Fondsgesellschaft

Monega wagt den Sprung nach Luxemburg

Mit der Gründung einer Niederlassung in Luxemburg hofft die Kölner Fondsgesellschaft Monega auf Vertiefung und Erweiterung ihres Geschäfts. Gerade von dort kam im vergangenen Jahr ordentlich Schwung.

Monega wagt den Sprung nach Luxemburg

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt

Die Kölner Fondsgesellschaft wagt den Sprung nach Luxemburg. Die neue Niederlassung ist bereits registriert, seit Jahresbeginn sind zwei Mitarbeiter vor Ort, operativ soll es bis Ende des ersten Quartals losgehen. „Unsere Partner haben uns motiviert, dort aktiv zu werden, damit sie mit uns auch in Luxemburg kooperieren können, zudem hoffen wir auf neue Kunden mittlerer Größe, also auf Vertiefung wie auch Er­weiterung unseres Geschäfts“, erläutert Geschäftsführer Christian Finke der Börsen-Zeitung die Entstehungsgeschichte. „Wir wollen zunächst über den europäischen Fonds-Pass Publikumsfonds betreuen und perspektivisch auch AIF – es ist für uns ein großer Schritt“, ergänzt der zweite Geschäftsführer Bernhard Fünger.

Dass Luxemburg als größer europäischer Standort bei der Fondsauflage im Assetmanagement-Geschäft große Sprünge nach vorn bringen kann, zeigte sich auch im zurückliegenden Jahr. Denn Monega konnte im Geschäftszweig Finanzportfolioverwaltung ein großes Mandat aus Luxemburg angeln. In diesem Be­reich agiert die Gesellschaft als Fondsmanager etwa für andere Kapitalverwaltungsgesellschaften oder institutionelle Kunden. Das neue Mandat für einen Spezialfonds aus dem Großherzogtum spülte gleich mal rund 800 Mill. Euro in den Bestand. Damit wurde das Gesamtvolumen in diesem Bereich quasi verdoppelt, der rund 1,3 Mrd. Euro groß ist und zwei Luxemburger und zwei deutsche Mandate umfasst.

Der Luxemburger Batzen sorgte trotz der Kapitalmarktturbulenzen infolge von Ukraine-Krieg, Energiepreisexplosion und Rezessionsängsten dafür, dass Monega alles in allem bei den Nettomittelzuflüssen mit 1,2 Mrd. Euro das Niveau des guten Vorjahres (0,9 Mrd. Euro) übertreffen konnte. Das verwaltete Vermögen zog gegenüber Ende 2021 von 6,9 auf 7,3 Mrd. Euro an – davon können nicht viele Assetmanager derzeit berichten. „Das große Mandat aus Luxemburg hat uns sehr dabei geholfen, uns gegen die Abwärtsbewegungen an den Märkten stemmen zu können“, unterstreicht Fünger.

Neben der Finanzportfolioverwaltung sorgte auch das Geschäft mit den Spezialfonds dafür, dass frisches Geld hereinkam. Neu aufgelegte wie auch übernommene Fonds spielten dabei eine Rolle. Die Zuflüsse lagen bei rund 400 (i.V. 300) Mill. Euro, das verwaltete Vermögen stieg von 3 auf 3,2 Mrd. Euro. „Das Interesse der institutionellen Kunden dreht sich angesichts der Zinswende vor allem um rentenlastige Neuanlagen, hier sind die Zinssätze endlich wieder attraktiv geworden nach langer Zeit“, erzählt Finke. Die Zahl der Spezialfonds kletterte damit ordentlich von 18 auf 24.

Bei den Publikumsfonds war das Neugeschäft leicht negativ nach rund 350 Mill. Euro zuvor, die Zahl der Produkte ging von 71 auf 68 zurück. Das verwaltete Volumen fiel daher deutlich ab von 3,2 auf 2,7 Mrd. Euro – auf den Stand von Ende 2020. Bei den Publikumsfonds arbeitet Monega mit Partnern im Fondsmanagement zusammen und ist somit für Auflage und Administration zuständig. Von den 68 Publikumsfonds stammen 58 aus diesen Kooperationen, die wiederum die Zusammenarbeit nach der vereinbarten Zeit auch kündigen können, was die rückläufige Zahl der Produkte erklärt. Neu hinzu dagegen kam im vergangenen Jahr etwa der auf Nachhaltigkeit spezialisierte Vermögensverwalter Murphy & Spitz.

Angesichts der sehr kleinen Größe von Monega waren im zurückliegenden Jahr die verpflichtenden Umstellungen in den Verkaufsdokumenten und Informationsblättern für die Fonds im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsregulierung ein großer Kraftakt. „Die neuen Vorschriften rund um ESG haben uns sehr beschäftigt, wir mussten den Datenhaushalt erweitern, neue Finanzkennziffern ausweisen, neue Schnittstellen schaffen – das war und ist ein dickes Brett“, zählt Finke auf. „Es war ein administrativ sehr aufwendiges Thema für unsere Kapitalverwaltungsgesellschaft, hier fehlten auch Umsetzungshinweise“, moniert Fünger. Auch externe Hilfe musste dazu gekauft werden, etwa bei einem Anwalt sowie eine Software für die Erstellung der neuen Dokumente. Alles in allem beziffert Fünger die Umstellungskosten auf einen mittleren sechsstelligen Betrag.

Ein Drittel des Geschäfts bei Publikumsfonds von Monega geht in als nachhaltig eingestufte Fonds nach der EU-Offenlegungsverordnung. Insbesondere das Mikrofinanz-Angebot steht dabei im Zentrum, also Kredite oder Sparmöglichkeiten jenseits von Banken in Entwicklungsländern. Durch die seit August verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen der Anleger bei der Beratung hätten mehr Partner als zuvor Interesse signalisiert, den neuen Anforderungen für nachhaltige Fonds entsprechen zu wollen, um auf die Empfehlungslisten der Vertriebe zu kommen, so Fünger. „Aber ein höheres Interesse der Anleger durch die verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung konnten wir in 2022 nicht feststellen.“ Zugleich aber könne man aber auch nicht von einem gewachsenen Misstrauen der Anleger gegenüber den Produkten berichten infolge des Greenwashing-Verdachts der Deutsche-Bank-Tochter DWS.

Die 1999 gegründete und aktuell 39 Mitarbeiter umfassende Monega, die einst in weiten Teilen den Sparda-Banken gehörte, zählt nur noch die Sparda-Bank West mit 10 % zu ihren Anteilseignern. 45 % werden weiterhin von dem DEVK gehalten, der wie die Sparda-Banken den Eisenbahnern eng verbunden ist, und 45 % von der Mobet Beteiligungsgesellschaft, an der auch Finke und Fünger beteiligt sind. Für den laufenden Turnus planen Fünger und Finke mit Nettomittelzuflüssen jenseits von 500 Mill. Euro.

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