Förderkredite

Angst vor Zinsanstieg belebt Geschäft der Rentenbank

Um sich aktuelle Zinskonditionen zu sichern, nahmen die Kunden der Landwirtschaftlichen Rentenbank im Startquartal so viele Programmkredite auf wie nie zuvor. Die Unsicherheit der Landwirte bleibe gleichwohl groß, sagt die Bankchefin.

Angst vor Zinsanstieg belebt Geschäft der Rentenbank

jsc Frankfurt

Der starke Zinsanstieg seit Jahresbeginn hat der Landwirtschaftlichen Rentenbank ein rekordhohes Neugeschäft im Startquartal beschert: Weil die Kunden die Konditionen für Programmkredite noch sichern wollten, verzeichnete die Bank eine enorme Nachfrage, die gerade das Geschäft im März belebte, wie Bankchefin Nikola Steinbock am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz des Instituts erklärte. Insgesamt sagte die bundesweit tätige Förderbank im Startquartal 1,88 Mrd. Euro zu und damit 41% mehr als im Vorjahresquartal. In den Sparten Erneuerbare Energien und Ländlicher Raum stieg das Zusagevolumen jeweils um das Zweieinhalbfache. „Im Jahr 2022 ist uns der beste Jahresstart in der Geschichte der Rentenbank gelungen“, sagte Steinbock.

Seit Jahresbeginn erhöhte die Rentenbank die Zinsen in den Programmkrediten bereits mehrfach. Die Unterschiede sind beträchtlich: Von 0,95% kurz nach Jahresbeginn auf zuletzt 2,37% stieg der effektive Zinssatz für Programmdarlehen mit „Top“-Konditionen in der besten Risikoklasse, und zwar für eine zehnjährige Laufzeit und Zinsbindung mit einem tilgungsfreien Jahr. Starke Zinssprünge meldet die Bank auch für andere Konstellationen.

Ungewissheit bremst

Die Ursache für das seit Jahren rückläufige Neugeschäft mit Programmkrediten bleibt aber nach den Worten Steinbocks bestehen: Im Interview der Börsen-Zeitung hatte die zu Jahresbeginn angetretene Bankchefin dafür die Unsicherheit der Landwirte genannt, „ob eine heutige Investition auch morgen noch Bestand hat“ (vgl. BZ vom 18. März). Insbesondere in der Tierhaltung sei unklar, welche Regeln künftig zu beachten seien, sagte sie am Dienstag. In der Sparte „Landwirtschaft“, wo vor allem Kredite für Tierställe und Maschinen aufgehängt sind, reichte die Bank im Startquartal mit 609 Mill. Euro sogar etwas weniger Geld aus als zuvor. Mit einer weiter hohen Nachfrage rechnet Steinbock hingegen im Segment der erneuerbaren Energien. Über alle Programmkreditsparten hinweg erwartet die Bank im Gesamtjahr weniger Tempo als im Startquartal und peilt ein Neugeschäft von 7 Mrd. Euro an.

Das steigende Zinsniveau prägt die Bank aber auch in der Gewinn- und Verlustrechnung. Wegen neu anzulegender Eigenanlagen profitiere die Bank tendenziell von steigenden Zinsen, wie Finanz- und IT-Vorstand Marc Kaninke ausführte. In der Refinanzierung wiederum kalkuliert die Bank, die am Kapitalmarkt Anleihen begibt und von einer Garantie des Bundes profitiert, mit höheren Sätzen. Die Nachfrage nach Anleihen der Rentenbank bleibe aber hoch, weil Investoren in unsicheren Zeiten solide Titel suchten, sagte Steinbock.

Der Zinsüberschuss erreichte im vergangenen Jahr 286 Mill. Euro und damit weniger als zuvor. Ihre IT-Systeme will die Bank bis 2026 modernisieren. Die Investitionen sind einer der Gründe dafür, weshalb der Verwaltungsaufwand von 76 Mill. Euro auf 90 Mill. Euro stieg. Nach Abzug von Risikovorsorge und Bewertungen in Höhe von 153 Mill. Euro und einiger kleiner Posten blieb ein Jahresüberschuss von 35 Mill. Euro. Die nicht gewinnorientierte Bank steckt den Gewinn jeweils etwa hälftig in die Rücklage und in Fördertöpfe.

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