Frankfurter Börse

Schwergewicht Linde verlässt Dax im März

Die Hauptversammlung des amerikanisch-deutschen Industriegasekonzerns entscheidet mit 93 Prozent für ein Delisting in Frankfurt. Mit 150 Mrd. Euro ist Linde das am höchsten bewertete Dax-Mitglied.

Schwergewicht Linde verlässt Dax im März

jh München

Der Deutsche Aktienindex verliert voraussichtlich Anfang März sein größtes Schwergewicht. Die Aktionäre von Linde haben am Donnerstag in zwei Versammlungen mit großer Mehrheit dafür gestimmt, dass der amerikanisch-deutsche Industriegasekonzern künftig nur noch in New York notiert sein wird. Nach den vorläufigen Ergebnissen seien jeweils mindestens 93% der Stimmen für die Vorschläge zum Delisting in Frankfurt abgegeben worden, teilte Linde am späten Mittwochnachmittag mit. Erforderlich war eine Dreiviertelmehrheit. An den Entscheidungen hätten sich etwa 78% aller Aktien beteiligt.

Nach irischem Recht fanden eine gerichtlich angeordnete Hauptversammlung sowie direkt im Anschluss eine außerordentliche Hauptversammlung statt. Der formale Hauptsitz von Linde ist in Irland. Die Aktionäre konnten vorab per Internet, E-Mail oder Telefon ihr Votum abgeben. Es ging dabei um eine Neuorganisation mit einem Aktientausch und der Bildung einer neuen Holdinggesellschaft, die künftig nur an der New Yorker Börse notiert sein wird.

Das Management von Linde nimmt an, dass die Notierung in Frankfurt am oder um den 1. März eingestellt wird. Nach der Bekanntgabe der Entscheidung weitete die Linde-Aktie am Mittwoch ihr Kursminus aus und verlor bis zum Xetra-Schluss 1,5% auf 302,50 Euro.

Vor SAP und Siemens

Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 150 Mrd. Euro ist der Weltmarktführer für Industriegase, der 2018 aus der Fusion von Praxair in den USA und der Linde AG entstanden ist, das mit Abstand am höchsten bewertete Dax-Mitglied. Es folgen SAP (127 Mrd. Euro), Siemens (115 Mrd. Euro), Deutsche Telekom (101 Mrd. Euro) und Allianz (88 Mrd. Euro).

Deutsche Fondsgesellschaften kritisierten den Plan, den Linde im Oktober 2022 bekannt gegeben hatte, und hatten angekündigt, dagegen zu stimmen. Linde wird mit dem Abschied aus dem Dax auch aus allen europäischen Indizes verschwinden.

Damit gehe eine deutliche Reduzierung des Volumens des deutschen Aktienmarkts einher, moniert Arne Rautenberg, Fondsmanager von Union Investment (vgl. BZ vom 10. Januar). Ingo Speich von Deka Investment erkennt im Rückzug von der Frankfurter Börse ein klares Signal, dass Praxair Linde übernommen habe. Das Management beider Un­ternehmen hatte immer von einem Zusammenschluss gleichberechtigter Partner gesprochen.

Den Abschied aus Frankfurt begründen Vorstand und Verwaltungsrat von Linde vor allem mit der Kappungsgrenze von 10%, die für das Gewicht der einzelnen Dax-Werte gilt. Da Linde regelmäßig dieses Limit erreiche, müssten Fonds, die den Dax abbildeten, Linde-Aktien verkaufen. „Dieser technisch bedingte Verkaufsdruck ist dauerhaft“, wird argumentiert.

Bericht Seite 9

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