Innovationsförderung ist eine Kernaufgabe für Förderbanken

Antwort auf Herausforderungen - Anstrengungen vor allem bei KMU erhöhen

Innovationsförderung ist eine Kernaufgabe für Förderbanken

Die Veränderungsgeschwindigkeit nimmt immer weiter zu. Deutschland als eine führende Industrienation mit vielen Anknüpfungspunkten an technische und gesellschaftliche Entwicklungen bekommt dies besonders deutlich zu spüren. Der Wandel zeichnet sich an vielen Stellen ab: in der Demografie, bei der Globalisierung und dem technologischen und kulturellen Umbruch, der mit dem Begriff Digitalisierung beschrieben wird.Um Wandel erfolgreich zu bewältigen, braucht es neue Antworten auf die neuen Herausforderungen. Und es braucht Kreativität, die in die benötigten Innovationen fließen muss. Nur wenn es Deutschland gelingt, innovativ zu bleiben, wird es gelingen, den Wohlstand und die attraktiven Lebensbedingungen dauerhaft zu sichern sowie die anstehenden Veränderungen zu meistern und ihnen mit Zuversicht zu begegnen. Deutlicher HandlungsbedarfEs zeigt sich jedoch, dass Deutschland im internationalen Vergleich Nachholbedarf hat. Zwar konnte das Ziel von 3 % Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Forschung und Entwicklung erreicht werden. Aber in diesem Feld führende und sich schnell entwickelnde Nationen weisen eine noch höhere Forschungsquote auf. Auch in Europa finden sich Länder wie Schweden, Schweiz, Finnland, Dänemark und Österreich, deren Forschungsquoten höher als die bundesdeutsche liegen. Ferner ist die Innovatorenquote, die den Anteil der Unternehmen misst, die Produkt- oder Prozessinnovationen eingeführt haben, von 1996 mit nahezu 53 % auf rund 35 % 2015 gefallen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.Und noch ein weiterer Punkt verdient Aufmerksamkeit: Seit Ende der 1990er Jahre hat sich die Innovationsintensität (hierunter wird der Anteil der Innovationsausgaben bezogen auf die Umsatzerlöse verstanden) in Großunternehmen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nicht gleich entwickelt. Die Großunternehmen haben ihre Innovationsintensität deutlich stärker gesteigert als KMU, und die Innovationsausgaben konzentrieren sich auf nur wenige Unternehmen. Dabei stellen KMU das Rückgrat der deutschen Wirtschaft dar. Hier herrscht daher besonders hoher Handlungsbedarf. Ganzheitlicher AnsatzWas ist zu tun, um die Innovationsfähigkeit Deutschlands zu verbessern? Mit wenigen oder isolierten Einzelmaßnahmen wird man nicht weit kommen. Es bedarf vielmehr eines ganzheitlichen, integrierten Ansatzes. Das ist auch der Bundesregierung bewusst, die dazu auf ein Bündel von Maßnahmen setzt. Darunter fallen unter anderem steuerliche Anreize, die Förderung von Innovationsclustern, Zuschussprogramme für die Forschung, Ausbau der Breitbandversorgung, Nutzung der öffentlichen Beschaffung, Schaffung von Thinktanks, innovationsförderliche Regulierungs- und Deregulierungsmaßnahmen, Verbesserung der Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft sowie gezielte Förderung von Mikroelektronik, künstlicher Intelligenz, Bioökonomie und Quantentechnologie.Weil es ein integraler Bestandteil für das Erreichen des Ziels ist, zählt dazu auch die Verbesserung der Finanzierungsbedingungen. Und dies gilt ganz besonders für KMU. Sie stoßen mit ihrer Finanzierungsfähigkeit schneller an Grenzen als Großunternehmen, die hierfür einfacher auf den Kapitalmarkt zurückgreifen können.Für diese Unternehmensgruppe sind die deutschen Förderbanken prädestiniert, ihre Kompetenzen ins Spiel zu bringen. Und sie tun das. Im Mittelpunkt steht dabei der Ausbau der Wagniskapitalfinanzierung. So hat Hessen etwa im vergangenen Jahr den TFH III Technologiefonds Hessen aufgelegt. Die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) arbeitet gemeinsam mit dem Land und der BMH Beteiligungsmanagement Hessen GmbH an einer Optimierung der Finanzierungsmöglichkeiten für KMU.Eine andere und zusätzliche Schiene zur Innovationsförderung stellt ein neues Produkt dar, das viele deutsche Landesförderbanken gemeinschaftlich – mit länderspezifischen Besonderheiten – entwickelt haben. Hierdurch werden die Voraussetzungen für die Finanzierung von Innovationen deutlich verbessert. Dieses im vergangenen Jahr an den Markt gebrachte Produkt ist speziell auf KMU und Small MidCaps ausgerichtet. Das Programm wurde ausgestaltet im Rahmen der KMU-Garantiefazilität des Horizon-2020-Programms der Europäischen Union (Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung) und dem unter der Investitionsoffensive für Europa errichteten “Europäischen Fonds für strategische Investitionen” (EFSI).Zweck des EFSI ist es, die Finanzierung und Durchführung produktiver Investitionen in der Europäischen Union zu fördern sowie den verbesserten Zugang zu Finanzierungen sicherzustellen. Durch die Zusammenarbeit dieser Partner konnte ein besonders vorteilhaftes Förderprodukt geschaffen werden. In Hessen wird das Programm von der WIBank als “Innovationskredit Hessen” angeboten und über Banken beziehungsweise die Hausbanken der Kunden vertrieben.Banken sind bei der Kreditfinanzierung von Innovationen, das heißt von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, eher zurückhaltend, da eine solche Finanzierung oft überdurchschnittlich hohe Risiken aufweist. Hier setzt der Innovationskredit Hessen an. Dieses innovative Produkt wird von der WIBank den Endkunden gemäß dem Auftrag für Förderbanken wettbewerbsneutral über die Hausbank mit einer 70-prozentigen Haftungsfreistellung zur Verfügung gestellt. Das bedeutet: Banken bekommen das Risiko aus der Kreditvergabe um 70 % gemindert. Damit steigt ihre Bereitschaft, entsprechende Finanzierungen für Forschung und Entwicklung vorzunehmen. Davon profitieren die Unternehmen, die in Innovationen investieren möchten.Finanziert werden materielle und immaterielle Investitionen und Betriebsmittel bei KMU, Small MidCaps und Freiberuflern, zum Beispiel wenn in der Vergangenheit schon in Forschung, Entwicklung und Innovation investiert wurde oder die Unternehmen schnell gewachsen sind. Auch Unternehmen, die in den letzten Jahren bereits eine Innovationsförderung oder einen EU-Innovationspreis erhalten haben, können vom Innovationskredit profitieren. Weitere Kriterien setzen an einer Patentanmeldung oder an der Verwendung an, wie Investitionen in innovative Produkte, Prozesse, Dienstleistungen oder Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und Innovation. Und eine weitere Besonderheit weist der Innovationskredit Hessen auf: Er kann zur Kofinanzierung von Wagniskapital eingesetzt werden. Eine Initiative wie der Innovationskredit stimmt für die Zukunft zuversichtlich.—Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank)