Lockdown

Hongkongs Finanzlobby hadert mit Corona-Regeln

In Hongkongs Finanzlobby ist man zunehmend unglücklich über die Corona-Bestimmungen der Zentralregierung in Peking. Doch die Lokalregierung will dort nicht anecken.

Hongkongs Finanzlobby hadert mit Corona-Regeln

nh Schanghai

In Hongkongs Finanzgemeinde wächst der Unmut über fortdauernde Corona-Schutzbestimmungen, die den führenden internationalen Finanzplatz im asiatischen Raum immer stärker zu isolieren drohen. Zu Wochenbeginn hatte der Fondsmanagerverband Hong Kong Investment Funds Association einen Appell an den Regierungschef der chinesischen Sonderverwaltungszone John Lee lanciert, harte Quarantäne- und Einreisebestimmungen sowie andere Corona-Restriktionen zu lockern und den Finanzplatz Hongkong wieder gegenüber dem Rest der Welt zu öffnen. Wie die Verbandschefin Sally Wong erklärte, ist die Finanzbranche in der chinesischen Sonderverwaltungszone von den Quarantäne­bestimmungen regelrecht geknüppelt worden und stehe drohenden Wettbewerbsfähigkeitseinbußen insbesondere auch im Rennen mit dem in diesem Jahr wieder voll geöffneten Finanzplatz Singapur gegenüber.

Neben dem Hongkonger Fondsverband, dem zahlreiche namhafte globale Assetmanager mit Hongkong-Präsenz angehören, sind auch eine Reihe von anderen Wirtschaftsverbänden und Lobbyvertretungen in den vergangenen Wochen Sturm gegen Quarantäneregeln und andere Corona-Restriktionen gelaufen. Sie stoßen dabei allerdings weiterhin auf taube Ohren bei der in einer Umbruchphase befindlichen Hongkonger Regierung, deren wichtigstes Ansinnen es zu sein scheint, bei der eine extrem harte Corona-Restriktionspolitik fahrenden Staatsführung in Peking nicht anzuecken.

Am Dienstag erklärte die noch bis zum 30. Juni amtierende Regierungschefin Carrie Lam mit einem expliziten Verweis auf Forderungen der Finanzmarktlobby und internationaler Verbände, dass man „keinen Zentimeter“ von gegenwärtigen Corona-Schutzprotokollen abrücken werde und insbesondere auch nicht gedenke, die Maßnahmen zur Vermeidung von „importierten Ansteckungen“ zu lockern. Lam wird in ihrer Rolle als Hongkongs Chief Executive am 1. Juli durch den von Peking bestimmten und dann in einem „Wahlverfahren“ ohne Gegenkandidaten vom Parlament, das mittlerweile ausschließlich mit Peking-treuen Abgeordneten besetzt ist, abgesegneten früheren Polizei- und Sicherheitschef John Lee abgelöst.

Lee hatte in seinen bisherigen Redeauftritten zu künftigen Regierungsprioritäten vor allem sicherheitspolitische Themen aufgebracht, eine weitere Beschränkung von bürgerlichen Freiheiten und verstärkte Medienkontrolle sowie Strafverfolgungsmaßnahmen für Oppositionelle angedeutet. Derzeit ist im Vermögensverwaltungs- und Private-Banking-Bereich ein Verlagerungstrend nach Singapur zu beobachten.