Michael Ebner, KGAL

Wachstumsmarkt erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien (Renewables) werden als Investitionsobjekt immer beliebter. Die KGAL sieht sich mit ihren Fonds als einer der großen Geldgeber in diesem Bereich. 3,2 Mrd. Euro hat die in Privatbesitz befindliche Unternehmensgruppe aktuell je...

Wachstumsmarkt erneuerbare Energien

Von Thomas List, Frankfurt

Erneuerbare Energien (Renewables) werden als Investitionsobjekt immer beliebter. Die KGAL sieht sich mit ihren Fonds als einer der großen Geldgeber in diesem Bereich. 3,2 Mrd. Euro hat die in Privatbesitz befindliche Unternehmensgruppe aktuell je zur Hälfte in Windkraft und Fotovoltaik investiert, rund ein Fünftel der gesamten Assets under Management von 15,2 Mrd. Euro (Stand Ende 2020). „Erneuerbare Energien machen wir seit rund 20 Jahren“, sagt Michael Ebner, in der Geschäftsführung der KGAL Investment Management GmbH & Co. KG verantwortlich für den Bereich Infrastructure, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Mehr als 150 Einzelassets

Die mehr als 150 Einzelassets stecken in neun Publikumsfonds und Private Placements, vier institutionellen Fonds und einem Direktmandat. Geschlossene Publikumsfonds für Privatanleger bietet KGAL seit mehr als zehn Jahren nicht mehr an. Zielkunden sind seitdem institutionelle Investoren, also Versicherer, Pensionskassen und Versorgungswerke – europaweit, wie Ebner be­tont. „Unser aktuell im Fundraising befindlicher Fonds ‚ESPF 5‘ soll ähnlich wie der Vorgänger ein Eigenkapitalvolumen von 750 Mill. Euro erreichen und vor allem in Onshore- und Offshore Windenergie sowie Fotovoltaik investieren.“ Dabei geht es um Spätphasen-Projektentwicklungen (Late Stage), die bis zur Realisierung zwischen ein und drei Jahren benötigen, aber auch um Projekte in einer späteren Lebenszyklusphase, die nicht gut gemanagt werden. Bestandsobjekte sind Ebner zu teuer.

Die typische Zeichnungshöhe liegt zwischen 10 und 50 Mill. Euro, es gebe aber auch Zeichnungen in dreistelliger Millionenhöhe. In den Fonds befinden sich jeweils zwischen 20 und 40 Investoren. Die Renditen sind in den vergangenen Jahren gesunken, weil die alten staatlichen Vergütungssysteme ausgelaufen sind oder umgewandelt wurden in Ausschreibungsmodelle wie hierzulande. Das deutsche Modell bezeichnete Ebner als noch eines der investorenfreundlichsten Modelle in Europa.

Grundsätzlich sind Betreiber einer Erneuerbaren-Energie-Anlage zu­neh­­mend von den Marktpreisen am Strommarkt abhängig. „Diese Ab­hängigkeit lässt sich durch langfristige Stromabnahmeverträge mit Großverbrauchern, Versorgern oder Stromhändlern reduzieren.“

Renditen differieren stark

Deshalb gebe es unterschiedliche Renditekorridore. „In Deutschland und Frankreich sind die relativ niedrig, im Solarbereich 3,0 bis 3,5% und im Onshore-Windbereich 4 bis 6%, in Osteuropa sogar 7 bis 8%, bei entsprechendem Risikoappetit sogar zweistellig. Die Rendite lässt sich durch frühzeitige Verkäufe von Projekten erhöhen, bei Windprojekten in Deutschland zum Beispiel auf 6 bis 7%.“ Für ältere, langfristig anlegende Fonds gibt Ebner die Internal Rate of Return (IRR), also den internen Zinsfuß, mit 8% an, bei jüngeren mit rund 5%. Der neue, jetzt in der Vermarktung befindliche Fonds ESPF 5 strebt eine Rendite von 7 bis 9% an. Dies soll durch Verkäufe von Projekten schon nach einer Haltedauer von drei bis sieben Jahren erreicht werden.

KGAL setzt aktuell auf Total-Re­turn-Fonds mit einer Laufzeit von zehn bis zwölf Jahre. Dagegen werden bei ausschüttungsorientierten Fonds die Assets 20 bis 25 Jahre gehalten, also dem Ende der technischen Nutzungsdauer. Dem In­vestor wird sein eingesetztes Kapital als Teil der Ausschüttung im Ge­gensatz etwa zu Immobilien innerhalb der betrieblichen Nutzungsdauer des Assets ausgezahlt. „Wenn wir eine län­gere Le­bensdauer der Anlagen er­möglichen können, werden wir den In­vestoren dann Anschlusskonzepte anbieten, bei denen der Investor im Fonds bleibt, vielleicht sogar noch Geld nachschießt für Neuinvestitionen.“

Für die Zukunft setzt Ebner auf zwei Themen: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (Generation) und Technik für die Energiewende (Transition). „Wir brauchen deutlich mehr und saubere Elektrizität, um die notwendige Dekarbonisierung unserer Gesellschaft zu erreichen“, beschreibt Ebner den ersten Trend. „Für den zweiten Teil der Energiewende brauchen wir neue Technologien wie grünen Wasserstoff, aber z.B. auch eine umfassende Lade-Infrastruktur für den Transportsektor. Es muss mehr Möglichkeiten geben, die anderen Sektoren mit dekarbonisierter Energie und den dazu notwendigen Technologien zu versorgen. Da sehen wir enorme Wachstumspotenziale für unser Haus.“

Aktuell sollen diese beiden Pfade parallel gegangen werden, in zwei bis drei Jahren könnten beide aber auch zusammengeführt werden in eine nachhaltige Infrastruktur, die über Fonds finanziert wird.

Durch den zunehmenden Bestand bei Generation und Transition Assets will die Fondsgesellschaft diversifizierte Strategien verfolgen. „Zum einen werden wir weiter höher rentierliche und kürzer laufende Produkte anbieten, es gibt aber immer mehr Investoren, die ul­tralangfristig anlegen wollen, die lau­fende Ausschüttungen im Blick haben und dabei niedrigere Renditen in Kauf nehmen.“