Finanzkonzern

Schlussspurt sorgt bei W&W für höheren Gewinn

Der Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische übertrifft seine Ziele. Das Bewertungsergebnis ist durch die Zinswende aber schwer belastet, dafür gibt es einen Rekord beim Bausparen.

Schlussspurt sorgt bei W&W für höheren Gewinn

spe Stuttgart

– Der Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) hat mit einem Jahresüberschuss von 261,5 Mill. Euro 2022 seine selbst gesetzten Ziele übertroffen, bleibt aber hinter dem Vorjahreswert von 352,2 Mill. Euro zurück. Nachdem die W&W noch zum dritten Quartal einen Gewinnrückgang vermeldet hatte, konnte durch ein starkes Schlussquartal mit einem Ergebnisbeitrag von 101,3 Mill. Euro der prognostizierte Jahreswert von 250 Mill. Euro übertroffen werden. Wie der Vorstandsvorsitzende Jürgen Junker am neuen Unternehmenssitz Kornwestheim sagte, ist dieser Schub insbesondere auf starke Neugeschäftsimpulse im Bausparen und bei Schaden- und Unfallversicherungen zurückzuführen. Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand nun mit einem insgesamt stabilen Ergebnis im Rahmen einer angestrebten Zielspanne von 220 bis 250 Mill. Euro.

Indessen sei die Bilanz 2022 durch einen „signifikanten Abschwung“ des Bewertungsergebnisses nach IFRS-Rechnungslegung auf −1,34 Mrd. (i.V. 505,1 Mill.) Euro gekennzeichnet gewesen, wie der CFO Alexander Mayer sagte. Der Vorstand geht aber davon aus, dass sich die durch die Zinswende entstandenen Ergebnisbelastungen bis zum Laufzeitende der eigenen Kapitalanlagen weitgehend wieder umkehren werden. Junker betonte, dass die negativen Bewertungseffekte nach IFRS-Rechnungslegung getrennt vom operativen Geschäft zu betrachten seien.

So schrieb die Bauspartochter Wüstenrot mit einem laut Junker deutlich über dem Markt liegenden Plus des Bruttovolumens von 59,4 % auf 18,7 Mrd. Euro das beste Neugeschäft ihrer Geschichte. Als Gründe für diese Entwicklung nannte der CEO den starken Anstieg der Hypothekenzinsen nach dem Ende der Niedrigzinsphase wie auch die Attraktivität von energetischen Sanierungen aufgrund der hohen Energiepreise sowie die gute Resonanz auf neue Bausparprodukte, etwa für klimaschützende Investitionen. Bremsspuren machten sich dagegen in der Baufinanzierung bemerkbar, die inklusive der Vermittlung in Fremdbücher um 6,1 % auf 6,4 Mrd. Euro zurückging. Hierin spiegelten sich der Zinsanstieg, hohe Immobilienpreise oder gestiegene Baukosten wider, so Junker. Betrachtet man das Neugeschäft der Baufinanzierung, das nur in die eigenen Bücher der Wüstenrot floss, gab es noch ein Plus von 4,9% auf 4,8 Mrd. Euro. Aufseiten der Württembergischen Versicherung trugen bei den Sachversicherungen den Angaben zufolge alle Segmente zu einem Wachstum von 6,6 % auf 2,3 Mrd. Euro gebuchte Bruttobeiträge bei. Bei Personenversicherungen gab es ein Plus von auf 2,5 Mrd. Euro gebuchte Bruttobeträge.

Nachdem die W&W bereits vor sechs Jahren mit ihrer digitalen Transformation begonnen hatte, zählt die Digitalmarke „Adam Riese“ des Konzerns nun mehr als 350 000 Kundinnen und Kunden, nach 220 000 Ende 2021 – fast alles Neukunden. Im Februar hatte der Konzern eine neue, sechs Hektar große Betriebsstätte bezogen und damit ihren Sitz von Ludwigsburg ins benachbarte Kornwestheim verlegt. Die W&W-Campus genannte Immobilie kostete um die 500 Mill. Euro und bietet rund 4 000 hochmoderne Arbeitsplätze plus 2 000 flexible Arbeitsorte. Junker betonte, dass es gelungen sei, das Projekt nach zehnjähriger Planung im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen fertigzustellen.

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