IAIS-Bericht

Versicherungs­aufseher misstrauen Private Equity

Niedrige Zinsen, Kredit- und Cyberrisiken sind nach Ansicht der Versicherungsaufseher rund um den Globus die Hauptprobleme der Branche. Skeptisch betrachten sie auch das Engagement von Private Equity.

Versicherungs­aufseher misstrauen Private Equity

ak Köln

Der Einstieg von Private Equity als Investor in Lebensversicherer und Lebensrückversicherer treibt die Aufsichtsbehörden um. Für die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufseher (IAIS) gehört dieser Trend zu den Risiken, die in der Branche derzeit am intensivsten beobachtet werden müssen. In der vergangenen Dekade seien Private-Equity-Investoren verstärkt in Lebensversicherungsgeschäfte eingestiegen, schreibt die IAIS in ihrem neuen Global Insurance Market Report. Dieser Trend habe sich in den vergangenen zwei Jahren noch verstärkt. Private Equity als Eigentümer beinhalte jedoch potenzielle Risiken – für Versicherungskunden als auch für die Finanzstabilität insgesamt, da mit einer Verbindung von Private Equity und Lebensversicherung die Bedeutung einer solchen Versicherungsgruppe im Finanzsystem steige.

Cybergefahren wachsen

Die Aufsichtsbehörden seien noch dabei, die Implikationen von Private Equity als Investoren vollständig zu evaluieren. Die einen befürchteten Risiken durch steigende Exposures, was Private Placements und Private-Label-Verbriefungen – genannt werden CLOs – angeht. Andere Aufseher verweisen aber auch auf mögliche Synergien angesichts der hohen Investmentexpertise von Private-Equity-Häusern, die auch für das Kapitalanlageportfolio eines Lebensversicherers genutzt werden könne.

Neben den Niedrigzinsen und dem Einstieg von Private Equity hält die IAIS Kreditrisiken sowie Cyberrisiken für die Gefahren, die die Branche am stärksten beachten muss. Einige Aufsichtsbehörden sehen Cybergefahren bereits als systemisches Risiko an. Die Anfälligkeit kommt nach Ansicht der IAIS vor allem durch die zunehmende Abhängigkeit von einer kleinen Zahl von IT-Dienstleistern, was zu einem noch konzentrierteren Risiko führt.

Die Pandemie wiederum hat die Versicherer weltweit nicht so stark erschüttert. Die IAIS hält die Branche für resilient – sowohl in finanzieller als auch in operativer Hinsicht. Die Solvenzquoten hätten Ende 2020 durchschnittlich zwar unter den Werten von 2019 gelegen, doch in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres sei schon wieder ein Aufwärtstrend erkennbar gewesen. Auch die Profitabilität hat durch die Auswirkungen der Pandemie abgenommen, allerdings hätten die Versicherer durch Maßnahmen wie Dividendenkürzungen und reduzierte Aktienrückkäufe sowie verschärftes Monitoring von Solvenz und Liquidität gegengesteuert.

Die Ergebnisse des Reports stützen sich auf die Daten von fast 60 der größten Versicherungsgruppen weltweit, die zusammen gut 90% des Marktes abdecken. In der IAIS sind Aufseher aus weltweit mehr als 200 Jurisdiktionen vertreten. Der 1994 gegründeten Institution kommt eine wichtige Rolle bei der Harmonisierung der Regeln für die Branche zu.

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