Finanzplatz Frankfurt

Grünes Armutszeugnis

Frankfurt ist in Sachen Green Finance international nur auf dem 40. Platz gelandet – und damit hinter Casablanca. Ein Armutszeugnis, das dem Finanzplatz da ausgestellt wird. So kann es nicht weitergehen.

Grünes Armutszeugnis

Dem Finanzplatz Frankfurt ist ein Armutszeugnis ausgestellt geworden – ein grünes Armutszeugnis. Im internationalen Ranking der grünen Finanzplätze, dem Global Green Fi­nance Index, der nun zum zehnten Mal ermittelt wurde, kommt der Finanzplatz Frankfurt doch tatsächlich nur auf Rang 40 (in Worten: vier null)! Man könnte ja noch ein Auge zudrücken, wenn wenigstens die Richtung – also etwa Rangverbesserung – stimmen würde. Aber auch das haut nicht hin: Frankfurt ist im Vergleich zum vorherigen neunten Ran­king grüner Fi­nanzplätze noch um sechs Plätze abgerutscht. Frankfurt rangiert nun noch zwei Plätze hinter dem Finanzplatz Casablanca, der acht Plätze gutmachen konnte.

Gemessen wird bei diesem Ranking die grüne Ausrichtung des Finanzplatzes: Was wird an grüner Finanzinfrastruktur vorgehalten? Herangezogen werden dafür 149 Faktoren wie Smart-und-Sustainable-Cities-Indizes, vorhandenes Humankapital sowie Geschäftsmöglichkeiten – Daten, die von Drittparteien bereitgestellt werden, wozu die Weltbank, die Vereinten Nationen und die OECD gehören. Man hat es also nicht mit irgendeiner viertklassigen Research-Bude zu tun, die nach nicht nachvollziehbaren Kriterien zu irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Schlüssen und damit Bewertungen, also Rankings kommt. Die Konsistenz der Bewertungen zeigt sich denn auch beim Blick auf die Top 4 der grünen Finanzplätze: London, Amsterdam, New York und Luxemburg führen das Ranking an. Im Großherzogtum ist 2007 ja auch die Geburtsstunde der Green Bonds gewesen, aus denen sich dann später Green Finance entwickelte. Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Bank der EU, emittierte seinerzeit ihren ersten Green Bond, mit dem Klimaschutzprojekte finanziert wurden. Ein weltweiter Siegeszug der grünen Anleihen folgte – über die Benelux-Staaten und die skandinavischen Länder. London, das immer eng mit Luxemburg zusammenarbeitete, und auch New York erkannten die Dringlichkeit und Notwendigkeit von Green Finance sehr schnell und agierten, wie man heute sieht.

Dass Frankfurt nach 15 Jahren Le­ben von Green Finance im internationalen Ranking der grünen Finanzplätze auf einem Niveau mit Orten rangiert, die von manchem noch nicht einmal als Finanzplatz wahrgenommen werden, lässt zumindest mal aufhorchen. Und mit Fug und Recht darf man dann auch mal die Frage stellen, was Frankfurt in Sachen „Green“ dann überhaupt vorzuweisen hat. Grüne Soße fällt einem da noch ein.

So zeichnet der hessische Finanzplatz ein armseliges Bild. Und   dabei   kann  es schlichtweg nicht bleiben. Der Anspruch von Frankfurt muss sein, in Sachen Green und Sus­tainable Finance auf international anerkanntes Niveau aufzusteigen. Gut, die Top 5 dürften angesichts des nachrangigen Entwicklungsgrades des Fi­nanz­platzes Frankfurt mit Sicherheit in den Bereich der Utopie verbannt werden. Aber das erklärte Ziel von Frankfurt muss es ja wohl sein, zu den Top 10 gehören zu wollen. Alles andere ist inakzeptabel. Ein weiter Weg. Und auf diesem reicht grüne Kommunikation allein eben nicht aus, wie das Armutszeugnis nun unter Beweis stellt.