Deutsche Bank

Nicht nur die Investment Bank glänzt

Die Deutsche Bank ist stark ins Jahr gestartet. Mit einem Gewinn nach Steuern von einer Milliarde Euro erreichte das Institut das beste Quartalsergebnis seit sieben Jahren.

Nicht nur die Investment Bank glänzt

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Der Deutschen Bank gelingt es immer besser, die Investoren davon zu überzeugen, dass sie den Turnaround schafft. Nachdem die Ergebnisse des ersten Quartals die bereits hochgesteckten Erwartungen der Analysten auf ganzer Länge übertrafen, sprang der Aktienkurs am Mittwoch im Handelsverlauf um mehr als 10 % über die Marke von 11 Euro.

Wie das Institut mitteilte, erzielte es in den ersten drei Monaten des Jahres einen Gewinn von 1 Mrd. Euro nach Steuern, das beste Ergebnis seit sieben Jahren. Analysten hatten im Schnitt mit etwa der Hälfte gerechnet. In der sogenannten Kernbank, also den Geschäften, die das Institut auch nach dem Abschluss des laufenden Konzernumbaus weiterführen will, verdoppelte die Deutsche Bank den Angaben zufolge ihren Gewinn auf 2,0 Mrd. Euro.

Wie bereits in den Vorquartalen entfiel der Löwenanteil davon auf das dank Börsenboom florierende Investment Banking. Hier verzeichnete die Deutsche Bank ein Gewinnplus von 134 % auf 1,5 Mrd. Euro. Wie Analysten anerkennend bemerkten, konnten sich jedoch auch die Fortschritte der übrigen Sparten durchaus sehen lassen. So legten die Gewinne der Unternehmensbank um 90% auf 229 Mill. Euro zu, die der Privatkundenbank um 92% auf 274 Mill. Euro und die der Vermögensverwaltung um 66% auf 183 Mill. Euro.

Steigende Erträge

„Das erste Quartal ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Deutsche Bank in allen vier Geschäftsbereichen auf dem richtigen Weg ist und nachhaltig profitabler wird“, ließ sich Vorstandschef Christian Sewing zitieren. „Wir haben unsere Erträge im Vergleich zu einem bereits starken Vorjahresquartal erneut gesteigert und bleiben gleichzeitig diszipliniert bei Risiken und Kosten“, ergänzte er und bekräftigte die Zuversicht, die für 2022 gesetzten Restrukturierungsziele zu erreichen.

Durch die Konzentration auf Geschäftsfelder, in denen sie besonders stark ist, Automatisierung und andere Rationalisierungsmaßnahmen baut die Deutsche Bank derzeit konzernweit rund 18 000 Stellen ab. Auf diese Weise will das Institut von 2022 an eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von 8 % erzielen. Angesichts der im ersten Quartal erzielten Nachsteuerrendite von 7,4 % scheint dieses Ziel realistischer zu werden. Auch mit Blick auf das laufende Jahr legte Sewing mehr Zuversicht an den Tag. Zwar traut er sich auch weiterhin keine konkrete Ergebnisprognose zu, doch statt leicht rückläufiger stellt er nun im Vorjahresvergleich stabile Erträge in Aussicht. Einmal mehr stützt er sich dabei vor allem auf das Investment Banking, das in den von der Restrukturierung geprägten vergangenen zwölf Monaten der einzige Wachstumstreiber war (siehe Grafik).

Margendruck ausgleichen

Es mehrten sich die Anzeichen dafür, dass sich ein „erheblicher Teil“ des seit 2019 verzeichneten Umsatzwachstums der Investmentbank als nachhaltig erweisen werde, schrieb Sewing in einem auf der Website veröffentlichten Brief an die Beschäftigten. Zugleich erwartet das Management offensichtlich auch in den zinsabhängigeren Sparten inzwischen Licht am Ende des Tunnels: „Wir sind zuversichtlich, dass die Auswirkungen des niedrigen Zinsniveaus im Jahresvergleich unsere Umsatzerlöse sowohl in der Unternehmensbank als auch in unserer Privatbank allmählich weniger belasten werden.“

So hat nach Angaben der Deutschen Bank das Wachstum sowohl im deutschen als auch im internationalen Privatkundengeschäft bereits im ersten Quartal den anhaltenden Margendruck aufgrund des niedrigen Zinsniveaus ausgeglichen. Auch die Mittel aus dem laufenden Programm der Europäischen Zentralbank zur gezielten längerfristigen Finanzierung (Targeted Long-Term Refinancing Operation/TLTRO) halfen. Nicht unerwähnt lässt die Deutsche Bank auch die gestiegenen Provisionseinnahmen aus Anlagen- und Versicherungsprodukten.

Neben der neu entdeckten Liebe vieler Bundesbürger für Wertpapiere und Fonds dürfte sich auch ein Abschiedsgeschenk auszahlen, das der inzwischen als Vorstandschef zur Commerzbank gewechselte frühere Spartenchef Manfred Knof hinterlassen hat. Seine Entscheidung, die Vertriebsvereinbarungen mit den Versicherungspartnern vorzeitig auszuschreiben, soll der Deutschen Bank in den kommenden Jahren nach unbestätigten Informationen aus der Branche bis 2032 zusätzliche Erträge von insgesamt 3,8 Mrd. Euro in die Kasse spülen (vgl. BZ vom 5.6.2020).

Höhere Preise

Der Unternehmensbank gelang es dem Vernehmen nach, dem Zinstief durch Preissteigerungen ein Schnippchen zu schlagen. Bis zum Quartalsende hätten neue Vereinbarungen in Höhe von beachtlichen 83 Mill. Euro gegolten, teilte das Institut mit. Auch hier machte die Deutsche Bank von den TLTRO-Programmen Gebrauch. Die Voraussetzung hierfür hatte das Institut durch zusätzliches Kreditwachstum erfüllt.

Bei den Analysten verfehlten die Gewinnzuwächse von Privatkunden- und Unternehmensbank ihre Wirkung nicht. Wie UBS-Analyst Daniele Brupbacher wohlwollend konstatierte, übertraf die Deutsche Bank die jeweiligen Konsensschätzungen prozentual zweistellig. „Das gefällt uns, denn es zeigt, dass die Ergebnisse der Deutschen Bank weniger vom Investment Banking abhängig sind.“

Lob statt Hochstufung

Trotz vieler lobender Kommentare bleiben die meisten Analysten mit Blick auf das weitere Kurspotenzial der Aktie vorsichtig. Die Kursziele von UBS (9,30 Euro), Barclays (10 Euro), Morgan Stanley (7,50 Euro) und Citi (10,19 Euro) liegen deutlich unter dem aktuellen Kursniveau der Deutschen Bank. Wie Citi-Analyst Jens Ehrenberg ausführte, glaubt er nicht daran, dass das Institut sein Renditeziel erreichen kann, wenn die Bonanza an den Märkten endet.