Investmentfonds

Nur ein Zwischen­tief im Asset­management

Auch wenn die Bilanz des vergangenen Jahres verheerend ausfällt - langfristig bleiben die Wachstumstrends der Fondsbranche intakt.

Nur ein Zwischen­tief im Asset­management

Es war kein schönes Jahr für die deutsche Fondsbranche: Nach jahrelangem Boom und dem Ausnahmejahr 2021 war ohnehin klar, dass 2022 mit der Zinswende das Manna nicht länger vom Himmel fällt. Doch der Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen wie Börsenabsturz, Energiekrise, drastischen Zinsschritten der Notenbanken und Konjunkturflaute ließ den Absatz der Gesellschaften viel heftiger einbrechen als erwartet. Das Neugeschäft betrug fast nur noch ein Fünftel des Vorjahres, das verwaltete Vermögen schmolz um mehr als ein Zehntel dahin auf 3,8 Bill. Euro. Doch es ist nur ein Zwischentief. Zwar bleibt das Fondsgeschäft auch künftig abhängig von den Schwankungen an der Börse, aber die langfristigen Treiber des Assetmanagements sind intakt.

Da ist zuvorderst das Geschäft mit der Altersvorsorge. Hier geht es nicht nur um die üppigen Spezialfonds der Lebensversicherer oder Pensionskassen, die den Assetmanagern Milliardensummen zum Verwalten bringen. Auch die private Vorsorge wird angesichts des demografischen Wandels immer spannender – zumal es die Fondsbranche als einer der Teilnehmer in der Fokusgruppe der Bundesregierung zur Reform der Altersvorsorge aktuell selbst in der Hand hat, das tote Pferd Riester-Rente durch ein neues Anlageangebot zu ersetzen. Der BVI spricht sich für ein neues Altersvorsorgeprodukt auf Basis von Fondssparplänen aus. Fondssparpläne spielen seit einigen Jahren eine gewichtige Rolle im Privatkundengeschäft bei den großen Anbietern wie Union Investment und DekaBank. Auch wenn die Interessen der Versicherer in der Fokusgruppe anders gelagert sind, die eine Bürgerrente wollen – die Chancen stehen nicht schlecht für die Fondsanbieter, dass ihr Konzept so oder so ähnlich umgesetzt wird.

Ein weiterer schwergewichtiger Treiber für das zukünftige Geschäft der Fondsbranche ist der Wandel der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit. In den nächsten Jahrzehnten sind hier Milliardensummen gefragt, die investiert werden müssen. Bei der Finanzierung des Green Deal kommt der Fondsbranche eine Schlüsselrolle zu. Institutionelle Anleger haben ein starkes Interesse an Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur, Privatanleger interessieren sich vermehrt für nachhaltige Geldanlagen.

In diesem Zusammenhang, aber auch ganz grundsätzlich ist es für die deutschen Fondsgesellschaften von zentraler Bedeutung, dass sich die EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness in Brüssel mit ihrem Vorhaben nicht durchsetzt, die provisionsbasierte Beratung zu verbieten. Denn in Deutschland ist die Verknüpfung zwischen Bankvertrieben und Assetmanagern besonders eng. Da der politische Widerstand aber nicht nur aus Deutschland groß ist, droht wohl hier kein Ungemach.

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