Neunmonatszahlen

Gewinneinbruch bei Finanzkonzern W&W

Bewertungsverluste bei Kapitalanlagen haben bei der Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) den Gewinn in den ersten neun Monaten einbrechen lassen. Die Jahresprognosen werden aber weiterhin für erreichbar gehalten.

Gewinneinbruch bei Finanzkonzern W&W

spe Stuttgart – Trotz eines starken Rückgangs des Konzernüberschusses von 76% auf 160,2 Mill. Euro in den ersten neun Monaten des Jahres hält die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) in Ludwigsburg „das bisherige Prognoseniveau für erreichbar“. Chief Executive Officer Jürgen Junker verwies bei Bekanntgabe der Neunmonatszahlen allerdings auf hohe Unsicherheiten an den Kapital- und Finanzmärkten sowie auf Risiken durch den einsetzenden konjunkturellen Abschwung in Deutschland.

Prognose unter Vorbehalt

Bereits zum Halbjahr hatte der Vorstand seine Prognose für den Konzernjahresüberschuss in Höhe von 250 Mill. Euro unter Vorbehalt gestellt. Der deutliche Gewinnrückgang im Berichtszeitraum ist im Wesentlichen dem Finanzergebnis geschuldet, das auf minus 151,7 Mill. Euro von 1,73 Mrd. Euro gedreht hat. Diese Entwicklung ist überwiegend auf Bewertungseffekte zurückzuführen, die sich aufgrund des erheblichen Zinsanstiegs im laufenden Geschäftsjahr sowie des Kursgangs an den Börsen ergeben haben.

Deutliche Bewertungsverluste und damit die Abbildung von Marktschwankungen gab es laut Quartalsbericht sowohl bei Aktien, Fondsanteilen als auch festverzinslichen Wertpapieren, die aufgrund der US-Rechnungslegung IFRS unmittelbar bilanzwirksam werden. Die aktuellen Umfeldbedingungen führen zu einer hohen Volatilität der Bewertungsergebnisse in der IFRS-Gewinn- und-Verlust-Rechnung der W&W- Gruppe.

Unseriöse Zukunftsaussagen

Wie Junker weiter sagte, sei es im aktuellen Umfeld unseriös, für das Jahr 2022 und darüber hinaus weitere, exakte Zukunftsaussagen zu treffen. Er betonte aber, „dass die W&W wetterfest und auch in dieser schwierigen Phase stabil und zukunftsstark aufgestellt ist“. So wachse die W&W- Gruppe mit hoher Kostendisziplin, sagte der CEO mit Blick auf den mit 2,0 % deutlich unter der Inflationsrate liegenden Anstieg der Verwaltungsaufwendungen im Konzern. „Es ist gut, dass wir bei unserem vor mehreren Jahren gestarteten Aufbruch Richtung mehr Digitalisierung, Kundennähe und Innovationskraft die bilanzielle Widerstandsfähigkeit und Kostendisziplin immer im Auge behalten haben“, so Junker.

Indessen schrieb die Wüstenrot mit einem Wachstumssprung von 61% auf 13,8 Mrd. Euro beim Bruttoneugeschäft das beste Ergebnis für einen Neunmonatszeitraum der Unternehmensgeschichte, mit dem die Bausparkasse signifikant über dem Marktniveau gelegen habe. Junker führte dies auf den Umstand zurück, dass das Bausparen angesichts des starken Anstiegs der Hypothekenzinsen als Zinssicherungsins­trument an Bedeutung gewonnen habe. Auch in der Baufinanzierung, inklusive der Vermittlungen an Partnerinstitute, zeigte sich den Angaben zufolge noch ein überdurchschnittliches Wachstum von 7,0% auf 5,3 Mrd. Euro. Stimulierend habe sich insbesondere die gestiegene Nachfrage nach energetischen Sanierungen, getrieben durch die hohen Energiekosten, ausgewirkt. Aufgrund der stark anziehenden Zinsen sei das Geschäft mit der Baufinanzierung allerdings unter Druck geraten, sagte ein Sprecher.

Satter Beitragszuwachs

In der Schaden- und Unfallversicherung verzeichnete die Württembergische Versicherung einen Zu­wachs der Bruttobeiträge um 6,8% auf 2 Mrd. Euro, vor allem bedingt durch ein lebhaftes Firmenkundengeschäft (+19%). Den Schadenverlauf beschreibt die W&W im Mehrjahresverlauf als weiterhin sehr gut, was sich in einer rückläufigen Tendenz der Kosten-Aufwands-Relation (Combined Ratio) auf 84,4% nach 88,8% im Vorjahreszeitraum ausdrückt. Dabei sei zu berücksichtigen, dass im Vorjahreszeitraum hohe Elementarschäden durch die Sommer-Hochwasser in Deutschland angefallen waren. In der Personenversicherung nahmen die gebuchten Bruttobeiträge im Berichtszeitraum insgesamt auf 1,6 Mrd. Euro nach 1,9 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten 2021 ab. Junker begründete den Rückgang im Wesentlichen mit dem aktiven Zurückfahren von Einmalbeiträgen in der Lebensversicherung, die im Vorjahreszeitraum noch stark ausgeweitet worden seien.

W & W
Konzernzahlen nach IFRs
3. Quartal    
in Mill. Euro20222021
Finanzergebnis nach Risikovorsorge−151,71 732,5
Nettobeiträge3 280,83 476,6
Versicherungsleistung (netto)−1 864,3−3 731,8
Verwaltungsaufwendungen772,5757,7
Vorsteuerergebnis206,9346,3
Konzernüberschuss160,2236,9
        Segment Wohnen56,844,0
  Segment Personen-versicherung    −22,541,2
        Segment Schaden-/        Unfallversicherung132,5133,6
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