Unicredit-Tochter

HVB verbucht Gewinneinbruch

Die Unicredit-Tochter HypoVereinsbank hat 2021 deutlich weniger verdient. Hohe Restrukturierungskosten wegen eines erneuten Personalabbaus schlagen ins Kontor.

HVB verbucht Gewinneinbruch

sck München

Die HypoVereinsbank (HVB) hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch verzeichnet. Die Münchner Tochtergesellschaft von Unicredit verbuchte 2021 einen Konzernüberschuss von 245 Mill. Euro. Das ist ein Rückgang von 423 Mill. Euro oder um 63%, wie aus dem auf der Internetseite der drittgrößten deutschen Geschäftsbank veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Das Ergebnis vor Steuern sackte um fast die Hälfte auf 545 Mill. Euro ab. Für die HVB ist es das schwächste Resultat seit 2016. Seinerzeit war der Konzernüberschuss des Kreditinstituts auf 157 Mill. Euro geschrumpft.

Den jüngsten Dämpfer führt die HVB vor allem auf zwei Punkte zurück, obwohl sie das operative Ergebnis auf 1,3 (i.V. 1,1) Mrd. Euro steigern konnte: erstens deutlich erhöhte Restrukturierungsaufwendungen und zweitens kräftig gestiegene Zuführungen zu Rückstellungen. Die Bank fuhr ihre Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen auf 617 (35) Mill. Euro hoch. Der Vorstand unter Leitung von Michael Diederich begründete das insbesondere mit den im Dezember beschlossenen Umbaumaßnahmen für die gesamten Unicredit-Gruppe unter Regie des neuen CEO Andrea Orcel. Der Bankmanager führt die größte Geschäftsbank Italiens seit April vergangenen Jahres. Er sitzt auch dem Aufsichtsrat der HVB vor. Auf einer Kapitalmarktkonferenz Ende 2021 kündigte Orcel an, unter seiner Führung die Unicredit-Gruppe kosteneffizienter und schlagkräftiger gestalten zu wollen, um mehr Rendite zu erwirtschaften (vgl. BZ vom 9.12.2021). Die beschleunigte Digitalisierung von Arbeits- und Geschäftsabläufen gibt den Takt des Wandels vor. Für die HVB bedeutet das, den Abbau von Personal fortzusetzen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung plant die HVB, bis 2023 zusätzlich mehr als 1000 Stellen zu streichen und rund 50 weitere Filialen zu schließen. Im Geschäftsbericht erwähnt die HVB diese Details nicht.

Neuer Personalabbau drückt

Die darin zunächst anfallenden Mehrkosten spiegeln sich in den heraufgesetzten Aufwendungen für Restrukturierungen wider. Darunter befinden sich Abfindungen und Vorruhestandsregelungen. Das kostet viel Geld. Im vergangenen Jahr reduzierte die HVB die Zahl ihrer Mitarbeiter um 668 auf 11406 Vollzeitkräfte. Dadurch konnte die deutsche Unicredit-Einheit den Anstieg des Personalaufwands auf 1,49 Mrd. Euro (+2%) begrenzen. Mit dem zusätzlichen Abbauprogramm steuert das weiß-blaue Institut künftig in Richtung 10000 Beschäftigte.

Die per saldo auf 153 Mill. Euro gewachsenen Aufwendungen aus der Zuführung von Rückstellungen führt die HVB unter anderem auf eine gebildete Rückstellung von 69 Mill. Euro für Strafzahlungen der EU-Kommission zurück. Im Mai vergangenen Jahres verhängte die Brüsseler Wettbewerbsbehörde gegen sieben Investmentbanken – darunter die Unicredit – Geldbußen von insgesamt 371 Mill. Euro. Die Aufsicht sah es seinerzeit als erwiesen an, dass die Institute sich an illegalen Absprachen im Rahmen eines Kartells beim Handel mit europäischen Staatsanleihen beteiligt hatten. Die EU-Kommission bezog sich auf die Jahre 2007 bis 2011, in der Finanzmarktkrise.

Das berichtete Nettoergebnis der HVB weicht deutlich von den Präsentationen des Unicredit-Managements zur Bilanzvorlage Ende Januar ab. Seinerzeit berichtete Orcel über einen Zuwachs des Überschusses der Deutschland-Aktivitäten um 28% auf 0,8 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 28. Januar). Darin enthalten ist die HVB, deren Zahlen die Muttergesellschaft aus Mailand seinerzeit aber noch nicht gesondert aufführte. Die Abweichung erklärt sich damit, dass die Unicredit im Zahlenwerk für ihr Deutschlandgeschäft noch andere Engagements hinzufügt, die aber die HVB bei sich nicht bilanziert. Dabei geht es unter anderem um Aktivitäten italienischer Firmenkunden in der größten EU-Volkswirtschaft. Die Münchner Tochter trug im vergangenen Jahr 16% zum Nettogewinn der Bankengruppe bei.

Den erzielten Konzernüberschuss will die HVB dem Geschäftsbericht zufolge komplett als Dividende an ihren Mutterkonzern überweisen. Die Dividende je Aktie sinkt auf 0,31 (0,50) Euro.

Zahlungsausfälle drohen

In ihrem Ausblick äußert sich die HVB-Spitze derweil teils zurückhaltend. „Die Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sind aktuell nicht abschätzbar. Insofern wurden die möglichen Folgen hieraus in der Planung bisher nicht erfasst“, schreibt die Bank im Geschäftsbericht. Für 2022 rechnet der Vorstand ungeachtet dessen damit, dass sowohl das Ergebnis vor als auch nach Steuern „sehr deutlich“ über dem des Vorjahres liegt, welches von Mehrkosten geprägt war.

Die HVB erwartet im laufenden Jahr „merklich rückläufige“ Verwaltungsaufwendungen aufgrund der neuen Einsparungen im Personal. Bei der Kreditrisikovorsorge rechnet der Vorstand mit einem abermals „deutlichen Rückgang“. Allerdings schränkte die HVB dies wegen des Krieges ein: „Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und den ausgesprochenen Sanktionen gegenüber Russland können hieraus resultierende Zahlungsausfälle, die bisher nicht erwartet worden sind, nicht ausgeschlossen werden.“

HypoVereinsbank
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss2 5162 413
Provisionsüberschuss1 1151 007
Handelsergebnis655662
Saldo übr. Aufw./Erträg.– 142603
Summe operat. Erträge4 2484 641
Verwaltungsaufwand2 8062 808
Operatives Ergebnis 1 3281 100
Restrukturierungsaufw.61735
Ergebnis vor Steuern5451 072
Nettoergebnis 245668
Cost-Income-Ratio (%)66,160,5
Kernkapital 16 86716 822
Kernkapitalquote (%)19,420,9
Mitarbeiter (Anzahl) *)11 40612 074
*) auf Vollzeitkräfte umgerechnetBörsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.