Credit Suisse

Regulator auf der Bremse

Die angeblich erforderliche Stärkung des Eigenkapitals bei Credit Suisse ist womöglich die Folge der Finma-Politik. Die Aufsichtsbehörde könnte sich damit selbst ein Problem einhandeln.

Regulator auf der Bremse

Die Credit Suisse sorgt wieder einmal für wenig erbauliche Schlagzeilen. Die Nachrichtenagentur Reuters ventilierte am Dienstag unter Verweis auf zwei anonyme Quellen, die Bank plane Maßnahmen zur Stärkung des Kapitals. Optionen seien eine Kapitalerhöhung oder die Veräußerung der Assetmanagement-Sparte. Die Bank dementiert: Sie erwäge derzeit keine Aufnahme von zusätzlichem Eigenkapital. Mit einer Kernkapitalquote von 13,8 % und einer Leverage Ratio von 4,3 % sei die Gruppe solide kapitalisiert. Das Ganze tönt auf Anhieb ganz nach einer klassischen Medienente, aber es könnte mehr dahinterstecken.

Das Problem der Credit Suisse ist nicht die konsolidierte Kapitalquote, sondern die Kapitalquote des Schweizer Stammhauses. Diese lag zum Ende des vergangenen Jahres mit 9,5 % weiter unter der von 2028 an deutlich geltenden Anforderung von rund 10,7 %. Grund dafür könnte die im vergangenen Jahr angekündigte Restrukturierung der Investment Bank sein, die zu einer tieferen Bewertung der entsprechenden Beteiligung in der Stammhaus-Bilanz führte. Zur Deckung der Eigenkapitallücke im Stammhaus hatte die Bank bis vor Kurzem eine Eigenkapitalrepatriierung aus Großbritannien im Umfang von rund 8 Mrd. sfr im Sinn. Eine Umstrukturierung der Credit-Suisse-Organisation auf der Insel macht eine solche Kapitalrückführung im Prinzip möglich – aber nur, wenn die ­Aufsichtsbehörden zustimmen. Möglicherweise sind die britischen Regulatoren mit Blick auf potenzielle Rechtshändel von Credit Suisse (Mosambik/Greensill) aber vorsichtiger geworden und halten das Kapital zurück.

Als Alternative würde sich eine Aufwertung der Beteiligung des Stammhauses am gut laufenden Schweizer Geschäft aufdrängen, mit der sich die geschrumpfte Bewertung der Beteiligungen an den Auslandstöchtern kompensieren ließe. Aber dafür braucht Credit Suisse die Zustimmung der Schweizer Finanzmarktaufsicht. Diese verlangt bei der Bewertung der Stammhaus-Töchter grundsätzlich das Niederstwertprinzip. Doch die Finma könnte auch die Anwendung des Fair-Value-Prinzips zulassen und der Bank damit Scherereien ersparen. Aber offenbar steht auch der Schweizer Regulator auf der Bremse. Ironischerweise könnte er sich damit selbst ein Problem einhandeln. Denn wenn die an sich ausreichend kapitalisierte Credit Suisse eine Kapitalerhöhung durchführen muss, gibt sie dem Markt ein Signal, das dieser falsch interpretieren kann. Einen Vorgeschmack darauf gibt die Börsenreaktion am Dienstag. Die Aktien verloren aufgrund der irritierenden Ge­rüchte 5% an Wert.

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