Wertpapiergeschäfte

Chinas Broker nehmen Kurs auf Kontinentaleuropa

Bedeutende chinesische Wertpapierhäuser unternehmen einen Anlauf, um Lizenzen für Geschäfte in Kontinentaleuropa zu erhalten.

Chinas Broker nehmen Kurs auf Kontinentaleuropa

nh Schanghai

Führende chinesische Brokergesellschaften und Investmentbanken wollen sich mit neuen Lizenzen für Wertpapiergeschäfte in Europa wappnen und visieren dabei vor allem die Finanzplätze Frankfurt und Zürich an. Nach Informationen von Bloomberg erwägt eine ganze Reihe von großen chinesischen Wertpapierhäusern, darunter die Marktführer Citic Securities, Haitong Securities und Huatai Securities, bei der deutschen Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin Lizenzen zu beantragen, mit denen sie Investment-Banking-Dienste in Deutschland und der EU anbieten können.

Im Vordergrund stehen die Emissionsbegleitung bei Aktienkapitalmarktgeschäften und damit verwandte Handelstätigkeiten, heißt es seitens des CEO der Huatai Financial Holdings (Hong Kong), Levin Wang. Wie der Chef des internationalen Ablegers der staatlich kontrollierten Huatai Securities nun erläuterte, strebe man neben der Mitgliedschaft für den Handel an der London Stock Exchange an, sich an anderen europäischen Finanzplätzen entsprechend aufzustellen, um chinesische Firmen bei ihren Bemühungen zur Kapitalaufnahme an europäischen Börsenplätzen zu begleiten.

Huatai strebt Wang zufolge dabei eine Führungsrolle bei Emissionsmandaten im Markt für sogenannte Global Depositary Receipts (GDR) chinesischer Unternehmen im Ausland an. Dazu gehöre auch eine entsprechend starke Stellung als Marketmaker im Sekundärmarkthandel mit neu an europäischen Börsen gelisteten GDR-Anteilscheinen von chinesischen Firmen. Das Thema ist in diesem Jahr aktuell geworden, nachdem eine erste Gruppe von chinesischen Unternehmen über die Ausgabe von GDR an der Züricher Börse neues Kapital einsammelte.

Das Arrangement in der Schweiz ist eine Erweiterung eines von China vor drei Jahren aufgezogenen grenzüberschreitenden Listing-Programms mit der Londoner Börse, das sich Shanghai-London Stock Connect nennt. Damals hatten die chinesische und die britische Regierung in politisch spannungsfreieren Zeiten einen Brückenschlag zwischen den Aktienmärkten aus der Taufe gehoben. Allerdings hat die Initiative nach den ersten GDR-Emissionen einer Handvoll chinesischer Adressen, zu denen auch Huatai Securities gehörte, rasch wieder an Elan verloren und zeitigt weder einen liquiden Handel mit den chinesischen GDR noch eine Perspektive für größere Nachfolgeemissionen. Zwar hat sich der Shanghai-London Stock Connect als Flop erwiesen, doch bemühen sich die Regierung in Peking und die Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC samt staatlich kontrollierten Betreibern der Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen, eine Schneise nach Kontinentaleuropa zu schlagen. Dass zunächst Zürich im Vordergrund steht, dürfte politische Hintergründe haben, die mit dem Neutralitätsstatus der Schweiz und Chinas Abkehr von der angloamerikanischen Kapitalmarktsphäre zusammenhängen.

Konflikt mit den USA

In den vergangenen Monaten hat sich das Interesse Chinas an einer kontinentaleuropäischen Listing-Bühne durch verschärfte Streitigkeiten mit den USA und den Konflikt über eine künftige Börsenpräsenz von chinesischen Tech-Firmen an den New Yorker Börsen noch erheblich gesteigert. So hat Peking mit Regulierungsattacken auf heimische Internetfirmen und neuen Regeln, die US-Listings der Tech-Firmen zu einem sicherheitspolitischen Thema machen, das Emissionsklima für Corporate China in den USA vergiftet. Gleichzeitig spitzt sich ein Konflikt mit der US-Wertpapieraufsicht SEC zu. So droht dem Gros der in New York gehandelten chinesischen Unternehmen ein Delisting.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.