Kommentar BIP-Wachstum

China ist noch nicht auf Erholungstrip

Auf den ersten Blick hat China im ersten Quartal mit einem Wachstumsschub geglänzt. Allerdings drohen bereits wieder Dynamikverluste, die Stimulierungsbedarf erfordern könnten.

China ist noch nicht auf Erholungstrip

BIP-Überraschung

China noch nicht auf Erholungstrip

Von Norbert Hellmann

Chinas Wirtschaft kann im ersten Quartal entgegen allen Erwartungen ein gesteigertes Wachstumstempo vorweisen. Nach 5,2% im Dezemberquartal hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten drei Monaten um 5,3% zugelegt. Seitens der Experten wurde der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft nur ein Plus von 4,6% zugetraut.

Nun ist man also mit einer Vorgabe ins neue Jahr gestartet, die recht komfortabel über dem offiziellen Wachstumsziel der Regierung von 5% liegt. Peking fühlt sich mit seiner Erwartung, eine fortschreitende Erholung der Konjunktur zu erleben, erst einmal bestätigt. Das hat den Vorteil, dass der Erwartungsdruck in Sachen monetäre Stimulierungsgesten zunächst einmal abflauen dürfte.

Chinas Zentralbank kommt dies sehr gelegen, denn sie mag den Rufen nach Zinssenkungen und monetären Lockerungsgesten bereits seit Monaten nicht nachkommen. Die Sorge gilt hier vor allem dem gegenüber dem Dollar an Boden verlierenden Yuan. Solange die US-Zentralbank nicht mit einer Zinswende in die Vorlage geht, wagt auch die People’s Bank of China (PBOC) keine Zinslockerung, weil sie verstärkte Kapitalabflüsse generieren könnte.

Die Frage nach Stimulierungsbedarf kann damit aber längst nicht abgehakt werden. Den Marktteilnehmern ist die neue Konjunkturdatenvorlage trotz der positiven Überraschung beim BIP-Ausweis einigermaßen sauer aufgestoßen. Am Mittwoch kamen nämlich auch weniger ermutigende Zahlen: Die Einzelhandelsumsätze als wichtigster Konsumindikator sind zuletzt mit 3,1% denkbar schwach vorangekommen. In den ersten beiden Monaten des Jahres lag man bei 5,5%. Auch bei der Industrieproduktion ist das Expansionstempo mit 4,5 % nach zuvor 7% stark abgebröckelt.

Nach zwei starken Monaten sind im Ansatz nun bereits wieder Dynamikverluste zu erkennen. Auch die Inflations- und Außenhandelsdaten für März lassen nicht erkennen, dass sich Chinas Binnennachfrage auf dem Erholungstrip befindet. Das spricht für Stimulierungsbedarf, dem man derzeit nicht so richtig nachzukommen weiß.

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