Assetmanagement

Krieg lässt Fonds­geschäft einbrechen

Die Fondsbranche hat durch den Ukraine-Krieg eine harte Landung erlebt. Nach dem jahrelangen Höhenflug brach das Neugeschäft ein.

Krieg lässt Fonds­geschäft einbrechen

Der jahrelange Boom im Fondsgeschäft ist erst einmal vorbei. Wie der deutsche Fondsverband BVI am Donnerstag mitteilte, ging das verwaltete Vermögen im vergangenen Jahr im Vergleich zum Rekordjahr 2021 um 12 % auf 3,8 Bill. Euro zurück. Das Neugeschäft betrug nur noch 55,2 Mrd. Euro, nachdem es zuvor fast 250 Mrd. Euro gewesen waren. „Der Krieg, explodierende Energiepreise und steigende Inflationsraten haben zu deutlichen Kursrückgängen an den Aktien- und Rentenmärkten geführt und Anleger verunsichert“, sagte BVI-Prä­sident Dirk Degenhardt. Allerdings hätten Anleger sich eher mit Neukäufen zurückgehalten, als sich von Anteilen zu trennen.

Zudem gibt Signale aus dem vierten Quartal sowie aus den ersten Wochen des neuen Turnus, dass sich die Aussichten für die Fondsbranche wieder aufhellen. In der Tat gab es im vierten Quartal wieder Zuflüsse von 17,6 Mrd. Euro, nachdem es in den Monaten Juli bis September noch Abflüsse von 13,5 Mrd. Euro gewesen waren. Hinzu kommt die Erholung an den Börsen.

Degenhardt betonte, dass sich das deutsche Fondsgeschäft im Vergleich zu den europäischen Nachbarn im Krisenumfeld robuster gezeigt habe. Dafür hätte nicht nur das Geschäft mit Spezialfonds, sondern auch im Privatkundengeschäft das ratierliche und regelmäßige Investieren in Fondssparpläne gesorgt. Deutschland sei vom Absatzvolumen her mit einem Anteil von 28 % größter Fondsmarkt in der EU.

Waren Publikums- und Spezialfonds im Januar 2022 mit Rekordzuflüssen von insgesamt 30 Mrd. Euro gestartet, brachte der Kriegsausbruch die jähe Wende im Neugeschäft. Aufs Gesamtjahr betrachtet flossen aus Publikumsfonds 4,2 Mrd. Euro ab. Im Ausnahmejahr 2021 waren es noch Zuflüsse von 118,5 Mrd. Euro gewesen. Dennoch fielen die Abflüsse bei den Publikumsfonds deutlich geringer als in früheren Krisenjahren, 2008 waren es beispielsweise 27 Mrd. Euro gewesen. Im vierten Quartal 2022 erhielten Publikumsfonds wiederum Zuflüsse von 5 Mrd. Euro. Immerhin legten Privatkunden nach BVI-Angaben 2022 insgesamt 40 Mrd. Euro brutto neu an, dafür sorgte auch die steigende Zahl an Fondssparplänen.

Insbesondere Rentenfonds kamen unter die Räder, weil der Zinsanstieg für drastisch steigende Kurse sorgte. Aus Anleihefonds flossen 17,4 Mrd. Euro ab nach Zuflüssen von 10,3 Mrd. Euro im Vorjahr. Vor allem Euro-Produkte und mit Unternehmensanleihen waren betroffen. Zwar mache die Zinswende nun auch wieder Rentenfonds attraktiver, so Degenhardt. Doch angesichts der Inflation böten weiterhin nur Aktien-, Immobilen- oder offensive Mischfonds Aussichten auf positive Realrenditen.

Aktienfonds verzeichneten mit rund 500 Mill. Euro leichte Zuflüsse. Dies war indes nur ein Bruchteil des Neugeschäfts 2021 von fast 50 Mrd. Euro. Gefragt waren insbesondere global investierende Produkte, während sich die Anleger aus Europa-Fonds zurückzogen. Bei Mischfonds ging der Absatz von 41,8 auf 12,5 Mrd. Euro zurück. Auch bei Immobilienfonds schwächte sich das Interesse der Anleger ab. In dieser Kategorie gab es Zuflüsse von 4,5 (i.V. 7,2) Mrd. Euro.

Die offenen Spezialfonds konnten immerhin 62,2 Mrd. Euro einsammeln im Jahresverlauf, was allerdings auch deutlich weniger war als im Vorjahr mit 131,4 Mrd. Euro. Das Neugeschäft wurde vor allem getragen von Altersvorsorgeeinrichtungen, von denen 56 Mrd. Euro stammten. Dies war noch einmal mehr als im Vorjahr, als sie mit 37 Mrd. Euro die Absatzliste angeführt hatten.

Der Blick auf die einzelnen Anbieter zeigt ein durchaus differenziertes Bild. Bei Wertpapier-Publikumsfonds konnte an der Spitze Union Investment 2,3 Mrd. Euro einsammeln, gefolgt von der DekaBank mit 1,6 Mrd. Euro. Die anderen beiden großen Anbieter verzeichneten Abflüsse: Allianz Global Investors von 7,9 Mrd. Euro und die DWS von 2,1 Mrd. Euro. Auch Blackrock verzeichnete ein Minus von 2,2 Mrd. Euro. Vom üppigen Spezialfondsgeschäft sammelte mit Abstand an meisten HSBC Trinkaus ein, die bei Wertpapier-Spezialfonds auf 47,4 Mrd. Euro kamen.

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