Chinesische Investmentbank

CICC plant milliarden­schwere Kapital­erhöhung

Ähnlich wie auch andere Wertpapierhäuser plant die chinesische Investmentbank CICC eine üppige Kapitalerhöhung. Umgerechnet bis zu 3,9 Mrd. Euro könnte sie einspielen. Dabei steht der staatlich kontrollierte Konzern an der Börse unter Druck.

CICC plant milliarden­schwere Kapital­erhöhung

nh Schanghai

Die staatlich kontrollierte chinesische Investmentbank China International Capital Corp. (CICC) nimmt Pläne für eine Ausweitung ihres internationalen Geschäfts zum Anlass für eine kräftige Kapitalerhöhung. In einer Mitteilung an die Börsen in Hongkong und Schanghai vom Mittwoch wird den Anlegern eine Aktienkapitalerhöhung mit der Ausgabe von Bezugsrechten im Verhältnis 3:10 angeboten. Bei voller Akzeptanz der Offerte durch die Anleger ergäbe sich eine Mittelaufnahme der in Hongkong und Schanghai parallel gelisteten CICC von insgesamt 27 Mrd. Yuan, was rund 3,9 Mrd. Euro entspricht.

Die von der chinesischen Regierung mehrheitlich kontrollierten CICC begründet die Kapitalerhöhung mit einem rauen Wettbewerb im Markt. Dabei verweist die Gesellschaft einerseits auf eine verstärkte Konkurrenz ausländischen Investmentbanken. Diese versuchen in Nutzung gelockerter Regeln und Beteiligungsgrenzen eigene China-Dependancen für Wertpapierhandel und Fondsgeschäft aufzuziehen. Zum anderen betont die CICC die Notwendigkeit, „stärker im internationalen Markt“ zu partizipieren.

Stoßrichtung Deutschland

CICC gehört zu einer Gruppe von staatlichen chinesischen Brokerhäusern, die sich bei einer neuen Initiative für Listings chinesischer Unternehmen in der Schweiz engagiert und auch neue Standbeine in Deutschland mit der Lizenzierung für EU-weite Geschäfte sondieren. CICC ist bereits das fünfte große chinesische Wertpapierhaus, das in diesem Jahr mit Kapitalpläne an ihre Aktionäre herantritt. Darunter ist auch Marktführer Citic Securities, der im Frühjahr mit einer Aktienausgabe 27,4 Mrd. Yuan einsammelte.

Bei den Marktteilnehmern kommen die Kapitalmaßnahmen der Broker im derzeit schwachen Aktienumfeld nicht gut an. Auch CICC spürt eine Gegenreaktion. An der Shanghai Stock Exchange fiel die Aktie am Mittwoch um 9,2% auf 39 Yuan zurück und liegt wieder relativ nah an ihrem 52-Wochen-Tief, das Ende April bei 35,15 Yuan markiert wurde. Ähnlich sieht es an der Hong Kong Exchanges aus. Dort verloren die Titel 8% auf 13,20 HK-Dollar und notieren somit knapp über dem Jahrestief von 12,98 HK-Dollar.

CICC hat sich, wie auch andere führende Brokerhäuser des Landes, vom allgemein schwachen Aktienmarkt bei chinesischen Finanzdienstleistern nicht abkoppeln können und in diesem Jahr an Boden verloren. Insbesondere in Hongkong, wo die Reaktionen auf die diesjährige chinesische Konjunkturflaute und Störungen durch Chinas extreme Corona-Restriktionen besonders stark ausfallen, kommen Finanzdienstleister auf historisch niedrige Bewertungsrelationen. So liegt die CICC-Aktie im Hongkonger Handel für das laufende Jahr bereits 40% im Minus, während der Rückgang mit 21% in Schanghai geringer ausfällt.

Die Wertpapierhäuser leiden unter dem insgesamt schwachen Börsenhandelsaufkommen im chinesischen Raum, das auf eine starke Zurückhaltung und geringeren Risikoappetit bei Kleinanlegern zurückgeht und im Falle Hongkongs auch den Rückzug von globalen Fondsmanagern aus chinesischen Werten. Hinzu kommt eine Regulierungskampagne gegen Technologiekonzerne, die das Geschäft mit Börsengängen in Hongkong ausbremst.

Schatten der Immobilienkrise

Zwar streben in diesem Jahr viele chinesische Unternehmen an die Börse, die Handelsplätze in Schanghai und Shenzhen ansteuern, allerdings handelt es sich überwiegend um relativ kleine Mittelaufnahmen. Abgesehen davon sind IPO-Mandate an den Festlandbörsen unter der dortigen Regulierung und Vermarktungspraxis aus Sicht der Underwriter deutlicher weniger lukrativ als die Bookbuilding-Verfahren mit Vermarktung bei internationalen Investorenkreisen, wie man sie in Hongkong und an westlichen Börsen kennt. Auch die Verschuldungskrise der chinesischen Immobilienentwickler dämpft die Aussichten der Investmentbanken, weil die mit Abstand wichtigste Emittentengruppe für Hochzinsanleihen praktisch lahmgelegt worden ist.

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