Riester-Rente

DWS steigt aus dem Neugeschäft aus

Ohne gesetzliche Reform wird es eng für die fondsgebundene Riester-Rente. Mit der Fondsgesellschaft DWS zieht sich der drittgrößte Anbieter aus diesem Segment zurück.

DWS steigt aus dem Neugeschäft aus

jsc/wf Frankfurt/Berlin

Die Fondsgesellschaft DWS steigt aus dem Neugeschäft mit Riester-Produkten aus: Da eine vollständige Garantie der Bruttobeiträge in der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge in Zeiten von Negativzinsen „nicht mehr zeitgemäß“ sei und eine Reform in Berlin ausbleibe, stelle die Gesellschaft zum 1. Juli alle Riester-Produkte ein, teilte die Tochter der Deutschen Bank am Donnerstag mit. „Es bleibt kein Spielraum für chancenreiche und substanzwertbasierte Aktienanlagen.“ Die Gesellschaft setze fortan stärker auf garantiefreie Verträge, führe bestehende Riester-Sparpläne aber fort. Mit 665000 Riester-Kunden ist die DWS nach Union Investment und DekaBank die drittgrößte Anbieterin im Segment.

Mit dem Ausstieg steht die DWS nicht allein: Die Firma Raisin, die hinter dem Portal Weltsparen steht, hatte ihr Angebot einer Riester-Rente auf ETF-Basis bereits im April aus dem Sortiment genommen. Dabei hatte Raisin erst vor knapp zwei Jahren den Online-Anbieter Fairr gekauft und dessen Riester-Sparpläne im eigenen Angebot integriert. Die ungleich größere Union Investment, die 1,9 Millionen Verträge verwaltet, bietet im Neugeschäft künftig nur noch Riester-Sparpläne ab einer Laufzeit von 20 Jahren an und begrenzt die Einzahlungen. Die Gruppe der DekaBank, die mehr als 700000 Riester-Verträge zählt, hält die Rahmenbedingungen ebenfalls für schwierig, hat aber bisher keine Entscheidung getroffen, wie eine Sprecherin sagte.

Die Zahl der Riester-Renten stagniert mit zuletzt 16,4 Millionen Verträgen bereits seit Jahren – das Gros entfällt auf Versicherungen. Fondssparpläne machen mit 3,3 Millionen Verträgen einen kleineren Teil aus. Konnten Fondsanbieter früher mit weitgehend sicheren Anleihen solide Renditen erwirtschaften und etwaige Aktienkursverluste auf diese Weise innerhalb weniger Jahre leicht ausgleichen, müssen sie heute viel schneller reagieren und Aktienbestände im Falle eines Kursrutsches stark zurückfahren. Bereits vor einigen Wochen hatte die DWS erklärt, ihre Rolle im Riester-Markt zu überdenken, sofern eine Reform ausbleibe. Die Gesellschaft setzt ihre Hoffnung nun offenbar auf die künftige Bundesregierung. „Sobald die notwendige Reform durch den Gesetzgeber auf den Weg gebracht wurde, wird die DWS ihre Position und ihren Neuvertriebsstopp umgehend prüfen“, sagt der zuständige Leiter Sebastian Mentel.

Trommeln gegen Scholz

Sowohl die Fondsbranche als auch die Unionsparteien wendeten sich gestern gegen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Die Politik habe ihr Versprechen einer Reform der Altersvorsorge gebrochen, erklärte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands BVI. „Wohl wissend, dass der Garantiezwang die Riester-Sparer seit Jahren unnötig Rendite kostet“, habe der Finanzminister an der vollständigen Garantie festgehalten.

Die CDU/CSU im Bundestag warf Scholz vor, die Reform der Riester-Rente blockiert zu haben. „Unsere Warnungen hat er ignoriert“, erklärte die finanzpolitische Sprecherin Antje Tilmann. „Der Finanzminister hat die Riester-Rente damit faktisch beerdigt“, sagte sie. „Einen wesentlichen Bestandteil der privaten Altersvorsorge hat er durch die Hintertür abgeschafft.“ Carsten Brodesser (CDU), Berichterstatter der Fraktion, hielt fest, auch mit der SPD-Fraktion sei es nicht möglich gewesen, ein attraktives, standardisiertes Riester-Produkt zu entwickeln. Dies war 2018 im Koalitionsvertrag vereinbart worden. Die Union hatte eigene Vorschläge vorgelegt. Sie hält die Anpassung der 100 -prozentigen Beitragszusage für zwingend nötig und weiß um die hohen Verwaltungskosten. Seit der Sommerpause 2020 gebe es „komplette Funkstille“ von Seiten des Finanzministeriums, so Brodesser. Zuletzt hatte Scholz im April via Rechtsverordnung den Höchstrechnungszins von derzeit 0,9% zum Jahres­beginn 2022 auf 0,25% abgesenkt.

Wertberichtigt Seite 8