsbereich des CFO. Insgesamt war er länger als 30 Jahre für den Konzern tätig gewesen, darunter zeitweilig im Vertrieb. Mit seiner Kandidatur erfüllte er die Empfehlungen guter Unternehmensführung (deutscher Corporate-Governance-Kodex). Im Mai 2023 schied Peter altersbedingt aus dem BMW-Vorstand aus. Er lag damit im Rahmen einer Kodex-konformen Cooling-off-Periode. Darauf verwies auf dem Aktionärstreffen auch der DWS-Vertreter.

Einen Vorgeschmack auf Peters künftiges Aufgabenfeld gab die Generalaussprache. Nach einem Gewinnrückgang kürzte BMW die Dividende für 2024. Hendrik verwies darauf mit der Anmerkung zum BMW-Slogan: „Uns Aktionären wünsche ich, dass wir viel Freude am Fahren und viel Freude an der Aktie haben.“ Bergdolt zufolge ist die reduzierte Dividende „nachvollziehbar“.

„Verhalten optimistisch“

Einen großen Raum nahm auch das Thema China ein. Zipse räumte ein, dass im größten Absatzmarkt des Konzerns der Wettbewerbs- und Preisdruck zunehme. Heimische Hersteller würden Marktanteile gewinnen.

Mit einer neuen Generation von modernen E-Fahrzeugen („Neue Klasse“) will er dagegenhalten. BMW arbeite „kontinuierlich“ daran, dass Geschäft in China zu verbessern. Die Neue Klasse sei danach ausgerichtet, die wachsenden Bedürfnisse der Kunden vor Ort „umfassend“ zu erfüllen. Zipse blickt nach eigener Aussage „verhalten optimistisch“ auf das laufende Jahr in Bezug auf China.

Aufgrund der zunehmenden Herausforderungen empfahl die DSW-Vertreterin Peter, seine neue Rolle als BMW-Chefaufseher „aktiv“ auszufüllen.

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