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Bei Celsius gehen bald die Lichter aus

Die Lage bei dem in den Gläubigerschutz geflüchteten Kryptoanbieter Celsius Networks spitzt sich immer weiter zu. Gerichtsunterlagen lässt sich entnehmen, dass das Bilanzloch immer größer wird.

Bei Celsius gehen bald die Lichter aus

bg Frankfurt

– Die Lage bei dem in den Gläubigerschutz geflüchteten Kryptoanbieter Celsius Networks spitzt sich immer weiter zu. Gerichtsunterlagen lässt sich entnehmen, dass zum einen das Bilanzloch immer größer wird. Denn einem Token-Vermögen von 3,8 Mrd. Dollar stehen Token-Verbindlichkeiten von 6,7 Mrd. Dollar gegenüber. Das Bilanzloch ist damit von anfangs 1,2 Mrd. Dollar auf nunmehr 2,8 Mrd. Dollar angewachsen. Zum anderen hat die Celsius begleitende Kanzlei Kirkland & Ellis zwar festgestellt, dass per Ende August noch eine Cashposition von 130 Mill. Dollar besteht, diese Reserve aber bereits im Oktober aufgebraucht sein dürfte.

Denn Celsius kalkuliert mit operativen Aufwendungen von 85,4 Mill. Dollar bis Ende Oktober, die neben Gehältern von knapp 14 Mill. Dollar auch 57 Mill. Dollar für das Krypto Mining vorsehen. Hinzu kommen Restrukturierungsaufwendungen von 33,5 Mill. Dollar. CEO Alex Ma­shinsky will mit dem Mining und Verkauf von Bitcoin Cashflow generieren, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dem Plan stellt sich jedoch eine Gruppe unbesicherter Gläubiger entgegen, die sichergestellt wissen wollen, dass sie etwas abkriegen aus dem Erlös von Bitcoin-Verkäufen. Auch der Texas State Securities Board (TSSB) lehnt Mashinskys Plan ab, da nicht klar sei, wie die Gläubiger davon profitieren. Zudem müssen zusätzliche Mining-Kapazitäten grünes Licht vom Stromnetzbetreiber in Texas erhalten – auch da kann es zu Problemen kommen, da die Netze bei widrigen äußeren Bedingungen (Hitze, Frost) zusammenzubrechen drohen. Bitcoin-Miner haben in der Regel Klauseln, dass sie dann vom Netz gehen und damit Kapazitäten frei werden für andere Bedarfe.

Eine Anhörung vor Gericht im Chapter-11-Verfahren soll am späten Dienstag noch stattfinden, die Gläubiger kommen am 19. August erneut zusammen. Aus Deutschland heraus gehören auch Anleger zu den unbesicherten Gläubigern von Celsius, die über die Neobank Nuri vermittelt wurden. Diese musste kürzlich Insolvenz anmelden, und wie der Insolvenzverwalter nun wissen ließ, beträgt die Kundenzahl nur 200000 und nicht 500000, wie es vom Unternehmen verbreitet wurde. Nur diese „Nettokunden“ haben überhaupt den Ident-Prozess durchlaufen, die Zahl aktiver Kunden ist weiter unklar. 2021 erzielte Nuri Einnahmen von 12 Mill. Euro. Es gebe bereits ermutigende Gespräche mit Investoren, so Insolvenzverwalter Jesko Stark gegenüber „Finance Forward“. Der britische Fonds Claret Capital gilt den Angaben zufolge als besicherter Gläubiger, der im Fall einer Abwicklung zuerst bedient werden dürfte.

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