Kapitalerhöhung

Dunkle Wolken über Monte dei Paschi

Die politische Unsicherheit in Italien belastet die Pläne für eine Kapitalerhöhung der mehrheitlich staatlichen Problembank Monte dei Paschi di Siena. Vor allem ein Wahlsieg der rechten Partei Fratelli d’Italia stellt ein Risiko dar.

Dunkle Wolken über Monte dei Paschi

bl Mailand

Die politische Unsicherheit in Italien belastet auch die mehrheitlich staatliche Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS). Vor der Hauptversammlung am 15. September, die grünes Licht für die dringend benötigte Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro geben soll, schmiert der Kurs weiter ab. Dazu beigetragen haben dürften Bemerkungen von Giorgia Meloni, Chefin der postfaschistischen­ Partei Fratelli d’Italia, die bei den Parlamentswahlen am 25. September Favoritin für das Amt der Premier­ministerin­ ist. Sie warnt immer wieder vor einem „Ausverkauf“ italienischer­ Unternehmen an Ausländer.

Bankchef Luigi Lovaglio will die Kapitalerhöhung bis etwa Mitte November durchziehen und führt derzeit Gespräche mit Investoren. Diese könnten durch Melonis Bemerkungen abgeschreckt werden. Denn sollte Italien protektionistischer werden, würde die Suche nach einem Partner für das Institut erheblich erschwert. Die Europäische Union hat gerade erst die Frist für die ursprünglich bis Ende Dezember 2021 vorgeschriebene Privatisierung verlängert.

Monte dei Paschi war 2017 mit einer staatlichen Kapitalspritze von 5,4 Mrd. Euro vor dem Konkurs gerettet worden und ist seither zu 64% staatlich. An der Börse ist das Institut nur noch 402 Mill. Euro wert, bei Nettovermögenswerten von 5Mrd. Euro. Allein das Immobilienvermögen der Bank ist 2,05 Mrd. Euro wert. MPS ist in einer prekären Lage. Der Nettogewinn ist im ersten Halbjahr um 86% auf 27 Mill. Euro gesunken. Aus Rechtsstreitigkeiten drohen Risiken von 3,7 Mrd. Euro. Für die Verlängerung der Privatisierungsfrist dürfte die Europäische Zentralbank weitere Bedingungen stellen. Und die Bank sitzt auf zu hohen Kosten, selbst wenn Lovaglio 3500 der noch mehr als 21000 Stellen abbaut. Das unsichere politische und wirtschaftliche Umfeld könnte die Kapitalmaßnahme verzögern oder zumindest erschweren, sodass womöglich weniger Geld hereinkommt als geplant.

Es kommt hinzu: Nur 350 Mill. Euro aus der geplanten Kapitalmaßnahme sind für Investitionen vorgesehen. Der Großteil der Einnahmen dient der Finanzierung des Personalabbaus und dem Stopfen von Löchern. Über der Bank, immer ein Spielball der Politik, brauen sich dunkle Wolken zusammen. Es droht eine Hängepartie wie bei der viel kleineren Volksbank von Bari, bei Alitalia oder dem Stahlwerk von Taranto – mit unabsehbaren Kosten für den Steuerzahler.

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