Regulierung

BaFin sieht Hochrisikosegment bei Hypotheken

Trotz zum Teil „fulminanter“ Quartalszahlen hat BaFin-Präsident Mark Branson die heimischen Banken und Sparkassen auf die besondere Bedeutung einer angemessenen Risikovorsorge hingewiesen. Der Chef der deutschen Finanzaufsicht erneuerte auch seine Bedenken hinsichtlich der Immobilienfinanzierung.

BaFin sieht Hochrisikosegment bei Hypotheken

wbr Frankfurt

Trotz zum Teil „fulminanter“ Quartalszahlen hat BaFin-Präsident Mark Branson die heimischen Banken und Sparkassen auf die besondere Bedeutung einer angemessenen Risikovorsorge hingewiesen. Als eines der Risiken hat er Bewertungsprobleme bei einigen Bilanzen angesichts des schnellen Zinsanstiegs identifiziert. Sorgen macht Branson auch die Rentabilität kleinerer Banken, die zum Teil zweistellig zurückgegangen sei. „Es gibt ein paar Dutzend Kreditinstitute mit möglicher Kapitalknappheit, und die schauen wir uns genau an“, sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht auf der Euro Finance Week.

Der Chef der deutschen Finanzaufsicht erneuerte auch seine Bedenken hinsichtlich der Immobilienfinanzierung. Er verwies dazu auf den enormen Anstieg bei Wohnungsbaukrediten der privaten Haushalte. Angesichts von Inflation, Zinsanstieg und wirtschaftlicher Abkühlung fürchtet er ein „Hochrisikosegment“ in Teilbereichen der Immobilienfinanzierung. „Gut möglich auch, dass die Hypothekenzinsen weiter steigen“, sagte Branson mit Blick auf eine zunehmend teurere Prolongation von Krediten.

Branson betonte, dass er vor diesem Hintergrund keinen Bedarf sehe, den antizyklischen Kapitalpuffer und den Risikopuffer für mit Wohnimmobilien besicherte Kredite zu reduzieren oder zurückzunehmen. Die BaFin hatte die beiden Puffer im Frühjahr 2022 eingeführt. Das Maßnahmenpaket erhöhe die Kapitalanforderungen um rund 22 Mrd. Euro. Das entspreche nur rund 0,25% der Bilanzsumme der Institute und mache nicht viel mehr als 10% des Überschusskapitals aus, so die BaFin. Das freie Kapital im deutschen System schätzt die Behörde auf mehr als 150 Mrd. Euro. „Das reicht aus, um die Wirtschaft anzukurbeln, wenn die Nachfrage da wäre“, betonte Branson.

EZB zeigt sich optimistisch

Für die EZB wies Andrea Enria, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums, auf die positiven Erträge des abgelaufenen Quartals hin und spricht davon, dass eine Rezession die Finanzbranche oft erst mit Verzögerung erreiche. Er sieht momentan Optimismus. Die Chefin der europäischen Versicherungsaufsicht, Petra Hielkema, sprach angesichts der steigenden Zinsen von einem holprigen Weg, da die Entwicklung nicht für alle Geschäfte von Vorteil sein. Sie wies darauf hin, dass die Versicherer die verschiedenen Einflussfaktoren von Inflation bis zu Zinsanstieg ausbalancieren müssten. Sorge bereitet ihr das Thema Liquidität, und angesichts der Inflation bringt die EIOPA-Chefin höhere Prämien ins Spiel. Sie wies zudem auf das Risiko einer gestiegenen Volatilität für die Finanzbranche hin.

Joachim Wuermeling, Vorstand der Bundesbank, betonte, dass die Banken nicht nur durch widrige Marktentwicklungen belastet würden, sondern auch von Wirtschaft und Politik abhängig seien. Daher müsse man in der aktuellen „Multikrise“ die Belastbarkeit der Banken im Blick haben. Die Komplexität der verschiedenen Regulierungsregime verteidigte Wuermeling dennoch, da angesichts der Globalisierung der Finanzmärkte aufwendige Systeme unvermeidlich seien.

Der Bundesbank-Vorstand stellte zudem klar, dass nicht nur die Finanzbranche und die Unternehmen vor großen Herausforderungen stehen, sondern auch die Aufsicht selbst. Da unklar sei, wie die weitere Entwicklung verläuft, ist es auch schwierig zu sagen, wie die Aufsicht reagieren muss.

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