Risikovorsorge

BayernLB geht auf Nummer sicher

Die Landesbank erhöht ihre Ergebnisprognose für dieses Jahr und ist auch für 2023 zuversichtlich. Doch an der pauschalen Risikovorsorge hält der Vorstand fest.

BayernLB geht auf Nummer sicher

jh München

Die Bayerische Landesbank (BayernLB) hat im dritten Quartal zwar deutlich weniger verdient als im Vorjahr, ihre Jahresprognose aber nochmals erhöht. Der Vorstand erwartet nun ein Ergebnis vor Steuern von mehr als 600 Mill. Euro nach 816 Mill. Euro im vergangenen Jahr. In den ersten neun Monaten wurden 381 Mill. Euro erzielt. Dank Sondererträgen werde die Bank die 600 Mill. Euro erreichen, sagte Finanzvorstand Markus Wiegelmann der Börsen-Zeitung. Operativ wäre dieser Wert nicht zu schaffen, fügte er hinzu. Verkaufte Gebäude bringen der BayernLB in diesem Jahr einen noch nicht bezifferten dreistelligen Millionenbetrag. „Die Immobilienverkäufe sind inzwischen vollzogen“, berichtete Wiegelmann.

Von Juli bis September erwirtschaftete die BayernLB ein Ergebnis vor Steuern von 104 Mill. Euro (siehe Tabelle). Den Rückgang im Quartal und den neun Monaten begründet die Landesbank zum einen mit positiven Bewertungseffekten im Vorjahr und einer damals wesentlich höheren Bonifikation aus dem Tender der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Zusatzerträge aus diesen auslaufenden Refinanzierungsgeschäften verringerten sich von Januar bis September auf 69 (i.V. 187) Mill. Euro.

Vor diesem Hintergrund sagte Wiegelmann: „Das Kundengeschäft entwickelt sich in allen Segmenten sehr erfreulich“, auch wenn das Ergebnis in allen drei Segmenten sank (siehe Grafik). „Die Entwicklung der Kapitalmärkte und der Zinsen verursachte negative Bewertungseffekte.“ So berichtet die BayernLB von „temporären Belastungen aus Zinssicherungsgeschäften“. Doch diese sind schon abgehakt: „Aus diesen Sicherungsgeschäften erwarten wir in diesem und im nächsten Quartal einen leicht positiven Gegeneffekt.“

Gemessen an der hohen Inflation, der aufziehenden Rezession und vielen anderen Widrigkeiten hält Wiegelmann die Risikovorsorge für ungewöhnlich niedrig. In den ersten neun Monaten löste die BayernLB per saldo mehr Vorsorge auf (siehe Tabelle), buchte aber im dritten Quartal 33 Mill. Euro in die Vorsorgereserven. Der Finanzchef rechnet damit, dass auch im gesamten Jahr per saldo die Vorsorge aufgestockt wird. Grund dafür seien bisher nur wenige Einzelfälle, doch der Vorstand geht auf Nummer sicher: „Wir halten es für möglich, dass das eine oder andere Unternehmen wegen der stark gestiegenen Kosten in Schwierigkeiten gerät“, sagte Wiegelmann.

Gewappnet für Szenarien

Für die BayernLB ist er dennoch zuversichtlich: „Aus heutiger Sicht erwarten wir auch im kommenden Jahr eine positive Geschäftsentwicklung.“ Das Sicherheitsnetz bleibt allerdings gespannt: „Wegen der großen Unwägbarkeiten halten wir gleichwohl an unserer pauschalen Risikovorsorge von mehr als 300 Mill. Euro fest, um auch für andere Szenarien gewappnet zu sein.“

Der mit der geschärften Strategie verbundene Personalabbau in der Kernbank ist nach Wiegelmanns Worten weitgehend abgeschlossen. Von den über 3000 Stellen (Vollzeitäquivalente) wurden seit 2019 mehr als 800 abgebaut. Ein Grund dafür war, dass das Kapitalmarktgeschäft gestrafft und mit dem Firmenkundengeschäft zum Segment Corporates & Markets zusammengelegt wurde. Auf der anderen Seite stockt die Direktbank DKB für ihren Wachstumskurs die Belegschaft auf. Die Zahl der Privatkunden der DKB erhöhte sich bis Ende September auf rund 5,3 (4,9) Millionen.

Auffällig im Zahlentableau der BayernLB ist die in den ersten neun Monaten von 8,4 auf 4,8% gesunkene Eigenkapitalrendite vor Steuern. „Der Wert im Vorjahr war überzeichnet“, kommentierte Wiegelmann den Rückgang und verwies auf positive Bewertungseffekte und den EZB-Tender. „Ein Niveau von rund 5% entspricht der derzeitigen Ertragskraft der Bank.“

Verzerrtes Bild

Mit der Umkehr der Bewertungseffekte begründet der Finanzchef auch das gestiegene Verhältnis von Aufwand und Ertrag (Cost-Income-Ratio), die auf 71,6 (59,8) % zugenommen hat. „Bereinigt um Bewertungseffekte beträgt unsere Cost-Income-Ratio wie im Vorjahr ungefähr 65 %.“

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