Zinswende zeigt Folgen

Abflüsse aus Immobilienfonds nehmen erneut zu

Bereits zum dritten Mal in Folge zogen Anleger auf Monatssicht unterm Strich viel Geld aus offenen Publikumsimmobilienfonds in Deutschland ab. Eine Panik zeichnet sich gleichwohl nicht ab.

Abflüsse aus Immobilienfonds nehmen erneut zu

Abflüsse aus Immobilienfonds nehmen erneut zu

Dritter Negativabsatz auf Monatssicht in Folge – Zinswende und Immobilienkrise belasten – Keine Anzeichen für Panik

jsc Frankfurt

Die Anleger in Deutschland kehren offenen Publikumsimmobilienfonds den Rücken. Nachdem das Segment über Jahre hinweg Monat für Monat unterm Strich Zuflüsse erzielt hatte, flossen im Oktober netto 139 Mill. Euro ab, wie aus Bundesbank-Daten hervorgeht. Es ist bereits der dritte Negativabsatz in Folge, nachdem im August und September Abflüsse von netto 40 Mill. und 115 Mill. Euro verzeichnet worden waren.

Wie sich aus den Daten weiter ableiten lässt, stockt zum einen das Neugeschäft: Anleger investierten im Oktober lediglich 272 Mill. Euro neu in Immobilienfonds, nachdem zuvor bis ins vergangene Jahr hinein zum Teil Milliardenzuflüsse auf Monatssicht zusammengekommen waren (siehe Grafik). Zum anderen zogen Anleger zuletzt relativ viel Geld ab, und zwar etwa 411 Mill. Euro im Oktober.

Rendite sinkt auf 1,4 Prozent

In Deutschland dominieren Union Investment Real Estate, Deka Immobilien, Commerz Real und DWS Grundbesitz den Markt mit offenen Immobilienfonds. Die Rendite der Produkte ist über alle Anbieter hinweg auf Jahressicht auf 1,4% gesunken, nachdem über zehn Jahre hinweg durchschnittlich 2,6% erzielt worden waren, wie der deutsche Fondsverband BVI für Stichtag 31. Oktober festhält. Wegen einer konservativen Bewertung der Immobilien schlägt der aktuelle Preisrutsch im Markt – ähnlich wie vor einigen Jahren der Wertzuwachs – nur allmählich auf die Nettoinventarwerte der Fonds durch.

Zugleich erschwert die Konkurrenz mit zinslastigen Anlageprodukten den Absatz von Immobilienfonds. So sind über Festgeldverträge mit einer Laufzeit von zwei Jahren häufig mehr als 3% zu holen, wie das Finanzportal FMH aufzeigt.

Eine Anlegerpanik zeichnet sich allerdings nicht ab: Während die Finanzmarktkrise im Oktober 2008 zu einem Abfluss von netto 5,1 Mrd. Euro führte und etliche Fonds eingefroren und später abgewickelt werden mussten, sind die Abflüsse diesmal verkraftbar. Mit einem Fondsvolumen von 132 Mrd. Euro ist das Segment heute mehr als eineinhalbmal so groß wie damals. Auch beschränken heute Mindesthalte- und Kündigungsfristen den Abfluss, und die Fonds verfügen über milliardenschwere Liquiditätspolster.

Spezialfonds weiter gefragt

Offene Immobilien-Spezialfonds verzeichnen derweil weiterhin ein positives Neugeschäft. Im Oktober kamen netto 404 Mill. Euro zusammen. Seit März 2020, also seit Beginn der Coronakrise, haben institutionelle Investoren damit Monat für Monat unterm Strich Kapital über Spezialfonds am Immobilienmarkt angelegt. Mit einem Bestand von 177 Mrd. Euro bringen Immobilien-Spezialfonds heute mehr Gewicht auf die Waage als Publikumsprodukte. Wichtige Adressen sind etwa Intreal, Patrizia, Union Investment, Universal-Investment und Hansainvest.

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