Paul Thomalla, Finastra

Regulatorische Entwicklungen im Bereich Payments

Auch, wenn es nicht überall auf Begeisterung stößt: Die EU hat sich im Bereich Zahlungsverkehr für eine intervenierende Regulierung entschieden. Und da das Vertrauen der EU in die Ausarbeitung und Anwendung von Vorschriften zum Zahlungsverkehr...

Regulatorische Entwicklungen im Bereich Payments

Auch, wenn es nicht überall auf Begeisterung stößt: Die EU hat sich im Bereich Zahlungsverkehr für eine intervenierende Regulierung entschieden. Und da das Vertrauen der EU in die Ausarbeitung und Anwendung von Vorschriften zum Zahlungsverkehr weiter zunimmt, wird sie ihren intervenierenden Ansatz immer konsequenter und weitreichender verfolgen.

Das Ergebnis? Die Auswirkungen der EU-Regulierung auf alle Akteure im Ökosystem Zahlungsverkehr nehmen zu, ebenso wie die Komplexität und der Umfang der Regularien selbst. Umso wichtiger ist es, hinter die Fassade zu schauen, um die tatsächlichen Einflüsse auf die Wirtschaft zu beurteilen.

PSD3 in Sichtweite

Rückblickend betrachtet hat die EU bei der Regulierung eine konsequente Entwicklung durchlaufen. Von der ersten Zahlungsdienste-richtlinie (PSD1), die den Weg zur Regulierung von Zahlungsdiensten und Zahlungsdienstleistern in allen EU- und EWR-Mitgliedstaaten einleitete, hin zur PSD2, die den Markt für neue, den Wettbewerb fördernde Akteure öffnete. 2021 wird eine umfassende Überprüfung der PSD2 stattfinden, einschließlich einer Bewertung ihres Wirkungsbereiches – PSD3 ist also in Sichtweite. Der zunehmende Interventionismus der EU ist schon seit einigen Jahren zu beobachten.

Jetzt geht sie mit zwei neuen, wichtigen Rahmenwerken einen großen Schritt weiter: Einerseits legt die Retail Payments Strategy (RPS) das langfristige politische Umfeld für die Zukunft des Massenzahlungsverkehrs in der EU in einer zunehmend digitalen Welt fest. Andererseits zeigt die Digital Finance Strategy (DFS) auf, wie diese Zukunft funktionieren wird, und beschreibt den zugrundeliegenden Ansatz zur Öffnung des Marktes für zertifizierte Akteure.

Ein Großteil der bisherigen Berichterstattung über diese Regelungen ist ziemlich juristisch und konzentriert sich auf Ziele und Struktur: Die RPS hat zum Beispiel drei Ziele und vier Säulen, während die DFS auf vier Prioritäten aufbaut. Welche Auswirkungen wird dies alles auf Unternehmen haben?

Richten wir zunächst den Blick auf die Retail Payments Strategy. Das politische Kernziel dieses Rahmenwerks seitens der EU besteht darin, bis Ende 2021 die universelle Einführung von Instant Payments (IP) zu erreichen. Diese soll Anbieter zu einer flächendeckenden Echtzeit-Zahlungsplattform in der gesamten EU machen. Allerdings haben bisher noch nicht genug Anbieter die IP-Programme angenommen. Hier muss die EU das Tempo erhöhen.

Zu den größten Hindernissen, die angegangen werden müssen, gehört die fehlende Kompatibilität zwischen Abwicklungs- und Clearing-Mechanismen. Bei den Endnutzern wird die Einführung und Nutzung von IP durch die fehlende Standardisierung, zum Beispiel von QR-Codes, behindert, was ebenfalls behoben werden muss.

Außerdem wird die EU versuchen, ein Label oder eine „Marke“ zu schaffen, die für den Verbraucher eindeutig identifizierbar ist. Dies wird wahrscheinlich auf der European Payments Initiative (EPI) basieren, die darauf abzielt, die derzeitige fragmentierte Landschaft nationaler Systeme für Karten-, Online- und mobile Zahlungen durch ein einheitliches Karten- und digitales Geldbörsen-System in ganz Europa zu ersetzen. Außerdem will die EU dafür sorgen, dass Überweisungen einfacher, schneller und kostengünstiger initiiert werden können.

Das übergeordnete Ziel des DFS ist es, digitale Innovationen zu fördern und die Vorteile für alle europäischen Verbraucher und Unternehmen zugänglich zu machen. Der erste Schritt wird sein, die Fragmentierung des digitalen Binnenmarktes für Finanzdienstleistungen zu beseitigen – einschließlich der Förderung kompatibler digitaler Identitätslösungen für ein vereinfachtes Onboarding und der Entwicklung eines neuen Rahmens zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (AML/CFT). Passporting und One-Stop-Shop-Lizenzierung werden helfen, die Verbreitung voranzutreiben.

Fintechs stärker integriert

Gleichzeitig wird der EU-Rechtsrahmen angepasst, um digitale Innovationen zu erleichtern, auch im Bereich DLT (Distributed-Ledger-Technologie) und Krypto-Assets, und es wird einen Rahmen für die Aufsicht und die Zertifizierung der Cybersicherheit für Cloud-Dienstleister geben. Datengetriebene Innovationen im Finanzbereich werden durch einen gemeinsamen Finanzdatenraum unterstützt, der Echtzeit-Zugang zu regulierten Finanzinformationen in standardisierten und maschinenlesbaren Formaten bietet.

Schließlich wird es Gesetzgebungsinitiativen geben, welche die mit der digitalen Transformation verbundenen Herausforderungen und Risiken adressieren. Schließlich werden Fintechs immer stärker in das Finanzökosystem integriert. Dies wird eine Aufsicht nach dem Motto „gleiche Risiken, gleiche Regeln, gleiche Regulierung“ in Bereichen wie CRM, Risiken, Finanzstabilität und Wettbewerb beinhalten.