Wertpapiergeschäft

Kosten im Zertifikatemarkt klaffen auseinander

Zertifikat ist ungleich Zertifikat – die Kosten der Produktgruppe unterscheiden sich daher stark, zeigt eine Studie im Auftrag des Branchenverbands DDV. Vor allem Vertrieb und Produkttyp prägen den Preis.

Kosten im Zertifikatemarkt klaffen auseinander

jsc Frankfurt

Im heterogenen Markt für Zertifikate gehen die Kosten der Produkte weit auseinander. Während zinsorientierte Instrumente mit langen Laufzeiten vergleichsweise günstig sind, kommen an Aktien angelehnte Produkte mit kürzeren Laufzeiten auf höhere Werte, wie eine Studie im Auftrag des Deutschen Derivate Verbands (DDV) zeigt. Ebenfalls fallen Vertriebskosten ins Gewicht, sofern Zertifikate im sogenannten Primärmarkt über Banken und Sparkassen an Anleger verkauft werden, was häufig etwa bei Expresszertifikaten und Aktienanleihen der Fall ist. Die durchschnittlichen jährlichen Gesamtkosten für die häufigsten Produktkategorien variieren zwischen 0,23% und 1,37% (siehe Grafik). Indexzertifikate, die sich häufig auf Kryptowährungen beziehen und insgesamt ein geringes Marktvolumen haben, stechen mit 1,59% als teuerste Klasse hervor.

Für die Studie nahmen die Analysten rund 16500 Zertifikate mit einem Marktvolumen von 6,3 Mrd. Euro unter die Lupe, die im zweiten Halbjahr 2020 emittiert worden waren. Die Forscher verglichen dabei den Ausgabepreis mit dem Fair Value der Instrumente und errechneten aus der Differenz die Produktkosten, die sich aus einer erwarteten Emittentenmarge und Vertriebskosten zusammensetzen. Häufig kommt noch ein Ausgabeaufschlag hinzu. Verantwortlich für die Studie zeigen sich die Finanzprofessoren Lutz Johanning von der privaten Hochschule WHU und Christian Koziol von der Universität in Tübingen. Beide Forscher gehören dem wissenschaftlichen Beirat des Verbands an.

Kosten sinken

Insgesamt sind die Kosten der Zertifikate gesunken: Über alle untersuchten Kategorien hinweg liegen sie bei 0,81%, nachdem sie in der letzten Studie auf Grundlage der heutigen Methodik rund 1,0% auf die Waage brachten. Eine Kostentransparenz stärke den Wettbewerb, schreiben die Autoren. Alle Kostenbestandteile sind dabei rückläufig. Das gilt für Vertriebsprovisionen und für den Ausgabeaufschlag, aber auch für Absicherungsgeschäfte als Bestandteil der Emittentenmarge. Werden alle Bestandteile abgezogen, bleibt den Emittenten eine Restmarge von 0,21% nach 0,30% in der Untersuchung zuvor. Die Zusammensetzung der Stichprobe war damals ähnlich, aber nicht identisch.

Insgesamt zeigt die Studie einige Parallelen zu Investmentfonds: Denn zinslastige Produkte sind auch im Fondsgeschäft billiger als aktienorientierte Vehikel, zudem fällt der Vertrieb als wesentlicher Bestandteil auch hier ins Gewicht. Und ähnlich wie im Zertifikatemarkt sinken auch im Fondsgeschäft die Gebühren tendenziell. Im Zertifikatemarkt spielen dabei nach Auffassung der Autoren die Basisinformationsblätter eine Rolle, die sich aus der europäischen Priips-Verordnung ergeben. Auch im Fondsmarkt nahm die Kostentransparenz in den vergangenen Jahren zu, etwa im Zuge des EU-Regelwerks Mifid II.

In einigen Punkten zeichnet die Zertifikatestudie allerdings ein unvollständiges Bild. So sind die Kosten von Expresszertifikaten rechnerisch teurer, wenn die Produkte vorzeitig ausgezahlt werden – die Studie unterstellt hingegen eine vollständige Laufzeit. Hebelprodukte, die nur ein geringes Marktvolumen, aber eine hohe Handelshäufigkeit ausweisen, fehlen in der Studie. Auch unterscheidet sich das Gewicht der Produkte in der Stichprobe etwas von den Anteilen im Gesamtmarkt.

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