Hauptversammlung

Deutsche Bank hat noch Arbeit an Kosten vor sich

Die Ertragsentwicklung kommt der Deutschen Bank bei ihrer strategischen Neuausrichtung zupass. An den Kosten muss sie nach der Greensill-Pleite und angesichts einer höheren Bankenabgabe noch arbeiten.

Deutsche Bank hat noch Arbeit an Kosten vor sich

bn Frankfurt

 Die Deutsche Bank hat mit Blick auf ihre Ziele für 2022 noch Arbeit an den Kosten vor sich, wie Finanzvorstand James von Moltke auf der Hauptversammlung deutlich ge­macht hat. Der Manager verwies auf den Effekt von der Bank nicht kontrollierbarer Faktoren wie die nach der Greensill-Pleite steigenden Beiträge zur privaten Einlagensicherung sowie eine höhere Bankenabgabe. Er zeigte sich indes zuversichtlich, dass die Bank den Mehraufwand kompensieren kann, und bestätigte das Ziel eines bereinigten Kostenniveaus von 16,7 Mrd. Euro Ende 2022.

Als eine Option, den Mehraufwand zu kompensieren, nannte von Moltke eine engere Verzahnung der Infrastruktur in der Unternehmens- sowie in der Investmentbank des Instituts. Ende März hatte die Bank angekündigt, das Vorstandsressort Betriebsorganisation aufzulösen und „die geschäftsnahen Teile der zentralen Betriebsorganisation für die Investmentbank und die Unternehmensbank“ enger an diese Sparten zu rücken. Chief Operating Officer Frank Kuhnke verlässt die Bank.

Die Ertragsdynamik stimmt das Management unterdessen optimistisch. Nachdem in der Pandemie ein erhöhter Finanzierungsbedarf von Marktteilnehmern und Kunden die Erträge getrieben hat, schätzt das Institut einen Großteil des Zuwachses als nachhaltig ein, wie Vorstandschef Christian Sewing unter Verweis auf Gewinne von Marktanteilen und unter anderem auf eine Erholung des Marktes für Leveraged Loans erklärte. Die Erträge will das Institut 2021 halten. Von Moltke prognostizierte zudem, dass die Risikokosten 2021 von 41 auf 25 Basispunkte des durchschnittlichen Kreditvolumens sinken und 2022 dort verharren werden.

Wie von Moltke ausführte, dürften sich die Beiträge der Bank zur gesetzlichen Einlagensicherung im laufenden Jahr um 70 Mill. sowie in den Jahren bis 2024 um jeweils 60 Mill. Euro erhöhen. Die zusätzlichen Belastungen im Zuge der freiwilligen Einlagensicherung könnten noch nicht beziffert werden, zumal der Bundesverband deutscher Banken eine Reform angekündigt habe. Die von Einlagevolumen abhängigen Beiträge zum europäischen Bankenabwicklungsfonds wiederum schlugen seinen Angaben zufolge im vergangenen Jahr mit 600 Mill. und damit so stark wie zunächst angenommen zu Buche. Die Bank setze sich weiter für Veränderungen an diesem System ein, erklärte er. Sie halte es nicht für sinnvoll, ihre Investitionen einzuschränken, um diese Mehrbelastung auszugleichen.

Im Gegensatz zu den Hauptversammlungen in den zurückliegenden Jahren, auf denen die Aktionäre regelmäßig ihrem Unmut Luft machten, gab es diesmal durch die Bank Lob für die strategischen Fortschritte der Bank, wenngleich Aktionäre wie Deka Investment und Union Investment das Volumen der Boni von 1,9 Mrd. Euro für 2020 rügten.

Bank geht auf Distanz

Unterdessen rückt die Bank angesichts des Wirecard-Skandals von ihrem erst 2019 mandatierten Abschlussprüfer EY ab. Aufsichtsratschef Paul Achleitner teilte mit, das Mandat werde für 2022 neu ausgeschrieben. Damit halte sich die Bank alle Optionen offen. Für 2021 gaben die Aktionäre EY gleichwohl mit großer Mehrheit den Zuschlag.

Damit droht EY, die im Zuge der Rotation zahlreiche Mandate im Finanzsektor an Land gezogen hatte, der Verlust des prestigeträchtigsten Prüfmandats in der Branche. Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS und die Commerzbank haben sich bereits von EY abgewandt. Der Bilanzierungschef der Deutschen Bank, Andreas Loetscher, der bis 2018 bei EY das Wirecard-Mandat betreut hatte, lässt seine Tätigkeit für die Bank seit Dezember ruhen. Die Leitung des Rechnungswesens habe man einstweilen mit jener der Steuerabteilung zusammengefasst, berichtete von Moltke.

Zum Verhältnis der Bank zu Ex-US-Präsident Donald Trump hielt sich Rechtsvorstand Stefan Simon mit Verweis auf rechtliche Hürden bedeckt. Zu den Effekten des jüngsten Urteils des Bundesgerichtshofs zu Änderungen Allgemeiner Geschäftsbedingungen erklärte er, absehbar sei schon jetzt, dass sich der Aufwand auf Seiten von Banken und Kunden spürbar erhöhen dürfte. Zur Frage seines Nachfolgers als Aufsichtsratschef ließ sich Achleitner, der 2022 ausscheidet, nichts entlocken.