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Morningstar baut China-Präsenz kräftig ab

Morningstar verringert ihre Präsenz in Shenzhen und verlagert viele Stellen u.a. nach Chicago, Mumbai und Toronto. Hintergrund sind insbesondere die Corona-Restriktionen und die Einschränkungen für ausländische Fachkräfte.

Morningstar baut China-Präsenz kräftig ab

nh Schanghai

Wachsende Herausforderungen beim operativen Ge­schäftsauftritt in China veranlassen immer mehr global aufgestellte Fi­nanzdienstleister, ihre Personal- und Ressourcenaufstellung zu überdenken. Jüngstes Beispiel ist der bekannte Informations- und Ratinganbieter für die Fondsbranche Morningstar, der seinen mehr als 1 000 Mitarbeiter zählenden Brückenkopf in der Metropole Shenzhen nahe Hongkong stark zurechtstutzt. Das Revirement be­trifft mehrere Hundert Mitarbeiter und führt zu einer Verlagerung von bislang chinabezogenen Stellen an andere Standorte, darunter Chicago, Mumbai und Toronto.

Morningstar-Chef Kunal Kapoor be­gründet den Schritt mit der wachsenden Komplexität des Geschäftsumfeldes in China und einer neuen Strategie für die dortige Markterschließung. Grundsätzlich werde Morningstar aber daran festhalten, chinabezogene Marktdaten vor Ort zu sammeln und zu verwerten. Morningstar ist seit 2003 auf dem Festland mit einem großen Stützpunkt im Technologie-Cluster Shenzhen und einem Büro in Schanghai präsent.

Der partielle Rückzug von Morningstar kann als Fingerzeig dafür gesehen werden, dass US-Finanzdienstleister sensibler auf Standortnachteile reagieren, die sich aus einer wachsenden regulatorischen und politischen Überfrachtung des Geschäftsauftritts ausländischer Unternehmen in China ergeben. Als besonderes Ärgernis sind die seit dem Pandemieausbruch im Jahr 2020 währenden Einreisesperren und Visumsbeschränkungen für ausländische Fachkräfte hinzugekommen. In diesem Jahr ist die Situation durch Chinas drakonische Corona-Restriktionen und den zweimonatigen Lockdown in Schanghai weiter verschärft worden.

Parallel dazu belasten die politischen Umwälzungen und die weitgehende Abschaffung bürgerlicher Freiheiten in der Sonderverwaltungszone Hongkong als wichtigstem internationalem Finanzplatz in Asien. In Verbindung mit ebenfalls scharfen Corona-Restriktionen führen sie zu radikalen Veränderungen der Arbeitsbedingungen für ausländische Fachkräfte. Dies führt insbesondere auch im Assetmanagement-Geschäft zu Anpassungsreaktionen von ausländischen Firmen, mit einer Tendenz zur verstärkten Hinwendung nach Singapur.

Jüngstes Beispiel ist das knapp 130 Mrd. Dollar schwere Investmentvehikel der ölreichen kanadischen Provinz Alberta, das sich für die Eröffnung ihres ersten Asienbüros nun gegen Hongkong und für Singapur entschieden hat.

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