Schwarze Zahlen

Commerzbank wird zum Dividendentitel

Nachdem sie die Aktionäre seit der Finanzkrise kurzgehalten hat, legt sich die zweitgrößte Privatbank nach der Rückkehr in die Gewinnzone für die kommenden Jahre auf hohe Ausschüttungsquoten fest.

Commerzbank wird zum Dividendentitel

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Die Commerzbank schreibt wieder schwarze Zahlen und peilt für das laufende Jahr einen Milliardengewinn an. Daran sollen auch die in den vergangenen Jahren kurz gehaltenen Aktionäre wieder teilhaben. Bei der Vorstellung des Zahlenwerks stellte Konzernchef Manfred Knof am Donnerstag die Pläne für eine neue Ausschüttungspolitik vor. Demnach ist für 2022 eine Ausschüttungsquote von 30% geplant, die in den kommenden Jahren auf bis zu 50% steigen soll. Neben Dividendenzahlungen sind auch Aktienrückkäufe geplant, die Knof zufolge nicht zwingend in der Ausschüttungsquote enthalten sein müssen.

240 Mill. Euro für 2022

Die Ausschüttungsquote bezieht sich auf das Konzernergebnis, das im laufenden Jahr bei mindestens 1 Mrd. Euro liegen soll. Abgezogen werden müssen jedoch die den Anleiheinvestoren (AT1) zustehenden Zinsen. Diese summieren sich nach Angaben von Finanzvorständin Bettina Orlopp auf etwa 200 Mill. Euro im Jahr. Sofern die Commerzbank den prognostizierten Konzerngewinn nicht verfehlt, sollten daher 2022 mindestens 240 Mill Euro zur Ausschüttung bereitstehen.

Das entspricht etwa 19 Cent pro Aktie und knüpft an das Niveau von 2018 und 2015 an, den einzigen beiden Jahren seit der Finanzkrise, in denen die Commerzbank ausschüttete. In den darauffolgenden Jahren sollen sowohl die Quoten als auch der Konzerngewinn steigen. Auf der Basis des von Analysten zuletzt für 2023 prognostizierten Konzerngewinns von 1,26 Mrd. Euro würde sich je nach Quote eine Ausschüttung von 317 Mill. Euro bis 528 Mill. Euro oder 25 bis 42 Cent pro Aktie ergeben.

Kursziele angehoben

Zudem wird Finanzchefin Orlopp nicht müde zu unterstreichen, dass die Commerzbank die sich nun immer deutlicher abzeichnende Zinswende bewusst nicht einkalkuliert. Angesichts des damit verbundenen Aufwärtspotenzials hatten in den vergangenen Wochen bereits einige Researchhäuser ihre Kursziele für die Commerzbank angehoben. Nachdem das am Donnerstag formulierte Ergebnisziel die jüngste Konsensschätzung der Analysten von 918 Mill. Euro übertraf, legte der Aktienkurs noch einmal kräftig zu. Aus dem Handel ging die Aktie um mehr als 3% fester bei 8,85 Euro.

Auf die Frage, ob das Kapital nicht besser für das weitere Wachstum der Bank aufgewendet werden könnte, entgegnete Knof, dass nun die Aktionäre an der Reihe wären, die ja „nicht immer nur Freude an der Commerzbank“ gehabt hätten. Tatsächlich korrespondiert die neue Dividendenpolitik mit dem in der strategischen Neuausrichtung zum Ausdruck gebrachten Ziel, die Commerzbank bodenständiger zu machen, indem die Aktivitäten auf die wesentlichen und ertragreichen Felder zurückgestutzt werden. Raum für Wachstumsfantasie bietet das auf lange Sicht wenig.

Gewagte Maßgabe

Risiken sind jedoch auch bei einem langweiligeren Geschäftsmodell vorhanden. So können allgemeine konjunkturelle und geopolitischen Risiken den zumeist mittelständischen Kunden des Instituts das Leben schwer machen und der Commerzbank das Geschäft verhageln. Noch nicht ausgestanden sind trotz erheblicher Rückstellungen auch die Rechtsrisiken der polnischen MBank, an der die Commerzbank beteiligt ist. Vor diesem Hintergrund wirkt die vom Management formulierte Maßgabe, die Ausschüttung an eine Kernkapitalquote (CET1) zu knüpfen, die mindestens 200 Basispunkte über den regulatorischen Anforderungen von zuletzt 9,5% liegt, gewagt.