Wiederaufbaufonds

EU-Kommission will den Green-Bond-Markt anschieben

Grüne Anleihen im Volumen von mindestens 250 Mrd. Euro will die EU-Kommission ausgeben, um den Corona-Wiederaufbaufonds zu finanzieren. Erste Bonds kommen im Oktober auf den Markt. Die Standards hierfür stehen jetzt fest.

EU-Kommission will den Green-Bond-Markt anschieben

ahe Brüssel

Die EU-Kommission will zur Finanzierung des Wiederaufbaufonds ab Oktober Green Bonds im Volumen von mindestens 250 Mrd. Euro ausgeben und damit zum weltweit größten Emittenten für grüne Anleihen werden. Wie Haushaltskommissar Johannes Hahn vor der Presse ankündigte, wurden die Rahmenbedingungen hierfür nun von der Brüsseler Behörde angenommen. Diese geben die Standards vor, zeigen den Investoren auf, wie die aufgenommenen Mittel genau eingesetzt werden und wie die entsprechende Berichterstattung aussehen wird.

Nach Angaben der EU-Kommission halten sich die Green Bonds an die Grundsätze für grüne Anleihen der Internationalen Kapitalmarktvereinigung (ICMA) und wurden zusätzlich noch von Vigeo Eiris geprüft, einem Teil von Moody’s ESG Solutions. Hahn betonte, man werde sich „so weit wie möglich“ auch an die neuen Green-Bond-Standards halten, die die EU-Kommission im Juli vorgeschlagen hat und die sich zurzeit noch im EU-Gesetzgebungsprozess befinden, sowie an die Taxonomie. Nach den Worten von Hahn gilt Atomkraft im Zuge des EU-Wiederaufbaufonds als nicht förderfähig; Gasinvestitionen könnten hingegen als Übergangstechnologien anerkannt werden.

Der Assetmanager Union Investment, der aktuell selbst ein Green-Bond-Anlagevolumen von rund 7 Mrd. Euro verwaltet, begrüßte, dass die EU jetzt eine weitere „sichere Anlage“ schaffe. Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten, verwies darauf, dass die grünen Anleihen der EU auf einen „sehr aufnahmefähigen und -willigen Markt“ träfen: „Die Anleger stehen bereit, und die Dynamik im Markt bleibt hoch.“ Union Investment prognostiziert, dass das Volumen ausstehender europäischer grüner Anleihen bis Ende 2022 auf 1 Bill. Euro wachsen und die EU bis 2026 jährlich für bis zu 40 Mrd. Euro Green Bonds auflegen wird. Zum Vergleich: Deutschland kann derzeit maximal 18 Mrd. Euro pro Jahr über grüne Bundesanleihen aufnehmen.

„Wir werden den Markt für Green Bonds noch weiter anschieben“, zeigte sich auch EU-Haushaltskommissar Hahn zuversichtlich. Bei entsprechender Nachfrage werde man auch mehr als die angekündigten 250 Mrd. Euro emittieren. Bis Jahresende will die EU-Kommission noch 35 Mrd. Euro an Anleihen zur Finanzierung des Wiederaufbaufonds ausgeben. Wie hoch der grüne Anteil daran sein wird, sagte Hahn nicht. 45 Mrd. Euro hat die Kommission bereits im Juni und Juli aufgenommen. Das Programm der langfristigen Bonds soll noch um kurzfristige Anleihen („EU-Bills“) in zweistelliger Milliardenhöhe ergänzt werden. Die entsprechenden Auktionen beginnen am 15. September.