Perring-Attacke

Grenke fädelt Aufkauf der Franchisefirmen ein

Der Leasingkonzern Grenke will nach den schweren Vorwürfen des Leerverkäufers Fraser Perring im Jahr 2020 einen Haken an die Aufarbeitung setzen. Dazu gehört als letzter Punkt die Übernahme von Franchisefirmen.

Grenke fädelt Aufkauf der Franchisefirmen ein

spe Stuttgart

Die Grenke AG in Baden-Baden steht kurz vor dem lange angekündigten Aufkauf ihrer 16 Franchiseunternehmen, die über die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH von Firmengründer Wolfgang Grenke gehalten werden. Nachdem die Preisverhandlungen sehr große Fortschritte gemacht hätten, werde der Leasingspezialist „in den nächsten Tagen Vollzug melden“, sagte der CFO des Baden-Badener Unternehmens, Sebastian Hirsch, anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das erste Quartal 2022.

Lange Jahre hatte die CTP zur Zwischenfinanzierung der Franchisefirmen der Grenke AG gedient. Die Intransparenz dieser Konstruktion war einer der Hauptkritikpunkte des Shortsellers Fraser Perring, der im September 2020 dem Unternehmen unter anderem Manipulation bei der Bilanzierung vorgeworfen hatte. Nachdem Grenke alle weiteren Vorwürfe in einem langen Prozess abgearbeitet hat, bleibt noch die Übernahme der Franchisefirmen, die bereits konsolidiert sind, um das Kapitel Perring wirtschaftlich abzuschließen.

Die Frage wird dann auch sein, inwieweit eventuelle Verluste aufgekaufter Franchisefirmen von Grenke übernommen werden. Wie Hirsch weiter sagte, wolle das Unternehmen noch im ersten Halbjahr 2022 entscheiden, ob man gegen Perring juristische Schritte einleiten werde.

Auf Erholungskurs

Mittlerweile ist die Grenke AG am Markt wieder auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt. Dabei konnte der Leasingspezialist im ersten Quartal den Konzerngewinn mit plus 46,8% auf 20,5 Mill. Euro schneller steigern als das Leasingneugeschäft (plus 36,5% auf 499,2 Mill. Euro). Damit liege die Gesellschaft im Plan, um den prognostizierten Jahresgewinn 2022 von 75 bis 85 Mill. Euro zu erreichen, sagte der CEO Michael Bücker. Dabei registrierte Grenke ein stabiles Zahlungsverhalten der Kunden, sodass die Aufwendungen für Schadensabwicklung und Risikovorsorge um 29,2% auf 31,6 Mill. Euro reduziert werden konnten.

Wie der Vorstand weiter sagte, profitiert der Leasinganbieter derzeit von einem liquiditätsschonenden Charakter seiner Produkte. Auch die tendenziell steigenden Zinsen kommen Grenke zugute, weil das Unternehmen höhere Zinsen offenbar schneller durchsetzen kann, als in der Refinanzierung auf die Gesellschaft zukommen. Als „Comeback am Kapitalmarkt“ beschrieb Hirsch die Emission einer 150 Mill. Euro schweren Anleihe im April, die bei einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren mit einem Kupon von 4,125% ausgestattet ist. „Auch das ist eine Indikation, dass wir die Talsohle durchschritten haben.“ Weiter hieß es, dass Grenke keine Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine spüre, da man in beiden Ländern nicht engagiert sei.

Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand unverändert ein Leasingneugeschäft zwischen 2,0 und 2,2 Mrd. Euro nach 1,7 Mrd. Euro im Vorjahr. Zudem geht der Vorstand perspektivisch davon aus, dass sich das Leasingneugeschäft im Vergleich zum vergangenen Jahr bis 2024 verdoppeln wird.

Das geringere Neugeschäft der vergangenen beiden Jahre wird allerdings erwartungsgemäß die operativen Erträge des Gesamtjahres 2022 reduzieren. Aufgrund einer hohen Profitabilität des bestehenden Vertragsportfolios rechnet Grenke aber mit einem Jahresgewinn von 75 bis 85 Mill. Euro. Für das Jahr 2024 erwartet der Vorstand eine Verdopplung des Gewinns im Vergleich zum Vorjahresniveau. Im vergangenen Jahr verdiente Grenke 72,2 Mill. Euro, wenn der Einmaleffekt aus dem Verkauf einer Fintech-Beteiligung ausgeklammert wird.