Summer in the City

Eiscreme für alle

Das sommerliche Wetter sorgt für einen Hauch von Normalität in der Londoner City. Goldman Sachs lockte die Mitarbeiter mit Hackney Gelato und kostenlosen Mahlzeiten aus dem Homeoffice.

Eiscreme für alle

Von Andreas Hippin, London

Das sommerliche Wetter der vergangenen Tage hat dafür gesorgt, dass sich wieder mehr Menschen auf den Straßen und Plätzen der Londoner City begegnen. Es werden wieder Hände geschüttelt, manchmal noch etwas zaghaft. Restaurants und Coffeeshops sind gut gefüllt, wenn sie geöffnet haben. Noch sind wegen Vorgaben zur sozialen Distanzierung mancherorts Stühle in den Konferenzräumen mit schwarz-gelbem Signalband gekennzeichnet. Noch freut man sich, wenn man Kollegen trifft, die man lange nicht gesehen hat. Denn für die meisten ist das Arbeiten von zu Hause immer noch der Normalfall. Bei der Deutschen Bank sind zwar schon wieder viele Händler zurück im Büro. Verlangt wird dem Vernehmen nach aber lediglich, mindestens einen Tag dort zu verbringen. In Übereinstimmung mit den Richtlinien der Regierung bewegt sich die Bank auf ein hybrides Arbeitsmodell zu.

Goldman Sachs versüßte den Mitarbeitern dagegen im Sommer die Rückkehr ins Büro mit Luxus-Eiscreme von Hackney Gelato und kostenlosen Mahlzeiten. Die US-Investmentbank hat in Großbritannien rund 6 000 Beschäftigte. John Neal, der Chef der weltgrößten Versicherungsbörse Lloyd’s of London, findet es wichtig, dass sich die Square Mile wieder mit Menschen füllt. Noch bevölkert weniger als die Hälfte der zuvor üblichen Population den Underwriting Room, der Platz für 7 000 Menschen bietet. Vor allem jüngere Mitarbeiter müssten das Marktgeschehen in Person erleben. „Wir haben eine Verantwortung gegenüber der nächsten Generation“, sagte der City-Veteran. Abrdn-Chef Stephen Bird hatte zuvor gewarnt, dass es jungen Menschen schwerfallen könnte, voranzukommen, wenn sie dauerhaft zu Hause blieben. Noch ist die Londoner U-Bahn weit von der vor der Pandemie üblichen Auslastung entfernt. Das Pendeln ist vergleichsweise angenehm.

Bei Goldman erscheint inzwischen wieder rund die Hälfte der Londoner Belegschaft täglich im Büro. Er freue sich darauf, in den kommenden Wochen jeden wieder begrüßen zu dürfen, schrieb Richard Gnodde, der Chef von Goldman Sachs International, in einem internen Memo. Das vom Unternehmen aufgelegte obligatorische Covid-19-Testprogramm habe sich als „sehr effiziente Sicherheitsmaßnahme“ erwiesen. Es werde ebenso beibehalten wie die Maskenpflicht auf gemeinsam genutzten Flächen. Ab dem 20. September muss in der Shoe Lane in der Cafeteria wieder bezahlt werden, „um zur Unterstützung der wiedereröffnenden lokalen Restaurants und Ge­schäfte um uns herum zu ermutigen“, schrieb Gnodde.

Bei Barclays ist die Zahl der Rückkehrer über den Sommer hinweg ge­stiegen. Für die kommenden Wochen rechnet man dort mit einer weiteren Zunahme der Mitarbeiter, die wieder ins Büro kommen. Der Großteil der britischen Standorte arbeitet derzeit noch mit reduzierter Belegung. Auch Barclays kündigte vor einiger Zeit an, künftig ein hybrides Arbeitsmodell verfolgen zu wollen. Allerdings gilt Barclays-CEO Jes Staley als Fan der traditionellen Bürokultur. Den Café-Betreibern, Herrenfrisören und Besitzern von Schnellreinigungen rund um die Bürotürme bleibt nur die Hoffnung, dass steigende Neuinfektionszahlen nicht schon bald für eine Rückkehr der großen Mehrheit ins Homeoffice sorgen.